Brunnen
Freude über den "zweiten Abwassergast"

Brunnener Kanalnetz hängt seit Montag an der Schrobenhausener Kläranlage

12.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:23 Uhr
Gar nicht so viel zu sehen gibt es in der Pumpstation auf dem Brunnener Kläranlagengelände, die Thomas Wagner (v. l.) Thomas Schneider und Harald Reisner zeigte. 3,2 Millionen Euro hat die Gemeinde in den Abwasseranschluss an Schrobenhausen investiert. Ein Großteil der Anlagenteile liegt unterirdisch, vor allem die fünf Kilometer lange Druckleitung nach Königslachen.. −Foto: B. Hofmann

Brunnen - Das mit dem Bandldurchschneiden wollte sich der Brunnener Bürgermeister Thomas Wagner (FW) nicht nehmen lassen, schließlich war es innerhalb weniger Wochen bereits die zweite Direktverbindung nach Schrobenhausen, die er in Betrieb nehmen durfte. Seit 5. Oktober können die Brunnener mit der Paartalbahn in die Stadt fahren, seit vergangenen Montag fließt auch ihr Abwasser dorthin.

So ganz von selbst fließt es natürlich nicht. Dafür ist eine Pumpanlage erforderlich, und die war es, vor der sich Wagner am Donnerstag mit Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner, Stadtwerkechef Thomas Schneider und Planer Rupert Mayr traf, um ein weiß-blaues Bandl in mehrere Stücke zu zertrennen. Damit war das Pumpwerk sozusagen auch ganz offiziell in Betrieb genommen. Die alte Brunnener Kläranlage hat ausgedient, der alte Tropfkörper und das Sandfangbecken werden demnächst abgerissen.

Das Abwasser aus der Ortschaft Brunnen fließt durch die Kanalrohre zwar auch weiterhin zum alten Kläranlagengelände, wird dort aber nicht mehr gereinigt, sondern in eine fünf Kilometer lange Druckleitung gepumpt. Bei Königslachen gelangt das Brunnener Abwasser ins Schrobenhausener Kanalnetz und dann in die Kläranlage der Stadt. Brunnen habe damit sozusagen das "Sorglos-Paket" bekommen, sagte Thomas Schneider, der sich freute, "dass wir jetzt einen zweiten Abwassergast haben". Aus Aresing fließt das Abwasser ja bereits seit 36 Jahren nach Schrobenhausen, die Gemeinde koppelt derzeit auch die Kanalnetze von Autenzell, Rettenbach und Oberlauterbach an Schrobenhausen an. Denn die kleinen Dorfkläranlagen entsprechen nicht mehr den wasserrechtlichen Voraussetzungen und lassen sich nicht rentabel aufrüsten.

Brunnen hat für Pumpwerk, Druckleitung und weitere nötige Anlagenteile wie das Regenüberlaufbecken rund 3,2 Millionen Euro gezahlt. Die Aufrüstung der eigenen Kläranlage wäre nach Wagners Worten für Brunnen zwar nicht unbedingt teurer geworden, aber eine größere Anlage wie die in Schrobenhausen habe ganz andere Möglichkeiten bei der Abwasserreinigung, auch im Hinblick auf eventuelle zusätzliche Reinigungsstufen, die künftig vorgeschrieben werden könnten. Das gereinigte Abwasser gelange ja am Ende wieder in die Umwelt, "das muss einfach so sauber wie möglich sein", fand Wagner.

Abgerechnet wird das Abwasser übrigens zwischen den Stadtwerken und der Gemeinde. Für die Brunnener Bürger ändern sich also nicht, sie müssen ihre Beiträge und Gebühren weiterhin an die Gemeinde überweisen.

Das Thema Kläranlage beschäftige ihn, seit er 2012 sein Amt als Bürgermeister angetreten hat, berichtete Wagner. Nach langer Planung wurde dieses Jahr im Februar mit den Arbeiten für den Anschluss an Schrobenhausen begonnen, nun ist man innerhalb des Kosten- und Zeitrahmens fertig geworden. Nach einer etwas holprigen Testphase wurde am Montagabend der Umschluss vorgenommen, seitdem laufe die neue Anlage bestens, sagte Wagner. Die Firmen hätten gute Arbeit geleistet. Auch das Zusammenspiel mit den Schrobenhausener Stadtwerken habe hervorragend geklappt, sagte Planer Rupert Mayr, für den der Auftrag übrigens noch lange nicht erledigt ist: Auch der Brunnener Gemeindeteil Hohenried schickt sein Abwasser künftig nach Schrobenhausen. Dafür sind eine Pumpstation in Hohenried und eine Druckleitung nach Brunnen erforderlich. Anfang Februar soll dort mit den Arbeiten begonnen werden - für die Einweihung der Anlage schlug Wagner schon mal den 12. November 2021 vor.

"Somit hängen wir die nächsten Jahrzehnte an Schrobenhausen", sagte Bürgermeister Thomas Wagner. Sein Amtskollege Harald Reisner antwortete trocken: "Es gibt schlimmere Schicksale."

SZ

Bernd Hofmann