Hohenried
"Es ist alles in Ordnung bei uns"

SZ ZU BESUCH bei Markus Breitsameter, dem Kirchenpfleger in Hohenried

18.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

St. Margareta in Hohenried - Kirchenpfleger Markus Breitsameter wünscht sich sehr, dass die Kirche demnächst auch von außen renoviert wird. Die letzte Innenrenovierung fand vor einigen Jahren statt. Der Lieblingsplatz des Kirchenpflegers ist das auffällige und wertvolle Hochaltarbild. Wenn Markus Breitsameter sich nicht mit der Buchhaltung beschäftigt, ist er im Pfarrgarten beim Garteln zu finden. - Fotos: Thurner

Hohenried (SZ) Eigentlich hatte Markus Breitsameter damals, vor elf Jahren, nicht vor, Kirchenpfleger von St. Margareta in Hohenried zu werden. Doch mittlerweile ist er in seinem Amt sehr glücklich - und will es noch mindestens eine weitere Periode bekleiden.

"Ich bin zum Amt gekommen wie die Jungfrau zum Kind", erzählt der Kirchenpfleger der Kirche St. Margareta in Hohenried, Markus Breitsameter, und lacht. "2006 waren Kirchenverwaltungswahlen. Und da haben sie noch Kandidaten gesucht, die sich auf die Liste raufschreiben lassen." Der heute 61-jährige Berufskraftfahrer hat sich dann eben "raufschreiben lassen" und ist tatsächlich gewählt worden. Als dann alle auf ihn eingeredet haben, er solle das Amt des Kirchenpflegers übernehmen, hatte er keine andere Wahl, als einzulenken. "Es ist ein Amt, das keiner wirklich so gerne macht. Man sieht ja nicht, was man tut. Jeder weiß nur, der ist Kirchenpfleger, aber was der genau macht und was alles dahintersteckt - das wissen die wenigsten."

Mit der Wahl wurde Markus Breitsameter ins kalte Wasser geworfen, da er bislang überhaupt keinen Einblick in die Tätigkeiten eines Kirchenpflegers gehabt hat. "Ich hatte echt richtig Bammel, weil ich nicht wusste, was auf mich zukommt", gesteht Markus Breitsameter. "Am Anfang war es so, wie wenn man etwas anfängt, von dem man keine Ahnung hat. Und das bringt dann Angst oder Respekt. Wenn man dann mal drin ist, macht man es mit Routine. Mittlerweile mache ich es richtig gern."

Für den Kirchenpfleger fallen viele Aufgaben an, wie im Pfarrsaal für Ordnung sorgen, Rasenmähen oder Schneeräumen. In der Kirche direkt hat er nicht viel zu tun, ist dennoch für viele der Ansprechpartner: "Seien es neue Lampen oder eine neue Lautsprecheranlage, man holt Angebote ein und dann musst du dich mit der Kirchenverwaltung zusammensetzen", erklärt Breitsameter. Da werde dann geklärt: Braucht es das, hat man das Geld, hat man es nicht, soll man verhandeln oder nicht? "Das ist so meine Hauptaufgabe", erzählt Breitsameter. Weil es im Amt viel um Geld geht, musste er sich selbst Buchführung und -haltung beibringen. Hilfe und Unterstützung erhielt er dabei aus Augsburg. "Dieses Amt wäre eigentlich ein Amt für jemanden, der ehemals Banker war, weil mit Kirche oder mit Glauben an sich hat das Amt des Kirchenpflegers sehr wenig zu tun", berichtet der Kirchenpfleger. Alleine ist das alles jedoch nicht zu bewältigen. Ohne seine Frau könne er viele Banktermine beispielsweise nicht wahrnehmen. "Ab und zu hast du das Gefühl, Schluss, ich mag nicht mehr. Nachdem ich ja 2019 in Rente gehen kann, kann es sein, dass ich noch eine Periode mindestens dranhänge", sagt Markus Breitsameter und lächelt. Nur irgendwann werde er vermutlich doch einen Schlussstrich ziehen. "Obwohl man immer sagt, Kirchenpfleger ist man bis zum Tode."

Und dabei verbindet Markus Breitsameter - wie es bei vielen Kirchenpflegern der Fall ist - gar keine persönliche Geschichte mit der Hohenrieder Kirche. "Leider", sagt er. Denn er ist gar kein gebürtiger Hohenrieder. Er wohnte in Unterweilenbach, als er 1989 seine Frau aus Hohenried in der Kirche seines Heimatdorfs heiratete. Seinen Lieblingsplatz hatte er in der Hohenrieder Kirche aber trotzdem schnell gefunden: ein großes, wunderschönes Hochaltargemälde. "Das Bild ist wirklich sehenswert, weil es so gut gemacht ist", schwärmt Breitsameter. Es ist schön und passt einfach." Aber eigentlich, überlegt Breitsameter dann, finde er die ganze Kirche sehenswert.

Zudem kennt er eine Besonderheit der Kirche, von der viele gar nichts wissen: "Wir hatten früher mal ein Benificium mit dem Niederarnbacher Baron. Die haben sich da mal beteiligt und hatten das Recht, beim Gottesdienst nicht mit dem Volk, sondern oben links im Altarraum zu sitzen. Und unser Baron sitzt da heute noch oben und schaut vom Fenster runter, obwohl dieses Beneficium eigentlich schon erloschen ist", erzählt er.

Doch einen Wunsch hat der Kirchenpfleger: Die Kirche müsste außen renoviert werden. "2005, 2006 ist sie schon innen renoviert worden und außen ist es jetzt dringend notwendig. Von der West-, Nord- und Ostseite sieht es ganz schlecht aus. Das Problem dabei ist einfach, dass wir die Mittel nicht bekommen. Wir selbst können es auch nicht machen", beklagt er.

Dabei hat die Kirche in Hohenried für ihn einen hohen Stellenwert: "Man hofft einfach, dass alles so erhalten bleibt. Weil sie auch mitten in der Ortschaft steht. Es ist ein prägendes Gebäude", sagt er. Kirche und Dorf, das gehöre für ihn einfach unwiderruflich zusammen "und so soll es auch bleiben".

Aber bis die Renovierung tatsächlich wirklich wird, begnügt sich der Kirchenpfleger mit anderen Aufgaben: beispielsweise mit der Pflege des Pfarrsaalgartens. "Der Pfarrsaalgarten liegt mir sehr am Herzen, das ist mein Hobby. Da bin ich sehr oft und gartel ein wenig." Da Markus Breitsameter auch Vorsitzender des Männergesangsvereins ist, verbindet er den Pfarrsaal und den -garten mit vielen Erinnerungen: "Wenn Feste gefeiert werden, kommt das ganze Dorf zusammen. Es gibt Essen, die Kinder spielen hier - es ist einfach wunderbar."

Schnell wird deutlich, dass sich Markus Breitsamter längst in Hohenried zu Hause fühlt - und er hofft, dass dieses Gefühl noch lange anhält: "Ich würde es schade finden, wenn es die Kirche nicht mehr geben würde. Oder den Zusammenhalt", sagt er. Wenn es mal keine Kirche am Sonntagvormittag mehr gebe, dann gehe ein Stück vom gesellschaftlichen Leben im Dorf verloren. Doch momentan ist Markus Breitsameter zufrieden: "Unsere ganze Kirche ist passend für unsere Ortschaft. Es ist alles in Ordnung bei uns."