Mühlried
Geistsendung und Sprachverständigung

Das Pfingstfest macht Mut, auf die Menschen zuzugehen und die Frohbotschaft weiterzugeben

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:17 Uhr
Heilig-Geist-Darstellung in der Kirche in Mühlried. −Foto: Foto: Speiseder

Mühlried (SZ) Pfingsten ist der Gegenentwurf zur Geschichte vom Turmbau zu Babel - der Geschichte der Sprachverwirrung.

Pfingsten (von griech. Pentekoste hemera) ist ein christliches Fest jüdischen Ursprungs. Es geht auf das jüdische Wochenfest Schawuot zurück und wird wie dieses am 50. Tag nach Ostern beziehungsweise Pessach gefeiert. Die Gläubigen feiern die Entsendung des Heiligen Geistes, das Gründungsfest der Kirche.

Nach dem Kreuzestod Jesu sahen sich die Jünger zunächst all ihrer Hoffnung beraubt. Aber die Auferstehung Christi ließ sie schon bald neuen Mut schöpfen. Sie trafen sich regelmäßig und konnten sich mehrmals der Gegenwart des Auferstandenen freuen. Diese Erscheinungen endeten jedoch mit der Himmelfahrt Christi.

Aus Leuten, die Angst haben und sich verstecken, weil sie befürchten, dass ihnen das gleiche Schicksal widerfährt wie dem Herrn Jesus selbst, verurteilt und gekreuzigt zu werden, werden Zeugen für die "Frohe Botschaft des Herrn". Bis heute ist das etwas Unglaubliches. Am Pfingstfest wendet sich das Blatt. Plötzlich haben die Jünger Mut, getrauen sich vor die Menschenmenge zu treten, sie halten sich nicht mehr zurück und verkünden, was sie mit Jesus von Nazareth erlebt haben. Diese plötzliche Wende der Apostel, ihre Begeisterungsfähigkeit und ihre Überzeugungskraft kommen bei den Zuhörern an, der Geist Gottes wirkt, er hat die Menschen verändert. Ein neuer Aufbruch ist spürbar. So kennen wir auch die Darstellungen des Heiligen Geistes.

Die Taube - ein Pfingstsymbol - ist ein Bild für die Darstellung des Heiligen Geistes. In den vergangenen Jahren wurde die Taube in der Friedensbewegung zum Sinnbild für Frieden und Versöhnung. Die Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes kam in der bildenden Kunst erst im 6. Jahrhundert auf. Insbesondere findet man sie bei Darstellungen der Dreifaltigkeit.

Da die Taube auch als Sinnbild der christlichen Nächstenliebe galt, wurden seit dem späten Mittelalter zahlreiche Hospize und Hospitäler "Zum Heiligen Geist" genannt. Die Taube ist auch heutzutage die häufigste Darstellungsform des Heiligen Geistes. Vielleicht wurde sie neben den oben erwähnten Gründen auch als Pfingstsymbol deshalb erwählt, weil das Bild der Taube konkreter zu fassen ist als die Elemente Feuer, Wasser oder Wind.

Die Sprachverständigung an Pfingsten ist der Gegenentwurf zur babylonischen Sprachverwirrung. Bei der Geschichte vom Turmbau zu Babel steht die Uneinigkeit der Menschen im Vordergrund. Eigensinn und Egoismus sind es, die die Sprache gegeneinander stehen lässt, dass sich die Menschen nicht mehr verstehen, mit verschiedenen Zungen reden, die nicht zueinander passen.

Bei der Pfingsterzählung wird das Wirken des Heiligen Geistes mit Feuer und Flamme und in Form der Feuerzungen beschrieben. Dieses Bild ist sehr zutreffend, denn Feuer entzündet, bringt zum Glühen, setzt große Energie frei, bringt aber auch Materie zum Schmelzen. Somit wird bei bestimmten Dingen eine Einheit geschaffen. "Der Geist Gottes ist es, der lebendig macht! ", heißt es in der Schrift. Im Sprachgebrauch kennen wir auch die Redewendung "Feuer und Flamme sein" oder der "Funke ist übergesprungen", wenn ein Mensch sich für jemanden begeistert. "Eines Geistes sein" heißt, seine Engstirnigkeit aufgeben, über Schatten springen, Blockaden lösen, Sprachverständigung suchen. Somit ist das auch der Gegenentwurf zu Babel, der Sprachverwirrung.

Mit dem Pfingstfest beginnt der Mut, auf die Menschen zuzugehen und die Frohbotschaft weiterzugeben. Das große Glaubensbekenntnis spricht davon, dass dieser Geist aus Gott, dem Vater und dem Sohn Jesus Christi hervorgeht. "Im Geiste Jesu handeln! " erklärt die Firmkatechese den Jugendlichen den Begriff des "Heiligen Geistes" und will damit den guten Geist ansprechen, den wir in der Nachfolge Jesu gehen.

Edmund Speiseder