Ein Böhme, der zum zweiten bayerischen Landespatron wurde

Heute ist der Gedenktag des heiligen Nepomuk, dessen Statuen sich an vielen Brücken finden

15.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Hans Hammer
Der Heilige Nepomuk in der Darstellung als Priester und Beichtvater in einem Glasbild im Altarraum der Pfarrkirche Sankt Mauritius in Edelshausen. −Foto: Foto: Hammer

Viele Brücken sind mit einer Nepomukstatue geschmückt, und entsprechend seinem Patronat als Brückenheiligen heißt es in Bayern auch: "A jede Bruck hod sein Nepomuk".

Eigentlich heißt er ja Johannes von Nepomuk. Bekannt ist er jedoch meist unter der Namenskurzform als heiliger Nepomuk. Im 18. Jahrhundert war er so beliebt, dass er zum zweiten bayerischen Landespatron erkoren wurde.

Um 1350 wurde er in Pomuk (heute Nepumuk) bei Pilsen geboren. Nach seinem Studium in Prag war er zunächst kaiserlicher Notar und Sekretär in der Kanzlei des Erzbistums Prag. 1370 wird er erstmals als Kleriker genannt. 1380 wurde Johannes Nepomuk zum Priester geweiht und Pfarrer an der Sankt-Gallus-Kirche in Prag, wo er sich besonders um deutschstämmige Kaufleute kümmerte. Er studierte zunächst in Prag Jura, absolvierte dort das juristische Examen, setzte darauf in Padua sein Studium in kanonischem Recht fort und wurde 1387 zum Doktor promoviert. 1389 wurde er Generalvikar des Erzbischofs von Prag.

Nepomuk hat also eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Sein energisches Auftreten für die Rechte der Kirche gegenüber dem König und seine Predigten machten ihn zwar beim Volk berühmt, König Wenzel IV. , dem König von Böhmen und Deutschland und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wurde er aber lästig. Am 20. März 1393 wurde Johannes Nepomuk mit zwei weiteren Geistlichen von König Wenzel gefangen genommen. Nach der Legende war der Streit mit dem König nicht durch den kirchenpolitischen Konflikt begründet, sondern hatte seinen Grund in der Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen. Johannes Nepomuk war der Beichtvater der Königin. König Wenzel wollte erfahren, was seine Frau dem Priester unter dem Siegel des Beichtgeheimnisses anvertraut hatte. Doch Johannes Nepomuk wahrte trotz grausamer Folter dieses Geheimnis. Darauf ließ König Wenzel den treuen und verschwiegenen Priester von der Moldaubrücke in den reißenden Fluss stürzen.

Der Heilige Nepomuk gilt bis heute als Märtyrer des Beichtgeheimnisses. An seiner Gestalt wird sichtbar, wie sehr die katholische Kirche das Beichtgeheimnis ernst nimmt. Der Königin sollen fünf Sterne den Weg zum Fundort der Leiche gewiesen haben, die für die fünf Buchstaben "tacui" ("ich habe geschwiegen") stehen. Nepomuk wird deshalb als einziger Heiliger neben Maria oft mit einem Strahlenkranz aus fünf Sternen um sein Haupt dargestellt.

Der Märtyrer Johannes Nepomuk wurde zunächst in der Heilig-Kreuz-Kirche bestattet und 1396 in den Prager Veitsdom überführt. Im Rahmen des Kanonisationsprozesses wurde 1719 das Grab untersucht. Dabei wurde ein durch äußere Verletzungen gezeichnetes Skelett mit unversehrter Zunge gefunden. Johannes Nepomuk wurde 1721 von Papst Innozenz XIII. selig und am 19. März 1729 von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen.

In der Folge erlangte der Heilige Nepomuk große Beliebtheit bei allen Bevölkerungsschichten. Er ist der Patron der Flößer, Müller, Schiffsleute, der Beichtväter und aller Priester und gilt vor allem als Brückenheiliger. Er wird bei Wassergefahr und bei Zungenleiden angerufen. Nepomuk wird dargestellt als Priester mit einem Kreuz in der Hand, mit dem Finger am Mund, mit einem Palmzweig und oft mit dem fünfsternigen Strahlenkranz um das Haupt. Sein Gedenktag ist der 16. Mai.

Skulpturen des heiligen Nepomuk sind neben Kreuzen und Mariendarstellungen in katholischen Gebieten die am häufigsten außerhalb von Kirchen in freier Landschaft anzutreffenden christlichen Steinfiguren. Eine Bauernregel zum Nepomukstag besagt: "Der Nepomuk uns das Wasser macht, dass uns ein gutes Frühjahr lacht. "

Hans Hammer