Gerolsbach
Im Gespräch mit dem Bild

Werkschau von Werner Pusch ist im Gerolsbacher Rathaus zu sehen – Vernissage gut besucht

18.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:16 Uhr

Vizebürgermeisterin Gerti Schwertfirm überreichte ein kleines Geschenk an Künstler Werner Pusch.

Von Sibylle Böhm

Gerolsbach – Ein Foto fängt einen Moment ein, viele Jahre später noch transportiert es die Stimmung des Augenblickes, erinnert an den Lichteinfall von damals, lässt Geräusche und Gerüche erahnen, auch bei jenem Betrachter, der selbst nicht anwesend war, als die Fotografie entstand. Ein klein wenig bekamen die Besucher das Gefühl, bei der einen oder anderen Aufnahme zum Zeitpunkt ihres Entstehens anwesend gewesen zu sein, so im Detail kann Werner Pusch über einzelne Exponate in seiner aktuellen Werkschau im Gerolsbacher Rathaus sprechen. So sehr nimmt er die Zuhörer mit in seiner eigenen Einführungsrede, dass man den schwarzen Felsen, der von „gelben Algen vergoldet“ wurde, in seiner Besonderheit erkennen kann. Der Betrachter ist auch mit dabei in den Gassen französischer Dörfer, in einer Abtei im Burgund oder wandelt durch die Mauern eines beeindruckenden Loire-Schlosses und anderer vielfältiger Landschaften aus jahrelangen Fotoreisen. Auch Bürgermeister Martin Seitz (CSU) hatte es sich nicht nehmen lassen, die erste Ausstellungseröffnung nach der Corona-Pause mitzuerleben.

Vizebürgermeisterin Gerti Schwertfirm (FW) eröffnete die Vernissage am vergangenen Samstagabend und trotz herrlicher Maisonne war eine stattliche Anzahl interessierter Besucherinnen und Besucher ins Rathaus gekommen. Darüber freute sich Gerti Schwertfirm umso mehr, da es sich bei Werner Pusch um keinen Künstler handelt, der in der Region bereits gut bekannt ist. Seit etwa einem Jahr erst wohnt er in Gerolsbach. „Es freut mich außerordentlich, dich als Neubürger begrüßen zu dürfen“, unterstrich Schwertfirm.

Gerolsbach ist eine weitere Station in einem Leben, das Werner Pusch an so manchen Ort gebracht hat – natürlich berufsbedingt, aber auch als Fotograf mit griffbereitem Fotoapparat. Denn Motive findet Werner Pusch überall. Nach dem Studium in Karlsruhe und dem anschließenden Stipendium von 1982 bis 1984 in Neuseeland begann seine berufliche Laufbahn bei Bayer in Leverkusen. Als Doktor der Physik und promovierter Chemie-Ingenieur hatte für ihn das Aufspüren, Sehen und Zeigen von Abläufen und Phänomenen eine zentrale Bedeutung. Das Fotografieren wurde zu einer Leidenschaft, die genutzten Techniken wechselte er, entwickelte sie weiter und natürlich war der Übergang zur digitalen Fotografie eine einschneidende Veränderung. Die neuen Formate und neue Möglichkeiten der Nachbearbeitung ebneten Pusch den Weg zum Surrealismus. Plötzlich standen außerdem vielfältige neue Materialien für das Drucken zur Verfügung. „Das war eine richtige Explosion“, erklärt Werner Pusch begeistert. Druck auf Leinwand oder Holz wurde möglich und gab den Arbeiten damit einen neuen Charakter.

Durch einen „beruflichen“ Ausflug in eine Schmuckwerkstatt fand er Zugang zur Schmuckherstellung, was in der Idee mündete, Schmuck und Fotografie in dreidimensionalen Werken zusammenzubringen. Da gibt es Steine im Gewässer, eine Goldfeder im Sand und vieles mehr. In seiner Einführung forderte der Fotokünstler die Besucher auf, sich eine Frage zu stellen: „Weshalb spricht mich ein Bild an?“ Denn was ein Bild mit uns mache, habe viel mit den Bildern zu tun, die wir bereits im Kopf haben, erklärte Pusch. Das neu entdeckte Bild könne gut zu den vorhandenen passen, vertraut sein oder im Kontrast stehen. Einen Blick habe es auf jeden Fall verdient. Und die Werke von Werner Pusch sicherlich auch noch einen zweiten.

Die Ausstellung ist bis auf weiteres im Gerolsbacher Rathaus in der Hofmarkstraße zu den Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich.

SZ