Langenmosen
Ham Sie heute schon geschnackselt?

"Das Beste aus 25 Jahren": Ein Abend voller Highlights mit der Couplet-AG

17.10.2021 | Stand 23.10.2021, 3:35 Uhr
Gastierten in Winkelhausen: Bernhard Gruber, Jürgen Kirner, Bianca Bachmann und Berni Filser (v. li.) mit ihrem aktuellen Programm "Das Beste aus 25 Jahren Couplet-AG". −Foto: Budke

Winkelhausen - Es ist Herbst und das bedeutet: Es gibt wieder "Kultur im Winkel.

" Eröffnet wurde die neue Saison bei "Zu Müllers" mit der Couplet-AG, die der veranstaltende Verein Landkultur Bayern-Mitte nach Winkelhausen locken konnte. Und es war ein gelungener Start mit einem - nach aktuellen Corona-Regeln - ausverkauftem Saal, spielfreudigen Stars und begeistertem Publikum.

Seit 25 Jahren treibt die Couplet-AG ihr unterhaltsames Unwesen auf bayerischen Bühnen und hat zu diesem Anlass in Winkelhausen ein Programm im Gepäck, in dem es keine Highlights gibt, weil es durchweg ein Highlight ist. Vielleicht macht es den Zuschauern auch deshalb so viel Spaß, weil Jürgen Kirner, Bernhard Gruber, Bianca Bachmann und Berni Filser genau das ausstrahlen: Spielfreude. Politisch sei ihr Kabarett nur am Rande, verspricht Kirner eingangs, es solle ja ein schöner Abend werden: "Das ist unsere Zielsetzung. " Ganz ohne Politik geht es aber nicht, denn "in den letzten Jahren haben wir schon viele Politiker weggesungen - bei dem Söder sind wir noch dran. " So gibt es später wieder das schon berühmte "Zapferl Söder", das Kirner und Bachmann großzügig ins Publikum werfen, weil die Leute in Winkelhausen viel zu sympathisch sind.

Die Abgründe der modernen Gesellschaft

Auch als Bianca Bachmann als Inhaberin der Elvira-Kuppel-GmbH empfiehlt: "Nehmen's an Oiden, der macht's bedächtig - Sie kommen allein und sterben zu zweit", hält sie mit süffisantem Lächeln Portraits bekannter Politiker hoch, die eindeutig zur Generation 70+ gehören. Wenn also nicht die Politik nebenbei aufs Korn genommen wird, dann spielen sich Kirner und Bachmann durch die Abgründe der modernen Gesellschaft: Da sind die Macchiato-Mütter, die "nur Milchschaum im Hirn" haben oder die sexy-naive Jackie, die gern Frau eines reichen Fußballspielers wäre: "Ich bin offen für Transfer - was will ein Spieler mehr? ". Dagegen kommt der Inkasso-Rasso als kerniger Typ daher, doch jedes Mal, wenn er auf die so spezielle Art mit den Händen in seinen Hosentaschen werkelt, brandet ihm eine Woge des Lachens aus dem Publikum entgegen. Da scheint der Bofrost-Mann bei der Damenwelt erfolgreicher zu sein, immerhin hat er den goldenen Erzeuger-Orden bekommen: "Wir sind alle vom selben Viertel und alle vom Bofrost-Mann", singen die Kabarettisten. Zwischendurch taucht Kirner immer wieder als Rentner im Bademantel auf und sucht nicht nur seine Flasche: "Haaam Sie meine Rente gesehen? ", ruft er durchdringend. Und so heißt es im folgenden Lied: "Wir wollen keine Riester-Rente - wir wollen Riesters Rente ham. "

Antworten für unverschämte Gegenüber

Tipps für die richtige Antwort im richtigen Moment - die einem ja manchmal erst einfällt, wenn der Provokateur schon längst wieder verschwunden ist - liefern die vier von der Couplet-AG frei Haus: "Ham sie heute schon geschnackselt und sich hormonell befreit? ", könnte man fragen und geben Beispiele, wie man damit das unverschämte Gegenüber in der U-Bahn, dem Supermarkt oder auch grundsätzlich bei der AfD mundtot macht. Natürlich gibt es auch den Lobbyisten-Song, das Chirurgen-Ehepaar sammelt Ideen, wie es schneller sein Chalet abbezahlen kann und auch die Beamtenpatenschaft macht den Zuschauern Spaß. Und was natürlich niemals fehlt im Programm der AG, das sind die Couplets: "Wir gehen jetzt zurück zu den alten Münchener Volkssängern - da hat es noch keine Empörungskultur gegeben", bringt Kirner auf den Punkt, was das Herz der Couplets ist: Ohne Umschweife singen, was gesungen werden muss. Deftig und ohne jede Angst vor Anstößigem erzählen die Lieder von Lieblingsspeisen oder darüber, wie Männer so sind: "Wenn ihr euch als Ehemänner nicht erkennt - eure Frauen tun das bestimmt", weiß Kirner. Er erzählt, dass der große Fundus an Couplets von Karl Valentin stammt und dass die Noten zwar verloren gegangen sind, aber Bernhard Gruber eben neue geschrieben hat. Das ist Kulturgut, das die Kabarettisten damit bewahren und das auch heute noch hervorragend beim Publikum ankommt.

So klatschen die Zuschauer lang und stürmisch. "Wir finden das eine absolute Befreiung, dass wir heute spielen dürfen und dass ihr da seid - und das wird belohnt", freut sich Kirner und so gibt es noch ein Couplet und nach einer weiteren Zugabe schließlich als letztes ein G'stanzl. Viele im Saal singen mit, der Refrain ist einfach: "Mir is ois oans, egal, ob I a Geld hab oder koans. "

SZ