Schrobenhausen
Gänse entschieden sein Schicksal

Der Gedenktag des heiligen Martin von Tours ist am 11. November - Ein Höhepunkt in jedem Kindergartenjahr

09.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:55 Uhr
Hans Hammer
Der Heilige Martin in der Darstellung als Reitersmann, der seinen Mantel mit einem Bettler teilt in der Wallfahrtskirche zum Hl. Leonhard in Inchenhofen. −Foto: Hammer

Schrobenhausen (SZ) Martin wurde 316 oder 317 in Sabaria in der damaligen römischen Provinz Pannonien im heuten Ungarn geboren.

Er war der Sohn eines heidnischen römischen Tribuns. Trotzdem wurde er in der Heimatstadt des Vaters, in Pavia in Oberitalien, christlich erzogen und mit zehn Jahren in eine Gruppe von Katechumene, der Taufbewerber, aufgenommen. Nur widerwillig beugte sich Martin der Anordnung des Vaters und schlug die Militärlaufbahn ein. Als Sohn eines römischen Offiziers war er zum Militärdienst verpflichtet. Mit 15 Jahren musste er in eine römische Reiterabteilung in Gallien eintreten. Mit 18 Jahren wurde er von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers getauft. Da sich nach seiner Überzeugung das Christsein und der Militärdienst nicht vereinbaren lassen, schied er vor einem neuen Feldzug gegen die Germanen 356 nahe Worms aus dem Militär aus. In diese Zeit fällt auch der Legende nach das Schlüsselereignis, das Martin über die Maßen bekannt gemacht hat. Vor den Toren von Amiens zerschneidet Martin hoch zu Ross seinen Mantel mit dem Schwert und teilt ihn mit einem Bettler, der ohne diesen Schutz erfroren wäre. In der Nacht darauf erscheint Christus in der Gestalt des Bettler um ihm zu sagen: "Was du dem geringsten meiner Brüder getan hast, hast du mir getan". Bei seinem Ansinnen um Entlassung aus dem Militärdienst wird ihm Feigheit vor dem Feind vorgeworfen. Doch Martin begründet sein Entlassungsgesuch mit seiner Liebe zu Gott. Er wird wieder Schüler des berühmten Bischofs Hilarius von Poitiers, empfängt von ihm die Priesterweihe und gründet um 360 als Einsiedler im nahe gelegenen Ligugé bei Poitier (heute Frankreich) das erste Kloster Galliens. Martin beeindruckte durch sein asketisches Leben, seine Fürsorge für die Nöte der Armen und seine Wundertaten. Seine großen Taten haben sich sehr bald herumgesprochen. Im Jahr 371 wurde er auf Drängen des Volkes Bischof von Tours, und das trotz der Vorbehalte seitens des Klerus und des Votums anderer Bischöfe und angeblich gegen seinen Willen. Der Legende nach soll er sich in einem Stall versteckt haben, um der Wahl zum Bischof zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. Als ein gerechter, treusorgender Bischof war Martin beim Volk äußerst beliebt. Seine Lebensweise blieb auch als Bischof sehr asketisch. Er lebte in einer einfachen Zelle an der Kathedrale. Erst 375 gründete er an der Loire nahe Tours eine Mönchskolonie, aus der sich schließlich das Kloster Maursmünster/Marmoutier entwickelte. Es wurde zu einem bedeutenden religiösen Zentrum und Ausgangspunkt der Mission in Gallien. Er starb am 8. November 397 auf einer Missionsreise in Candes, dem heutigen Candes-Saint-Martin bei Tours in Frankreich. Über seinem Grab wurde eine prächtige Basilika errichtet. Seine Gebeine ruhen heute in der Martinsbasilika in Tours. Martin war somit der erste Heilige, der nicht den Märtyrertod gestorben war, sondern allein durch sein vorbildliches Leben überzeugt hat. Sein Gedenktag ist der 11. November, der seit dem Jahr 650 als kirchliches Fest bestimmt ist.

Der heilige Martin ist Patron von Frankreich und als zweiter Patron auch von Ungarn sowie vieler Städte und Bistümer. Er ist auch der Patron der Soldaten, Kavalleristen und Reiter, Polizisten, Huf- und Waffenschmiede, Weber, Gerber, Schneider, Gürtel-, Handschuh- und Hutmacher, Tuchhändler, Hoteliers und Gastwirte, Kaufleute, Bettler, Bürstenbinder, Hirten, Winzer, Müller, der Reisenden, Armen, Flüchtlinge, Gefangenen und der Gänse. Er wird angerufen gegen Ausschlag, Schlangenbiss, Rotlauf und für das Gedeihen der Feldfrüchte.

Im Bauernjahr gilt der Martinstag als der Winteranfang. Die Feld- und Erntearbeiten sind abgeschlossen und das Pachtjahr läuft ab. Spätestens an Martini sind Pacht und Zins fällig und es wird mit Schmauserei gefeiert. Zugleich sagt man aber auch: "Sankt Martin ist ein harter Mann, für den, der nicht bezahlen kann". Im religiösen Volksglauben wurde er nicht nur zum Patron vieler Kirchen und Kapellen, sondern auch zu einem beliebten männlichen Namensgeber. So sind die Pfarrkirchen in Aresing und Hörzhausen auch dem heiligen Martin geweiht.
 

Hans Hammer