Schrobenhausen
"Karlheinz ist etwas sperrig"

Schrobenhausens Stadtoberhaupt Stephan wird am Montag 60 Jahre alt - Nachmittags Feier für die Bürger im Pfarrsaal St. Jakob

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
Szenen eines Bürgermeisterlebens: Karlheinz Stephan (v.l.) beim Fallschirmsprung, Baden am Schrannenfest, im BRK-Laden, im Wahlkampf mit Horst Seehofer, mit einem Kontrahenten Werner Lemal nach der Bürgermeisterstichwahl 2006 oder als Pinguin kostümiert. −Foto: Spindler; Tamm

Schrobenhausen (SZ) Banane, Pinguin, Chemie, Fußball - passt das zusammen?

O ja. Und es lässt sich alles sogar in einer Person vereinigen. Na, schon eine Idee, auf wen das alles passen könnte? Ja, natürlich, vollkommen richtig geraten: Karlheinz Stephan, Bürgermeister in Schrobenhausen. Am Montag feiert er seinen 60. Geburtstag im Pfarrsaal St. Jakob. Am Nachmittag dürfen auch alle Bürger von 14 bis 15.30 Uhr zu Kaffee und Kuchen im Pfarrsaal vorbeischauen.

Eigentlich gehört Karlheinz Stephan zu den Menschen, die wenig Aufhebens um ihren Geburtstag machen. Am liebsten sei er gar nicht daheim, gibt er zu. Bei seinem 50. Geburtstag vor zehn Jahren habe er das auch noch so gemacht. Doch in diesem Jahr will er es mal ganz anders versuchen. "Schauen wir mal, wie der Tag so läuft", sagt Stephan im Vorfeld seines Ehrentages. Er hat sich am Montag und Dienstag extra frei genommen. Seine Stellvertreterin Inge Eberle wird die Amtsgeschäfte übernehmen. "Ich werde auch den ganzen Tag über feiern", nimmt sich Stephan einiges vor. Am Dienstagnachmittag stempelt sich Stephan wieder ein und leitet die Haushaltssitzung im Hauptausschuss.

Es war ein Mittwoch, an dem Stephan das Licht der Welt in Schrobenhausen erblickte. Damals ahnte noch niemand, welche Rolle der Bub einmal für die Stadtgeschichte spielen sollte. Karlheinz Stephan ging zur Schule, entdeckte seine bis heute anhaltende Leidenschaft für Fußball und bekam auf dem Steingriffer Sportplatz beim SV auch seinen Spitznamen Charly verpasst. "Karlheinz ist etwas sperrig", sagt Stephan heute als Begründung für den Kurznamen.

Nach dem Abitur am Schrobenhausener Gymnasium studiert Stephan in München Chemie. Er promoviert und wird Beamter im bayerischen Umweltministerium, erarbeitet dort das erste Klimaschutzkonzept des Freistaates, fährt sogar zu den Klimaschutzgipfeln nach Buenos Aires und Mailand. Und genau dieses Thema lässt ihn auch nicht los.

Sein Leben teilt er in drei Abschnitte: Wissenschaft, Ministerium und Bürgermeister. Seit 13 Jahren ist Stephan der Chef im Rathaus. Etwas länger war er im Umweltministerium tätig. Chemie und Politik haben für ihn etwas gemeinsam: Es gehe darum, Systeme zu analysieren und Änderungen herbeizuführen. Im Labor könne ihm als Wissenschaftler niemand etwas vormachen. Da kann man experimentieren und seine Schlüsse aus den Reaktionen ziehen. Das sei prinzipiell auch in der Politik so. Doch manchmal reagierten hier die zusammengewürfelten Bestandteile anders als der Chemiker es im Labor vorhersagen könnte. Doch genau das macht für Stephan den Reiz der Arbeit als Generalist im Rathaus aus: Jeden Tag gebe es etwas Neues.

Sonst benutzt Stephan gerne die Formulierung "Das Feuer brennt noch", heute spricht er lieber von Schaffenskraft, die ihm noch innewohne. So oder so, manchen seiner Gegner wird das ein hämisches Grinsen entlocken. Wegen der Schaffenskraft will er 2020 auch wieder als Bürgermeister kandidieren. Unter zwei Voraussetzungen, wie er sagt: "Die Partei muss mich wollen und die Bürger müssen wollen. " Denn es gebe noch viel zu tun, was er bis 2026 zu Ende bringen wolle: die Umgehungsstraßen, den Hochwasserschutz, den Altstadtumbau, die Rathaussanierung. Das Bürgerzentrum möchte er zumindest noch auf den Weg bringen.

Dem zunehmenden Lebensalter und der damit verbundenen Erfahrung gewinnt Stephan selber etwas Gutes ab: Seine Wutausbrüche, für die er seit seinem Einstieg in die Stadtratsarbeit 2002 bekannt wurde, sind weniger geworden. Er ruhe mehr in sich selbst und habe gemerkt, dass es sich nicht lohne, hinterher wieder verbal zerschlagenes Porzellan zusammenzukehren: "Das kannst du dir sparen. " Heute reicht schon mal ein etwas schärfer formulierter Satz, um widerspenstigen Stadträten anzuzeigen, wer im Saal das Sagen habe.

Weniger geworden sind auch die Stadträte, die ihn beim Spitznamen Charly nennen. "Dem einen oder anderen in meiner Fraktion rutscht es manchmal raus", sagt Stephan. Doch sein Spitzname sei ausschließlich engen Freunden und den Kameraden am Sportplatz vorbehalten - auch, wenn er ihn vor 14 Jahren selber im Wahlkampf nach außen getragen habe. Dass Stephan Humor besitzt, zeigt er stets im Fasching: Beim Kehraus - heuer gibt es keinen in Schrobenhausen - hat er sich schon lustig kostümiert: mal als Rakete, als Banane oder als Pinguin.

Also, Herr Stephan, alles richtig gemacht in 60 Jahren? "Bestimmt nicht", sagt er spontan mit einem Lachen, wenn er auf die mehr 21900 Tage zurückschaut.

Jürgen Spindler