Schrobenhausen
Im Zentrum der Macht

Der Arbeitskreis Politik und Zeitgeschichte des Gymnasiums Schrobenhausen besuchte Berlin

18.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:45 Uhr
Der Politische Arbeitskreis des Gymnasiums Schrobenhausen war auf Studien- und Bildungsfahrt in Berlin. −Foto: Foto: Gymnasium Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Ein Treffen mit Horst Seehofer, ein Gespräch mit Claudia Roth, einen Rundgang im Bundeskanzleramt und noch vieles mehr erlebten die Schüler des Arbeitskreises Politik und Zeitgeschichte des Gymnasiums Schrobenhausen in Begleitung der Lehrer Birgit Bader und Christian Huber, dem Leiter des Arbeitskreises, auf ihrer Reise nach Berlin.

Die vom Bundespresseamt organisierte viertägige Studien- und Informationsfahrt erfolgte auf Einladung von Claudia Roth (Die Grünen), der aktuellen Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, die sich während ihres Besuchs am Gymnasium im Juli 2017 äußerst beeindruckt von der dort geleisteten politischen Bildungsarbeit im Nachwuchsbereich gezeigt und daraufhin diese Fahrt initiiert hatte.

Der erste Eindruck von Berlin nach der fünf Stunden langen Fahrt im modernen ICE bestand aus Dönergeruch, der gigantischen Menschenmenge am Hauptbahnhof und nach dem Verlassen von diesem auch aus dem lauten und kaum überschaubaren Autoverkehr. Kurz nach der Ankunft fand sich die Gruppe vor dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas direkt in der historischen Mitte Berlins ein, um dort im Schatten des Betons der über 2000 Stelen mehr über dieses beschämende dunkle Kapitel deutscher Geschichte zu erfahren. Auch die 14 Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, betreut von fünf Begleitern des Stadtjugendrings Augsburg, die den zweiten Teil der Gruppe bildeten, hörten aufmerksam zu, können sie doch alle, wie sich bald herausstellte, ihre ganz eigene dunkle Geschichte beitragen, nämlich die ihres Weges aus Kriegswirren, über Schlepperbanden und darüber, eingepfercht auf engstem Raum, zum Beispiel zu fünft im Kofferraum eines alten Pkws, zu sein. So war für die Schrobenhausener Schüler historische und aktuelle Geschichte schon am ersten Tag eine echte Herausforderung. Daraufhin ging es weiter zum Brandenburger Tor, dem wohl bekanntesten Bauwerk Berlins. Hier entdeckte man zwischen amerikanischen Touristen, Rikscha-Fahrern und Fußballfans einen jungen Mann, der alleine mit einem Schild mit Aufschrift "US-Militär raus aus Deutschland" in der Menge stand - einige Schüler versuchten sich dann gleich daran, eine erste politische Debatte "argumentativ siegreich" zu gestalten.

Durch diese Botschaft schon auf Politik eingestimmt, ging es am Bundestag vorbei zum Arbeitsplatz von Angela Merkel: dem Bundeskanzleramt, in dem eine äußerst informative Führung stattfand und sogar Horst Seehofer an der Gruppe vorbeihuschte.

Der zweite Tag begann direkt mit einem Planspiel, das das Retten eines Nationalparks in einem fiktiven afrikanischen Land und dessen Bevölkerung zum Ziel hatte. Hierzu wurde die Gruppe mit dem Bus in das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dessen Sicherheitskontrolle nicht ansatzweise so streng ist, wie die des Kanzleramtes, gefahren. Die Abläufe zeigten realitätsnah das Zusammenwirken verschiedenster Gruppen wie der Nationalparkverwaltung, der lokalen Politik, dem Tourismusverband, der Bevölkerung und Entwicklungshelfern auf, in das sich die jungen Menschen aus Schrobenhausen und Augsburg in gemischten Gruppen hineindenken mussten.

Nach dem Mittagessen fand eine Busfahrt durch Berlin statt, auf der die East Side Gallery, der Potsdamer Platz, die Museumsinsel, der Zoologische Garten Berlin, der Fernsehturm und natürlich der Alexanderplatz sowie die Karl-Marx-Allee mit ihren imposanten Plattenbauten, Zeugen des Kalten Krieges, bewundert werden konnte. Auch an der ehemaligen Schaltzentrale des Deutschen Kaiserreichs, nämlich der Wilhelmstraße und der Straße Unter den Linden sowie am Friedensengel verweilte die Gruppe. Nicht fehlen durfte natürlich Schloss Bellevue, der Amtssitz des Deutschen Bundespräsidenten.

Ein Höhepunkt war dann der Besuch der Gedenkstätte Bernauer Straße, dem letzten originalgetreu erhaltenen Stück der Berliner Mauer samt Wachtürmen, Stacheldrahtzäunen und "Todesstreifen" - ein erschütterndes Mahnmal für das Kapitel deutsch-deutsche Teilung und die damit verbundenen Schicksale.

Als auch das Abendessen beendet war, stattete Claudia Roth der Gruppe einen Besuch ab, um mit den Schülern aktuelle politische Ereignisse zu besprechen, unter anderem auch die Krise der CDU/CSU und die anstehenden Landtagswahlen in Bayern.

Zudem bekamen die afghanischen Flüchtlinge die Chance, etwas über sie selbst betreffende Themen zu erfahren. Einige von ihnen machen gerade eine Ausbildung im zweiten oder dritten Lehrjahr, sind von ihren Arbeitgebern wohlgelitten und sprechen bereits recht gut Deutsch, sind aber dennoch von Abschiebung bedroht.

An Tag drei stand eine Führung durch das Gebäude des Deutschlandfunkes, ehemals RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor), auf dem Plan. Hier erfuhr man etwas über die Vergangenheit des deutschen Radios sowie über die heutigen Möglichkeiten, die durch neue (Hörspiel-)Studios und den Fuhrpark entstehen.

Nachmittags, nach einer Freizeit am Potsdamer Platz, fand man sich am Museum Friedrichshain-Kreuzberg ein, um von dort aus eine Tour durch Kreuzberg zu starten, die von einem jungen Einheimischen geleitet wurde, der über sein Viertel und die damit verbundenen Erlebnisse erzählte. Zum Schluss dieses Rundganges besuchte die Gruppe eine türkische Moschee, in der bestehende Fragen über Kreuzberg, die Guides und ebenfalls über Religion geklärt werden konnten.

Am letzten, dem vierten Tag, fand die wohl wichtigste Besichtigung der Fahrt statt, nämlich die des Deutschen Bundestages. Hier wurde zuerst die Besuchertribüne des Plenarsaals betreten, um sich dort von einem Mitarbeiter mit unterschiedlichsten Informationen über das deutsche Parlament zu versorgen.

Auch Claudia Roth ließ es sich nicht nehmen, noch einmal zur Gruppe zu stoßen zu einem gemeinsamen Fototermin im Bundestag. Daraufhin nahm man den riesigen Aufzug auf das Dach des Gebäudes, um dann von dort aus die Kuppel des Reichstagsgebäudes hinaufzusteigen. Ein Überblick über ganz Berlin war wohl der schönste Abschluss einer für alle Beteiligten unvergesslichen Reise.

Elisabeth Greß