Hohenwart
Hohenwarter Schwarzweißspielfilm wiederentdeckt

22.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Einen Schwarzweiß-Film haben Hohenwarter Ende der 1960er Jahre geschaffen. Als der Streifen jetzt bei einem Wettbewerb auftauchte, erhielt er sofort einen Sonderpreis. Hinter dem Film steckt der Hohenwarter Andi Köpf, den viele als Maler über den Kunstkreis kennen. - Foto: gdr

Hohenwart (SZ) Ludwig Thoma hätte seine Freude gehabt, wenn er die Lausbubenstreiche von Andreas "Andi" Köpf gesehen hätte. "Es zogen zwei Fischer zum Tore hinaus" heißt ein Film, den der 88-Jährige Hohenwarter vor 40 Jahren zusammen mit Freunden drehte. Dafür gab es jetzt einen Preis.


Anni Haindl aus Hohenwart hatte den Film beim Wettbewerb fliesstext10 eingereicht; aufgrund der Länge von 20 Minuten wurde er aus dem Wettbewerb genommen und mit einem Sonderpreis bedacht. Andi Köpf hatte den Film zusammen mit Fischerfreunden in einer Zeit gemacht als dieses Genre im Schrobenhausener Land noch nicht den größten Stellenwert hatte.
 

Einen Heidenspaß müssen die drei Hauptdarsteller bei den Dreharbeiten vor rund 40 Jahren gehabt haben. Den Eindruck bekommt man, wenn Andi Köpf vom "Making of", also dem Entstehen des Films, erzählt. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil es damals so kalt war, dass einmal sogar die Kamera einfror. "Wir haben sie mit dem Föhn wieder aufgewärmt", erzählt der heute 88-Jährige lachend. Auch der Sturz eines Fischers in die Paar war bei den Temperaturen eigentlich nicht geplant, sondern passierte einfach. Trotz der klatschnassen Hosen spielte der aber einfach weiter. Etwa eine halbe Stunde lang hätten sie noch gedreht, erinnert sich Köpf. "Die nasse Kleidung war hinterher bocksteif gefroren und er konnte kaum mehr laufen.

Auch beim Drehen selbst war Geduld gefragt. Sieben Meter Film konnte Kameramann Josef Schön mit seiner Super-8-Filmkamera abdrehen. Dann musste wieder erst eine neue Rolle eingelegt werden. "Oft mitten in der schönsten Szene", erinnert sich Köpf. Von ihm stammen Idee und Drehbuch. Köpf führte Regie und er spielte auch den erwachsenen Lausbuben, der den Fischern Streiche spielt. Auch die Kamera, die erste in Hohenwart, gehörte Köpf.

"Das Fernsehen hat es damals noch nicht gegeben und wir waren froh, wenn wir etwas machen konnten", erinnert er sich. So entstand die Idee zu einem Kurzfilm. Josef Schön, im Hauptberuf Frisör, erklärte sich sofort bereit, als Kameramann dabei zu sein. Auch die beiden Fischerfreunde Lothar Huis und Karl Rippold waren mit von der Partie. "Zwei gute Typen, der Große und der kleine Stumpen", schmunzelt Köpf, wenn er sie im Film gemeinsam durch den Schnee zur Paar stapfen sieht. Die monströsen Schnauzer hatten sich die Fischer extra für den Film angeklebt.

Gedreht haben die Filmfreunde ausschließlich in Hohenwart. Es hätte sich einfach alles so angeboten, sagt der Regisseur und er erzählt von dem alten Haus, das sie kurzerhand zu einer Polizeistation samt einer einsamen Gefängniszelle im Keller umfunktioniert hatten. Einsam stimmt allerdings nicht ganz. Ratten sollten dort laut Drehbuch hausen. Auf den ersten Blick sieht es auch tatsächlich so aus. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Nagetiere Meerschweinchen sind. Genau muss man auch hinhören, damit einem auffällt, dass Geräusche und Handlung manchmal etwas zeitversetzt sind. Der Schneeball klebt schon einen Sekundenbruchteil an der Fensterscheibe, bevor man den dumpfen Knall hört.

Mit Papier haben wir die knirschenden Schritte im Schnee gemacht", erzählt Köpf. Die ursprüngliche Idee sah vor, einen Stummfilm zu drehen. Dann erfuhr das Filmteam, dass beim Entwickeln eine Tonspur aufgetragen werden könnte. Also setzten sich anschließend alle noch mal in der Werkstatt zusammen, ließen den Film ablaufen, sprachen die Dialoge und fügten die Geräusche hinzu.

Echtes Kopfzerbrechen bereitete den Filmfreunden aber die Tatsache, dass die letzten 14 Meter Filmmaterial vom Entwickeln nicht zurück kamen. Der Film war einfach verschwunden. Sollte die Geschichte also mit einem anderen Ende als geplant aufhören? Sie entschieden sich dagegen, warteten ein Jahr und drehten dann im kommenden Winter die Schlussszene nach. Dem Zuschauer fällt das nicht auf, aber Köpf muss leise schmunzeln, wenn er die letzten Minuten ansieht.