Hohenwart
Hohenwart will auch die Sonne anzapfen

Bei Weichenried könnte auf rund neun Hektar Fläche ein Solarpark entstehen - ebenfalls mit innovativem Konzept und Bürgerbeteiligung

20.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:06 Uhr
Einige Hundert Meter östlich von Weichenried könnte der Solarpark auf den blau markierten Flächen entstehen. −Foto: Abo Wind

Hohenwart - Seine Firma hat schon das eine oder andere Wind- oder Sonnenkraftwerk gebaut, die Aussage von Goran Culic am Montagabend im Hohenwarter Marktgemeinderat ist also durchaus profund: "Ich habe selten eine Gemeinde erlebt, die so offen ist für die Erneuerbaren", sagt der Projektleiter Solar des Wiesbadener Unternehmens Abo Wind.

Abo Wind gibt es seit 1996, man baut inzwischen nicht nur, wie es der Name vorgibt, Windräder, sondern auch Solarparks, und die Buchstaben "Abo" beziehen sich auf die Namen der Gründer. In Hohenwart passt das aber: Hier scheint man sich grad ein Abo auf innovative Energieerzeugung zulegen zu wollen. So wie der geplante Solarpark östlich von Weichenried nicht einfach nur Strom erzeugen, sondern diesen auch speichern soll.

Erste Kontakte zwischen Abo Wind und der Marktgemeinde Hohenwart gab es bereits zu Zeiten von Bürgermeister Manfred Russer (CSU). Damals hätten die Grundstücke aber nicht gepasst, erinnert sich Culic - entweder war's ein potenzielles Kiesabbaugebiet oder die Stromeinspeisung wäre nicht realisierbar gewesen. Als man dann mit den Eigentümern mehrerer Flächen bei Weichenried ins Gespräch kam, "hatten wir auf einmal eine Fläche, die wirklich funktionieren wird". Rund neun Hektar groß, mit einem möglichen Einspeisepunkt im Luftlinie drei Kilometer entfernten Starkertshofen.

Als Culic, der auch in Pfaffenhofen ein Büro hat, und sein Kollege Stefan Schuck, Abteilungsleiter Projektentwicklung Solar in Süddeutschland bei Abo Wind, vor knapp einem Jahr beim damals frisch ins Amt gekommenen Bürgermeister Jürgen Haindl ihre Pläne vorstellten, stellte der klar: "Wenn Photovoltaik, dann nur mit Speichermedium und mit Bürgerbeteiligung. " Culic und Schuck überarbeiteten ihre Planungen. "Die beiden", lobt Haindl am Montagabend, "haben ihre Hausaufgaben sehr sehr gut gemacht. "

Herausgekommen ist ein Solarpark, der bei einer Spitzenleistung von 5 Megawatt nicht nur 6,7 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, sondern Teile davon auch speichern kann. Das mache Sinn, sagt Schuck, schließlich sei der Ertrag mittags am höchsten, der Verbrauch aber abends. Hohenwart übernehme hier, wie Schuck hervorhob, eine "Vorreiterrolle", Speichermöglichkeiten seien wichtig für die Netzstabilisierung. Die Speicherbatterien sollen in einem Container auf dem Solarparkgelände Platz finden.

Abo Wind ist zwar ein international tätiges Unternehmen mit rund 800 Mitarbeitern, setzt aber nach Schucks Worten auf Regionalität. Aufträge sollen möglichst an einheimische Firmen vergeben werden, die Gewerbesteuereinnahmen aus dem Solarpark sollen zu 90 Prozent der Marktgemeinde zugutekommen. Außerdem will Abo Wind mit einer lokalen Bürgerenergiegenossenschaft zusammenarbeiten, damit sich die Bürger aus Hohenwart und Umgebung am Solarpark beteiligen können - "mit einem festen Zins und einer festen Laufzeit", wie Schuck erklärt.

So weit zur Theorie. Ob die Pläne umgesetzt werden, entscheiden die Bürger. "Es ist nichts beschlossen. Wir warten ab, was die Bevölkerung sagt", betont Jürgen Haindl und stellt klar: "Es muss ein Miteinander sein. " Erst wenn die Signale aus der Bevölkerung positiv sind, soll das Genehmigungsverfahren beginnen, das ja mit einer öffentlichen Auslegung der Pläne und der Möglichkeit für jeden, Stellungnahmen abzugeben, verbunden ist.

Einige Fragen wollen die Mitglieder des Marktgemeinderats geklärt haben. Georg Altmann (FW) fragt, ob es Probleme mit dem Hopfenanbau geben könnte - schließlich liegt gleich neben dem für den Solarpark vorgesehen Gelände ein Hopfengarten. Das verneinen die Abo-Wind-Leute - man halte eben ein wenig mehr Abstand ein, und selbst wenn es durch den Einsatz von Spritzmitteln zu Ablagerungen auf den Modulen kommen sollte, könne man sie - auf Kosten des Betreibers, nicht der Landwirte - abwaschen.

Andreas Döhner (FW) befürchtete Beeinträchtigungen für die Jagd und dadurch vermehrten Verbiss gerade in den Hopfengärten. Man werde mit den Landwirten reden, verspricht Schuck. Eine Möglichkeit, den erzeugten Strom gleich nach Weichenried zu liefern, möchte Tobias Stark (FW). "Von uns aus sehr gerne", sagt Schuck. Seine Firma müsse aber den Strom dort einspeisen, wo das der Netzbetreiber Bayernwerk haben will. Generell gebe es bei der Netzauslastung viele Faktoren zu beachten, man könne also Strommengen, wie sie im Solarpark entstehen, nicht einfach durch Weichenried laufen lassen.

Die Pachtverträge für die Grundstücke laufen über 30 Jahre sagt Schuck auf Frage von Tobias Stark. Und danach? Das will Michael Petz (CSU) wissen. Danach, so Schuck, könne zurückgebaut werden - es gebe dafür extra eine Bürgschaft -, der Boden werde dann davon profitiert haben, dass er für längere Zeit aus der Nutzung genommen wurde. Eventuell könne man die Anlage aber auch noch länger laufen lassen. Dann wären neue Verträge nötig.

Windräder - und nun auch noch ein weiterer Solarpark? "Es ist mir völlig klar, dass wir Flächen verbrauchen", sagt Bürgermeister Haindl: "Aber wenn wir den Schritt in die erneuerbaren Energien schaffen wollen, dann müssen wir alles nutzen, was möglich ist. " Wenn die Solarparkpläne umgesetzt werden sollen, müsste Abo Wind sich damit an einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur beteiligen - und zwar, wegen der Speichermöglichkeit, an einer speziellen Innovationsausschreibung.

SZ

Bernd Hofmann