Aichach
Geburtshilfe: Zusammenarbeit mit Uni-Klinik so schnell es geht

Krankenhaus-Werkausschuss: Hauptabteilung in Friedberg soll Arbeit schon im Mai aufnehmen

27.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:24 Uhr
Das alte Krankenhaus in Aichach beherbergt nun auch eine KVB-Bereitschaftspraxis. −Foto: Hoffmann

Aichach/Friedberg (SZ) Was sich seit Wochen abzeichnet, wurde auch im Krankenhaus-Werkausschuss des Kreistags überdeutlich: Die allermeisten Politiker halten eine Zukunft der Geburtshilfe im Landkreis Aichach-Friedberg nur mit der Gründung einer Hauptabteilung in Friedberg in Zusammenarbeit mit der Uni-Klinik Augsburg (UKA) für realistisch.

Schon zum 1. April soll sie formal aus der Taufe gehoben werden und möglichst schon im Mai den Betrieb aufnehmen.

Deutlich wurde in der Sitzung, dass der seit Monaten dauernde Kampf um die Geburtsstationen in Aichach und Friedberg bei allen Beteiligten an den Nerven zerrt. Landrat Klaus Metzger gab zu, dass sich ein "gewisses Maß an Ohnmacht und Frustpotenzial" angestaut habe, Ärztin Renate Magoley (Freie Wähler) sprach von "Primadonnenhaftigkeit" und hatte dabei wohl die Verhandlungen mit Friedberger Gynäkologen im Blick. Die Gespräche mit ihnen über eine Überbrückung bis zum Start der Hauptabteilung sind offensichtlich gescheitert. Nachdem die Geburtshilfe im neuen Aichacher Krankenhaus gar nicht erst eröffnet wurde, wird die in Friedberg nun zum 1. April geschlossen.

Umso schneller soll es mit der Hauptabteilung gehen. Wie berichtet, sind erste Gespräche mit der UKA sehr positiv verlaufen. Wie Arzt Krzysztof Kazmierczak, Geschäftsführer der Kliniken an der Paar, erklärte, soll die Hauptabteilung formal schon zum 1. April gegründet werden und den Betrieb aufnehmen, sobald alle Voraussetzungen geschaffen sind. Unter anderem braucht man ein fünfköpfiges Ärzteteam. Zum 1. Januar 2020 würde dann der Übergang der Abteilung an die Uni-Klinik erfolgen. Das heißt: Der Landkreis überträgt seinen Versorgungsauftrag in der Geburtshilfe an die Uni-Klinik, die damit zum Träger wird. Es wird also eine Art Außenstelle der Universitätsklinik im Friedberger Krankenhaus geben.

Kazmierczak verhehlte nicht, dass dabei auf den Landkreis erhebliche Kosten zukommen werden. Er rechnet mit drei bis vier Millionen Euro im Jahr. Bei geschätzten 1000 Geburten könnten die aber zu etwa 75 Prozent refinanziert werden, dazu kommen Förderungen, so dass unter dem Strich ein kleineres Minus stehen wird. Allerdings werde auch die Qualität der Versorgung steigen. So oder so ist es Geld, dass dem Landkreis der Erhalt der Geburtshilfe wert ist. Das machten praktisch alle Kreisräte deutlich. Zumal sie ebenso in der Einschätzung übereinstimmen, dass das Modell der Belegärzte in der Geburtshilfe überholt ist und die Zukunft in Hauptabteilungen mit fest angestellten Ärzten liegt. Was im Übrigen nicht heißt, dass Belegärzte nicht weiter ihre Patientinnen betreuen können.

Es geht aber vor allem um die 24-Stunden-Rufbereitschaft und den Notfalldienst, die eine Hauptabteilung leisten kann (und auch dazu verpflichtet ist). Die Ärzte müssen vor Ort sein und innerhalb von fünf Minuten reagieren können; bei Belegärzten in Rufbereitschaft ist die Zeitspanne bei 30 Minuten.

Die allgemeine Hoffnung ist, dass nach Friedberg in einem zweiten Schritt auch die Geburtshilfe in Aichach wiederbelebt werden kann - in welcher Form auch immer. Während Landrat Metzger hier vor allem auf Zeit setzt und einen Schritt nach dem anderen tun will, hat Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann große Bedenken. Er teilt den Optimismus seiner Kollegen nicht und prognostiziert, dass Aichach von einer Hauptabteilung in Friedberg nicht profitieren werde. Er befürchtet offenbar, dass Aichach auf die lange Bank geschoben wird und dort dann herunter fällt. Dabei sei beschlossen, beide Stationen zu erhalten, erinnerte er.

Gestört ist offensichtlich auch das Verhältnis der Hebammen, die zahlreich bei der Sitzung waren, zum Landkreis und der Klinikleitung. Sie wollen in einer Hauptabteilung nicht fest angestellt, sondern weiter freiberuflich arbeiten. Das sei auch möglich, versicherte Metzger, konnte den Unmut der Hebammen aber damit nicht besänftigen.
 

KVB-Bereitschaftspraxis öffnet

Aichach (beh) Auch in Aichach wird der ärztliche Bereitschaftsdienst am Abend und an den Wochenenden nun umgestellt: Ab Mittwoch, 3. April, eröffnet die Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) am alten Aichacher Krankenhaus.Sie ist für Patienten gedacht, die nicht bis zum nächsten Tag oder bis zum Montag warten können, aber nicht bedrohlich erkrankt sind. In solchen Fällen wendet man sich weiter an die 112.Alle anderen Patienten erhalten Informationen über die KVB-Bereitschaftspraxis über die einheitliche Rufnummer 116 117. Grundsätzlich können die Praxen aber ohne Voranmeldung aufgesucht werden. Die Praxis in Aichach ist am Mittwoch und Freitag von 16 bis 21 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 9 bis 21 Uhr geöffnet.Die KVB-Praxis in Friedberg ist bereits seit Herbst vergangenen Jahres in Betrieb und läuft nach Aussage von Klinik-Geschäftsführer Dr. Krzysztof Kazmierczak sehr gut. In Aichach eröffnet man erst jetzt, weil einige Umbauarbeiten notwendig waren.Nach einer grundsätzlichen Reform des Bereitschaftsdienstes gibt es in Bayern derzeit 108 solcher KVB-Praxen, die sich um die ambulante Notfallversorgung kümmern.

Berndt Herrmann