Hohenwart
Fleischkäse - oder doch lieber Lebakas?

De Stianghausratschn zu Gast in Hohenwart - rappelvoller Saal und Riesenstimmung

12.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:56 Uhr
Julia Thurner

Hohenwart (SZ) Flott, ehrlich, direkt und aus dem Leben - so wie es viele auch kennen: Roswitha Spielberger alias De Stianghausratsch sorgte mit ihrem bayrischen Mundwerk im Festsaal der Gastwirtschaft Metzgerbräu für ein rappelvolles Haus. Alle freuten sich auf einen lustigen bayrischen und auch einen wenig derben Abend - und das gab es auch.

Sie hat eine charmante, nette Art, aber sie kann auch anders. Abgebrüht, sarkastisch. Sie habe vor neun Jahren erst richtig mit der Singerei angefangen, erzählt sie, "vorher hatte ich keine Zeit". Denn: "Ich hab drei Kinder, eine Oma, einen Hund? und einen Mann". Da hat sie sofort hat die ersten Lacher.

Doch gemütlich zurücklehnen ist nicht angesagt - das Publikum muss bereits beim ersten Lied kräftig mitmachen und mitsingen. Auch als sie sich bei ihrem Lied "Narrisch gern" ein Ehepaar heraussucht und so tut, als ob es sich gegenseitig mit bayrischen Schimpfwörtern derbleckt, schmunzelt so mancher über die Vielseitig- und bildliche Lebhaftigkeit der bairischen Sprache. Wo sonst würde man verstehen, was mit einem "Zwetschgenmandal" oder einer "Schicksn" gemeint ist.

Spätestens beim Lied "Fleischkäse - Lebakas" oder auch bei Liedzeilen wie "A Selfie auf Facebook posten - a Foto ins Lätschenbiacha nei" merkt man, wie sehr der Stianghausratschn die bairische Sprache am Herzen liegt: "Ich möchte gerne, dass man das Bairische erhält", erzählt Roswitha Spielberger. "Der Dialekt verschwindet immer mehr. Deswegen singe ich nur auf Bairisch."

Dabei spricht sie nicht nur traditionelle Themen an, sondern bezieht auch viel Modernes in ihren Liedern und Gedichten ein. Wie schön es doch eigentlich sei, wenn für ein paar Tage das Internet ausfalle oder wie nervig die zig Millionen Spam-E-Mails sein können.

Dabei sind ihre Werke nicht nur an jüngere Generationen gerichtet: "Die Lieder sind für Leute mit Lebenserfahrung - die einfach schon was erlebt haben", erzählt sie. "Ich singe ja auch oft über meine Kinder - und viele erkennen sich da dann wieder". Wie zum Beispiel, wenn die Tochter die Reitstiefel im Elternhaus nie auszieht, aber kaum hat sie eine eigene Wohnung, müssen die Straßenschuhe draußen bleiben. Getreu dem Motto: "Hots koa Rindvieh mehr, koa bleds - dann geht's".

Doch Roswitha Spielberger kann auch anders, wie sie mit dem Einstiegslied nach der Pause beweist: Nachdenklich und melancholisch singt sie darüber, wie ein kleines Wort, nämlich Friede, eigentlich die allerstärkste Wirkung auf der Welt haben könnte - "wenn man es will, kann man es kapieren".

Danach geht es wieder lustig weiter, wenn ihre Gesprächspuppen alias Frau Haferl und Frau Gscheid oder auch der Herr Professor sich unterhalten und allerlei Leute ausrichten - "denn dann geht's einem doch immer besser, gell?"

Ein Thema darf natürlich nicht fehlen: Männer: Für die Arbeit in den eigenen vier Wänden keine Zeit haben, aber kaum kommt die junge Nachbarin mit einem Anliegen, fühlen sie sich wieder ein junger Hengst - und verreißen sich dann den Rücken. Aber auch die Männergrippe kommt nicht zu kurz: Gerade sterben sie noch und dann fehlt ein vierter Mann beim Kartenspielen - eine plötzliche Wunderheilung. Sie selbst sagt dabei über ihre Lieder und Gedichte: "Wenn ich mich ärgere, schreibe ich ein Lied. Und alles ist die Wahrheit."

Es ist für sie bereits Tradition, dass eines der letzten Stücke "Aldi - meine Heimat" ist. In diesem Lied arbeitet sie den Kampf und Wahnsinn bei der Supermarktkette auf, wenn Leute in unbedachten Momenten Push-up BHs und Unterwäsche aus dem Einkaufswagen klauen. Und dieser Ohrwurm begleitet einen nun immer, wenn man bei Aldi an der Kasse steht.

Zum Abschluss wird noch einmal ein langsames Lied gesungen - dass alles im Leben ein Ende hat. Dieses Stück von der Stianghausratschn ist so bekannt, so dass einige aus dem Publikum sogar mitsingen, bevor sich Roswitha Spielberger unter viel Applaus für die Einladung bedankt und von der Bühne geht. "Die Leute hier sind echt super drauf", sagt sie. "Solange mir noch ein paar zuhören, werde ich auch weitermachen. Und ich komme bestimmt noch einmal nach Hohenwart."

Julia Thurner