Schrobenhausen
Fünf schafften es in einem Rutsch

RSV-Radfernfahrt führte in die Kurpfalz in Schrobenhausens neue Partnerstadt Schwetzingen

17.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:51 Uhr
Ankunft auf dem Schlossplatz in Schwetzingen: Der Radsportverein Schrobenhausen (rote Trikots) bei der Pflege der noch frischen Städtepartnerstadt zu Schwetzingen. Vize-OB Hans-Peter Müller (5.v.r.) empfing die Radsportler persönlich. −Foto: Fotos: Seidel

Schrobenhausen (ose) Eine gehörige Portion Leben hat der Radsportverein (RSV) der noch jungen Städtepartnerschaft zwischen Schrobenhausen und Schwetzingen eingehaucht. Und das mit vollem Körpereinsatz über fünf Tage. Die Schrobenhausener radelten nach Nordbaden und zurück.

Für die große sommerliche Radfernfahrt wurde von den RSV-Verantwortlichen heuer die Kurpfälzische Partnerstadt, einst prunkvolle Sommerresidenz von Kurfürst Carl Theodor, als Ziel ausgewählt. Der Hinweg, 285 Kilometer und 2210 Höhenmeter, wie auch der Rückweg, 315 Kilometer und 2370 Höhenmeter, wurden mit dem Rennrad zurückgelegt.

Sowohl die Planung des Streckenverlaufs wie auch die erforderlichen Hotelbuchungen und notwendigen Restaurantreservierungen für die vorgesehenen Mittagspausen hatte der ehemaligen RSV-Vorsitzende Jürgen Weiland akribisch für die fünftägige Tour vorbereitet. Wegen gesundheitlicher Probleme konnte Weiland persönlich nicht an der Tour teilnehmen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen stellte Vorsitzender Franz Kistle fest, dass er bei dem ganzen Projekt eigentlich nur als ausführendes Organ zu sehen sei. Ganz so war es natürlich nicht. Spätestens beim großen Empfang durch Vizeoberbürgermeister Hans-Peter Müller im Palais Hirsch, direkt am Schwetzinger Schlossplatz gelegen, setzte Kistler seinen Verein und seine Heimatstadt bravourös in Szene. Als Präsent für den Vertreter der Stadt Schwetzingen hatte er ein Werk aus der Schrobenhausener Bildhauerwerkstatt von Richard Gruber im Gepäck. Für den Vorsitzenden des Radportvereins Kurpfalz, Jürgen Keller, gab es neben ausnahmslos lobenden Worten eine Fahrradkarte und einen Schrobenhausener Reiseführer. Dazu auch noch eine Einladung zu einem Gegenbesuch.

Keller war es auch, der vorab die Kontakte ins Schwetzinger Rathaus und zum ortsansässigen Radsportverein hergestellt hatte. Wie sich im Verlauf des Besuchs herauskristallisierte, ein Volltreffer in jeder Hinsicht. Was die Anzahl und das Durchschnittsalter der Mitglieder sowie die sportlichen und gesellschaftlichen Vereinsaktivitäten angeht, ähneln sich die beiden Radsportvereine wie ein Ei dem anderen.

Los ging die Reise für die Schrobenhausener in den frühen Morgenstunden am Busbahnhof. Bei leichtem Nebel und starkem Gegenwind machten sich 28 aktive Radler, darunter sieben Damen - ein Anteil von stolzen 25 Prozent - auf den Weg zu vier sonnigen, von geselligem Miteinander und Sportsgeist geprägten Fahrradtagen. Ergänzt wurde die Truppe von einer weiteren Dame. Ilse Kramschuster übernahm als Fahrerin des Begleitwagens den Gepäcktransport und kümmerte sich an den einzelnen Etappenorten um die Zimmerverteilung.

Gefahren wurden Hin- und Rückweg jeweils in zwei Tagesetappen, aufgeteilt in zwei Leistungsgruppen. Die schnellere angeführt von Hans Bichler und Stanislaus Gamperl, die etwas langsamere geführt von Hermann Büchl und Klaus Horst. Damit alle zur gleichen Zeit an den vorab gebuchten Mittagseinkehrlokalen eintreffen, legten die Schnelleren vormittags eine zusätzliche Kaffeepause ein. Mit Zwischenstation in Bopfingen mussten am ersten Radtag auf dem Weg nach Schwäbisch Hall, dort war die erste Übernachtung eingeplant, 162 Kilometer bewältigt werden. Bereits der erste Etappenort begeisterte mit seinem besonderen Flair der historischen Altstadt.

Bei einem Tagespensum von lediglich 116 Kilometern ging es am zweiten Tag zunächst das Kochertal entlang bis Bad Friedrichshall. Dort wurde der Neckar überquert. Wie geplant, jedoch schon gut eine Stunde vor der angepeilten Zeit, sind in Steinsfurt auch die fünf Radsportler, die die Strecke Schrobenhausen - Schwetzingen wie angekündigt auf dem Hinweg wie auch auf der Rückfahrt in einem Stück bewältigt haben, angekommen. Die RSVler Michael Freundl (Weilach), Andreas Babl (Ehekirchen) und Oskar Seidel (Lichtenau) starteten ihre erneute Reise im Schnelldurchgang zusammen mit den beiden Karlshuldern Anton Karmann und Wilhelm Lehmeier einen Tag nach dem Hauptfeld. Mit einem Stundenmittel von 29 Kilometern pro Stunde hatten die fünf, eine kurze Pause eingeschlossen, nach neun Stunden auf das Peloton aufgeschlossen. Unterstützt wurde das schnelle Quintett von Ulrike Freundl als Fahrerin des Begleitfahrzeugs für die fliegende Verpflegung auf der Strecke.

Angeführt von Jürgen Keller, dem Vereinschef des RSV-Kurpfalz, wurde die vereinte Schrobenhausener Truppe, jetzt insgesamt 33 Fahrer, in Steinsfurt von einem zwölfköpfigen Empfangskomitee der Schwetzinger Radsportfreunde erwartet. Im geschlossenen Verband mit 45 Fahrern - für Freunde des Radsports ein wahrlich imposantes Bild, auf viele Autofahrer dagegen anscheinend wie ein rotes Tuch wirkend - wurden die letzten 40 Kilometer in Angriff genommen. Auf der innerstädtischen Prachtpromenade in Schwetzingen ging es direkt auf den Schlossplatz vor das Palais Hirsch, wo OB-Vertreter Müller die Radsportler mit kühlen Getränken und Laugengebäck in Empfang nahm.

Buchstäblich ins Wasser gefallen ist das Programm am dritten Reisetag. Während die vorgesehene Stadtführung am Vormittag trotz anhaltenden Dauerregens durchgezogen wurde, musste die gemeinsame Radausfahrt am Nachmittag nach Speyer abgesagt werden. Alternativ gab's Kultur pur. Auf Einladung der Stadt Schwetzingen wurde von den Gastgebern kurzerhand eine große Schlossführung mit anschließendem Rundgang auf Carl Theodors Spuren durch den prächtigen, Versailles nachempfundenen, Schlosspark organisiert. Dazu mussten zuvor allerdings Jacken und Regenschirme aus dem Reisegepäck hervorgekramt werden.

Für das Gros der Gruppe war der vierte Tourtag gleichzeitig der erste Rückreisetag. Für die fünf Nonstop-Fahrer - erst Reisetag drei - stand bereits die Rückfahrt, erneut in einem Rutsch, auf dem Programmzettel. Mit einer Fahrzeit von knapp unter elf Stunden und einem erneuten Stundenmittel von 29 Kilometern pro Stunde wurde die Heimat von den Fünfen noch vor 19 Uhr erreicht. "Wir sehen uns im nächsten Jahr in Schrobenhausen", waren die Worte von Jürgen Keller bei der Verabschiedung auf dem Schlossplatz. Danach wurde von den übrigen Teilnehmern als Tagesetappenort das 155 Kilometer entfernte Schwäbisch Gmünd angesteuert. Einen Zwischenstopp mit Mittagspause machten sie in Marbach, Friedrich von Schillers Geburtsort.

Das letzte Teilstück von 140 Kilometern führte über die europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau bei Lauterburg und weiter über Heidenheim an der Brenz, Dillingen und Wertingen zurück nach Schrobenhausen. Richtig voll wurde es dabei allerdings noch einmal im - in der drängenden Not - zum Besenwagen umfunktionierten Begleitfahrzeug von Ilse Kramschuster. Montezumas Rache war voll zum Tragen gekommen. Böse Zungen munkeln allerdings, dass eventuell das letzte Bier vom Vorabend schlecht gewesen sein könnte.

Davon abgesehen ist die Fahrt unfallfrei und mit lediglich einer Reifenpanne verlaufen. Am Ende wurde die Reise von allen Beteiligten als eine in allen Belangen rundum gelungene Radreise gelobt. Die Städtepartnerschaft zwischen Schwetzingen und Schrobenhausen wurde nach Ansicht der Teilnehmer in vollen Zügen gelebt und soll sich auch in Zukunft weiter positiv entwickeln, hieß es weiter.