Schrobenhausen
Jeden Tag um die Demokratie kämpfen

Volkstrauertag: Karlheinz Stephan erinnert bei Gedenkfeier an die Anfänge des heutigen Staatswesens

18.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Trommler vorneweg: Mit einem Schweigemarsch durch die Schrobenhausener Altstadt zur Kriegergedächtniskapelle am Perger Platz begann die zentrale Gedenkfeier in Schrobenhausen zum Volkstrauertag. −Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) Der Opfer von Kriegen und Gewalt gedachten gestern bei der zentralen Gedenkfeier in Schrobenhausen zahlreiche Menschen. Bürgermeister Karlheinz Stephan erinnerte daran, wie wichtig es sei, für die Demokratie einzutreten. Überall im Schrobenhausener Land gab es gestern Gedenkfeiern zum Volkstrauertag.

Langsame Trommelschläge sind in der Lenbachstraße zu hören. Die Trommler des Spielmannszuges der Feuerwehr bilden die Spitze des Schweigemarsches durch die Schrobenhausener Altstadt zum Perger Platz. Bei strahlendem Sonnenschein unter blauem Himmel versammelten sich zahlreiche Menschen zur Gedenkfeier zum Volkstrauertag. Abordnungen von Schrobenhausener Vereinen und Verbänden begleiteten neben Vertretern von Behörden und aus der Kommunalpolitik den Marsch.

Der November 1918 markiere einen entscheidenden und einschneidenden Moment in unserer Geschichte, sagte Schrobenhausens Bürgermeister Karlheinz Stephan (CSU). Vier Jahre zuvor hatte der erste Weltkrieg das Leben zahlreicher Menschen gefordert. Nach dem Kriegsende habe die Zeit der Revolution begonnen, die Ära der Monarchie, die die Mitschuld an dem Krieg getragen habe, sei zu Ende gegangen. Gleichzeitig seien durch die Soldaten- und Arbeiterräte sowie die Parteien im damaligen Deutschland die Wurzeln für die heutige Demokratie gelegt worden.

Die Parteien in der jungen Republik hätten damals sehr unterschiedliche Vorstellungen vor der Demokratie gehabt, die aufgebaut werden sollte, erinnerte Stephan an die entscheidenden Momente vor 100 Jahren. Doch die wirtschaftliche Not, das Leiden der aus dem Krieg heimgekehrten Soldaten und der Verwundeten des Krieges hätten die junge Demokratie auf eine harte Probe gestellt. Die gerade aufkeimende Demokratie hatte gerade zuvor einen Krieg hinter sich gelassen, der mit dem Einsatz von Tanks und Giftgas eine neue und noch nie dagewesene Dimension erreicht hatte. Gleichzeitig habe es aber auch erstmals ein Eintreten für die Rechte der Menschen gegeben. Ein sichtbares Zeichen dafür sei die Einführung des allgemeinen Wahlrechts für Frauen gewesen, sagte Stephan weiter.

Nicht mal 15 Jahre nach den zarten Anfängen der Demokratie habe es gedauert, bis 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden sei. "Kaum an der Macht, traten die Nationalsozialisten die Menschenrechte und die Demokratie mit Füßen", so Stephan weiter. Der nächste Krieg - der zweite Weltkrieg sei von ihnen vom Zaun gebrochen worden. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges sei es ein langer Weg gewesen zum Frieden in Europa.

"Demokratie muss jeden Tag aufs Neue erkämpft werden", sagte Stephan. Sie brauche Menschen, die bereit seien, sich dafür zu engagieren. Entscheidend sei es für den Erhalt der Demokratie, sie weiter zu fördern und die positiven Erfahrungen mit der Demokratie weiterzugeben. Denn die Demokratie stehe vor schwierigen Zeiten. Nicht nur in Deutschland, sondern auch vielen anderen Ländern machten sich derzeit rechtspopulistische Strömungen immer breiter und versuchten, die Werte, für die die Demokratie stehe, auszuhöhlen. Dieser Gefahr müssten alle entschieden entgegentreten, forderte Stephan.

Schrobenhausens Pfarrer Georg Leonhard Bühler betete vor dem Kriegerdenkmal am Perger Platz für alle Menschen, die durch Kriege und Gewaltherrschaften ums Leben gekommen sind. Dabei gedachte er auch der Menschen, die wegen ihre Religionszugehörigkeit, ihrer Abstammung oder wegen ihrer sexuellen Orientierung umgebracht worden seien. Auch der Vorsitzende der Schrobenhausener Soldatenkameradschaft, die die Gedenkfeier ausrichtete, Josef Plöckl, erinnerte an alle unschuldigen Opfer von Kriegen. Er schloss in sein Gedenken auch die Bundeswehrsoldaten ein, die bei ihren Auslandseinsätzen bis heute ihr Leben gelassen hatten.

Abordnungen der Vereine und verbände legten in der Gedächtniskapelle am Perger Platz Kränze nieder. Bühler segnete die Kränze und die Gedenkstätte. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkfeier von einem Bläserensemble der städtischen Musikschule Schrobenhausen.

Jürgen Spindler