Alberzell
"Ich hätte den Maradona ja gar nicht erkannt"

Peter Schieder aus Alberzell traf den Ausnahmefußballer bei einem Biathlon-Weltcup - das Foto, das dabei entstand, hält er in Ehren

01.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:46 Uhr
So eine Begegnung vergisst man nicht: Peter Schieder und sein Foto mit Diego Armando Maradona. −Foto: Hofmann

Alberzell - Als er vergangene Woche vom Tod des ehemaligen Fußballstars Diego Armando Maradona hörte, holte Peter Schieder mal wieder das laminierte Bild aus dem Fotoalbum.

Es zeigt ihn zusammen mit einem recht fülligen Herrn mit lockigen, schwarzen Haaren und einem zum Teil schon ergrauten Vollbart, der sich hinter einer verspiegelten Sonnenbrille zu verstecken scheint. Maradona.

Getroffen hat der Alberzeller Schreinermeister den ehemaligen Weltfußballer am Rande des Biathlon-Weltcups in Ruhpolding. Das muss so vor acht Jahren gewesen sein; genau kann sich Schieder da nicht mehr erinnern, aber es war in dem Jahr, in dem Magdalena Neuner zum ersten Mal nicht mehr dabei war. Jedenfalls, der heute 75-jährige Alberzeller durfte damals in den VIP-Bereich. "Beim Rundfunk habe ich das gewonnen", erzählt er. Zwei Karten wurden damals im Radio verlost, Peter Schieder gewann sie und nahm seinen Spezl Anton Osterauer mit. Die beiden verstehen sich gut, obwohl Schieder ein Sechzger ist und Osterauer ein Bayern-Fan.

In Ruhpolding wurden sie mit ihren VIP-Ausweisen gleich auf einen eigenen Parkplatz durchgewunken, waren dann ganz nah dran am Geschehen. Und an den Promis. Er habe ja kaum jemanden erkannt, gesteht Schieder - bis auf die Magdalena Neuner. "Mit der habe ich auch geredet. Die hat einen Schreiner geheiratet. " Für Gesprächsstoff war also gesorgt. "Dann sagt mein Freund: Da ist der Maradona", erzählt Peter Schieder weiter. "Ich hätte ihn ja gar nicht erkannt. " Aber der Freund hat gleich die Kamera zur Hand und verewigt den Argentinier und den Alberzeller, der zwar 15 Jahre älter ist, aber deutlich sportlicher aussieht. Noch heute fährt Peter Schieder regelmäßig mit seinem Fahrrad (ohne Elektroantrieb, das ist ihm wichtig! ) auch längere Strecken oder steigt mal eben auf die Zugspitze. Einem Maradona hätte man so etwas in seinen letzten Lebensjahren eher nicht zugetraut.

Aber zurück zum Treffen in Ruhpolding: Das war nach dem einen Foto dann auch schon wieder vorbei. Viel Zeit für Konversation blieb nicht, zumal Schieder nicht spanisch spricht. Mit Gesten versuchte er sich aber verständlich zu machen, "das mit der Hand Gottes - das hat er dann schon kapiert, glaube ich". Maradona ging anschließend noch weiter durch den VIP-Bereich und war ständig von irgendwelchen Leuten umringt, erinnert sich Schieder. Er und sein Spezl, der Anton Osterauer, schauten sich dann lieber den Wettkampf an.

Als Fußballfan hat Peter Schieder die Karriere des Diego Armando Maradona natürlich verfolgt, beim FC Barcelona, beim SSC Neapel und in der argentinischen Nationalmannschaft. "Das war ein Ausnahmefußballer", schwärmt er, "der war unerreicht. " Natürlich fällt ihm da sofort Maradonas Tor zum 2:0 gegen England bei der Fußball-WM 1986 ein - und auch das Tor zum 1:0, eben das mit der Hand Gottes. "A Hund ist er schon gewesen", sagt Peter Schieder, und da schwingt schon ein wenig Ehrfurcht mit. Live spielen gesehen hat er den Weltfußballer leider nie, sein TSV 1860 München spielte ja in den 80ern, Maradonas großer Zeit, nicht unbedingt auf Augenhöhe mit Barcelona oder Neapel. Aber Anton Osterauer habe ihn mal gesehen. Osterauer ist, wie gesagt, Bayern-Fan.

Warum Diego Armando Maradona vor ein paar Jahren nach Ruhpolding zum Biathlon-Weltcup kam, das weiß Peter Schieder auch nicht. Irgendwer werde ihn wohl eingeladen haben, meint er. Und dann sei Maradona eben gekommen. "Wahrscheinlich hat er Geld gebraucht. Der hat doch immer Geld gebraucht. " Wie auch immer das war: Für Peter Schieder war es ein Erlebnis, das er sein Leben lang nicht vergessen wird. Das Foto, auch wenn es (vermutlich wegen der Ehrfurcht des Fotografen) etwas verwackelt ist, hält er in Ehren.

SZ

Bernd Hofmann