Schrobenhausen
Nicht im WM-Fieber: American-Football-Legionär aus Belgien

Ruben de Ruyter verfolgt das Ganze aber eher nur am Rande.

18.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Erster Kontakt mit Zabivaka: Ruben de Ruyter. −Foto: Foto: Kaufmann

Schrobenhausen (SZ) Die WM läuft, und das ist auch im Schrobenhausener Land ein riesiges Ereignis. Ruben de Ruyter verfolgt das Ganze aber eher nur am Rande.

Ruben de Ruyter machte gestern am frühen Abend das, was er regelmäßig tut - nämlich intensiv im Kraftraum trainieren. Dass Belgien gleichzeitig sein WM-Auftaktspiel gegen Panama bestritt - kein Grund für den 23-Jährigen, seine ursprünglichen Pläne über den Haufen zu werfen. "Das Ergebnis bekomme ich ja später immer noch mit", so sein trockener Kommentar.

Fußball und der Wide Receiver der Ingolstadt Dukes, der seit dem Frühjahr in Schrobenhausen wohnt - wahre Freunde werden sie wohl nicht mehr. "Das ist eine Sportart, die beim Anschauen extrem langweilig sein kann", sagt er. Und nein, seine Einstellung dazu würde sich auch bei Partien seines Heimatlandes nicht ändern. "Selbstverständlich freue ich mich, wenn wir gewinnen", gibt er dann doch zu: "Aber wenn nicht, würde ich deshalb anschließend keine schlaflosen Nächte haben."

Das Gerücht, dass alle Belgier extrem fußballverrückt sind - de Ruyter versucht es ein Stück weit zu entkräften. Auf sympathische Weise, mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Wobei: Für das, dass er sich angeblich überhaupt nicht mit diesem Thema beschäftigt, kennt sich der 23-Jährige doch hervorragend aus, philosophiert über die aktuelle Verletzung von Defensiv-Ass Vincent Kompany, redet schnell mal ein bisschen über Goalgetter Romelu Lukaku. "Das habe ich am Rande irgendwie mitbekommen", sagt er hierzu - fast schon entschuldigend.

Geboren und aufgewachsen in der Nähe von Gent in der Provinz Ostflandern, war de Ruyter schon immer sportverliebt gewesen. Allerdings zog es ihn zunächst zum Basketball - ehe er im Alter von 17 Jahren mit American Football begann. Zwölf Monate später schaffte der 1,86 Meter große Athlet bereits den Sprung ins belgische Nationalteam, für das er übrigens noch heute aktiv ist, und in Sachen Vereine begann seine große Tour quer durch Europa - mit Stationen in Köln, Leipzig, Karlstad (Schweden), Hämeenlinna (Finnland) sowie nun eben Ingolstadt. Sein Eindruck von Schrobenhausen? "Einfach nur cool", kommt es wie aus der Pistole geschossen: "Ich bin hier in der Mitte von allem, bin beispielsweise schnell in München oder in den Bergen. Und das Wetter hier ist sowieso viel besser als in Belgien."

De Ruyter geht mit offenen Augen durchs Leben, genießt die Natur, wirkt wissbegierig. Dementsprechend unüberhörbar sind auch bereits seine Fortschritte in Sachen deutscher Sprache. Den eigentlichen "Personal-Trainer" freut's: "Ganz so schwierig ist das jedoch überhaupt nicht. Probieren Sie doch mal, Finnisch zu lernen - das ist eine andere Hausnummer..."

Der Belgier lächelt. Aber ganz zum Schluss kommt er trotzdem nicht ohne einen WM-Tipp davon: "Den Einzug ins Halbfinale traue ich uns heuer schon zu", sagt er hierzu brav. Und sein Topfavorit in Russland? "Keine Ahnung". De Ruyter ist eben offiziell kein Fußballfan.
 

Roland Kaufmann