Schutzpatronin der Sehbehinderten und Blinden

Der Gedenktag der heiligen Ottilia ist der 13. Dezember

12.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:02 Uhr
Die Heilige Ottilia in einer vergitterten Wandnische in der linken Chorwand der Filialkirche St. Ottilia in Rettenbach als eine spätgotische Holzfigur. −Foto: Hammer

Am 13. Dezember wird nicht nur der heiligen Lucia, sondern auch der heiligen Ottilia gedacht.

Ottilia wurde blind geboren und hat erst durch die christliche Taufe das Augenlicht erhalten. Sie gilt deshalb als Fürbitterin und Schutzpatronin bei allen Augenleiden. Ottilia, sie wird auch oft als Odilie, Odilia oder Odile bezeichnet, wurde um das Jahr 660 in der Nähe von Straßburg oder auf der väterlichen Stammburg Hohenburg im Elsass geboren. Sie war die Tochter des Herzogs Eticho und seiner Frau Bersinda. Die Eltern werden auch Adalrich und Bereswinde genannt. Da Ottilia blind geboren wurde, war der Vater darüber derart erbost, dass er das Mädchen töten lassen wollte. Die Mutter Bersinda rettete das Mädchen dadurch, dass sie es in das Kloster Palma, wohl das heutige Kloster Baume-les-Dames im Bistum Besançon, im Osten Frankreichs brachte. Hier geschah das entscheidende Ereignis im Leben der Ottilia. Als sie im Alter von zwölf Jahren von dem Wanderbischof Erhard von Regensburg die christliche Taufe empfing wurde ihr das Augenlicht geschenkt. Sie kehrte zu ihren Eltern zurück, musste aber wieder vor ihrem Vater fliehen. Erst später versöhnte sie sich mit ihrem Vater, der sie nur standesgemäß verheiraten wollte. Diesem Ansinnen widersetzte sie sich jedoch. Der Vater überließ ihr darauf ein Besitztum auf der Hohenburg im Elsass, dem späteren Odilienberg, wo sie 690 ein Frauenkloster gründete, das schon bald sehr regen Zulauf hatte. Sie wurde die erste Äbtissin dieses Klosters und pflegte dort ihre Eltern bis zu deren Tod.

Während ihrer Zeit als Äbtissin des Klosters Hohenberg auf dem Odilienberg wird von vielen Wundern und auch von ihrer tätigen Hilfe und Nächstenliebe gegenüber Armen und Kranken berichtet.

Ottilia verstarb um 720 in dem auch von ihr gegründeten Kloster Niedermünster am Fuße des Odilienberges. Ottilia wurde auf dem Odilienberg begraben. Ihre Gebeine ruhen noch heute in einem steinernen Sarkophag in einer Grabkapelle neben der Kirche des Klosters. Ottilia wurde im Mittelalter zu einer der am meisten verehrten Heiligen. Der Odilienberg ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Elsass. Die Quelle am Fuße des Berges gilt als hilfreich bei Augenleiden.

Die heilige Ottilia wird dargestellt als Klosterfrau mit einem Buch in der Hand, mit zwei Augen auf dem Buch oder einer Hand, mit einem Kelch, mit einem Hahn oder mit Krebsschere. Sie ist die Patronin des Elsass, der Blinden und Sehbehinderten, Blindenheime und der Winzer.

Sie wird angerufen bei Ohren-, Augen- und Kopfleiden. Viele Kirchen sind der heiligen Ottilia geweiht. Am bekanntesten ist wohl die Erzabtei der Missionsbenediktinerkongregation St. Ottilien. Aber auch im Landkreis ist die Filialkirche in Rettenbach der heiligen Ottilia geweiht. Allgemeine Wetter- oder Bauernregel zur Heiligen Ottilia haben sich nicht gebildet. Im Gegensatz dazu heißt es zu der am selben Gedenktag verehrten Heiligen Lucia aber: "Kommt die heilige Lucia, so ist die Kälte auch schon da", oder "Geht zu Sankt Lucia die Gans im Dreck, so geht sie am Christtag auf dem Eis".

Hans Hammer