Schrobenhausen
Nicht im WM-Fieber - weil Fritten und Softeis Priorität genießen

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Zwei Originale vom Schrannenfest, zusammen mit Zabivaka: Doris Laquai (l.) und Fränzi Moretti. −Foto: Kaufmann

Schrobenhausen (SZ) Die WM läuft, und das ist auch im Schrobenhausener Land ein riesiges Ereignis. Zwei Zwillingsschwestern verfolgen es aber nur am Rande - zum Glück ihrer Kunden.

"Der Manuel Neuer ist schon ein Netter", findet Fränzi Moretti: " Und gut spielen tut er auch." Ihre Zwillingsschwester Doris Laquai hört's, nickt zudem zustimmend. Aber das ist's bereits, was ihnen spontan zum aktuellen WM-Kader der Deutschen einfällt. Nein, große Fußballfans sind sie beide nicht. Es müsste schon extrem viel zusammenkommen, dass Jogi Löws Jungs bei ihnen über den Fernsehschirm flimmern.

Am heutigen Samstagabend wird es definitiv nicht der Fall sein - obwohl es für die DFB-Auswahl schlichtweg ums sportliche Überleben in Russland geht. Denn Moretti und Laquai sind anderweitig im Einsatz - traditionell am nördlichen Eingang zum Lenbachplatz, wie immer beim Schrannenfest. Ihre Fritten, ihr Softeis - zwei Leckereien, die in Schrobenhausen längst Kultstatus genießen.

"Schokolade und Vanille kommen hier besonders gut an", erzählt Laquai, die für die kalten Köstlichkeiten Zuständige - während sich Moretti schon seit rund 45 Jahren um die Pommes kümmert. Schrannenfest um Schrannenfest geht das so, Schrobenhausener Volksfest um Schrobenhausener Volksfest, Soba um Soba - "und wir haben wirklich noch nie daran gedacht, an dieser Aufteilung etwas zu ändern", berichten die Zwillingsschwestern mit einem Lächeln: "Jeder macht seinen Bereich, und gut ist es."

Stolze 71 Jahre sind sie nun bereits alt - aber immer noch quietschfidel, vergnügt, höchst motiviert. Ihre Kunden zufrieden zu stimmen - es treibt die beiden an, scheint sie glücklich zu machen. Dementsprechend gibt's nicht mal im Entferntesten irgendwelche Gedanken an ein Aufhören: "So lange wir Kraft sowie Freude daran haben, machen wir weiter", erklären die Schwestern unisono: "Und wir haben noch sehr viel davon."

Zurück zur WM: Laquai beziehungsweise Moretti als Fußballhasser zu bezeichnen, wäre auch falsch. Sie interessiert dieser Sport nur nicht besonders. "Aber wenn die Leute dann bei uns anstehen und heftig über die Nationalmannschaft diskutieren, hören wir doch gerne zu", sagt beispielsweise die Frittenchefin.

Was für ihr Geschäft nun am heutigen Samstagabend besser wäre - ein deutscher Sieg gegen Schweden oder eine Niederlage? Achselzucken bei den Zwillingsschwestern. "Sollten wir verlieren, könnte es wohl tatsächlich passieren, dass die Leute ungut sowie grantig sind", befürchten sie. Also doch Daumendrücken bei ihnen für das DFB-Team? Beide lachen: "Dafür werden wir überhaupt keine Zeit haben - selbst wenn wir wollen würden."

Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend um 22 Uhr geht ihr Schrannenfestwochenende - ohne echte Pause. "Wenn das Wetter und die Atmosphäre passen, wenn es eine schöne Musik zu hören gibt, dann sind wir dort glücklich", erklärt Moretti. Vom netten Herrn Neuer und dessen Teamkollegen im fernen Russland ist ihre Stimmung definitiv nicht abhängig.

Roland Kaufmann