Weichenried
Festumzug und Comedy zum 100-Jährigen

Krieger- und Kameradenverein Weichenried bereitet sich auf sein großes Jubiläum im nächsten Jahr vor

07.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:20 Uhr
Ois dabei! −Foto: Otto

Weichenried (SZ) Bayerische Comedy und ein Krieger- und Kameradenverein - dass sich das durchaus unter einen Hut bringen lässt, beweisen die Weichenrieder. Schließlich gibt es mit dem 100-jährigen Vereinsjubiläum im nächsten Jahr auch Großes zu feiern. Am Festwochenende 27./28. Juli 2019 ist auch Stefan Otto zu Gast.

Und der bayerische Kabarettist macht auch gleich den Auftakt, bestreitet den Samstagabend im Festzelt, das für dieses besondere Wochenende an der Pfarrhalle in Weichenried aufgebaut wird. Am Sonntag geht es dann nach dem Empfang der Gastvereine und einem Weißwurstfrühstück zum Festgottesdienst, der um 10 Uhr beginnt. Ein weiterer Höhepunkt steht nach dem gemeinsamen Mittagessen auf dem Programm: Dann gibt es nämlich einen großen Festumzug durch Weichenried. Liegt der Samstagabend musikalisch ganz in Händen der Hohenwarter Musebuam - und natürlich von Stefan Otto -, übernehmen am Sonntag dann die Pfahofara Buam das Zepter. Selbstverständlich wird auch der Totenehrung gebührend Raum gegeben: unter anderem am Sonntag am Kriegerdenkmal. Einige der rund 40 angeschriebenen Vereine haben ihr Kommen bereits zugesagt, freut sich Martin Schlittenbauer vom Festausschuss, doch man hoffe freilich noch auf weitere Teilnehmer.

Exakt am 14. Juni 1919 wurde der Krieger- und Kameradenverein gegründet. Schwarz auf weiß nachzulesen ist das in einem Schmuckstück, das in Händen zu halten Ehrfurcht gebietet: dem originalen Protokollbuch der Gründung. Fein säuberlich vermerkt sind darin all jene, die sich seinerzeit zusammentaten, um den Verein aus der Taufe zu heben, und sich dann auch in der ersten Vorstandsmannschaft engagierten. Mit rund 60 Mitgliedern ging es damals los - ungefähr genauso viele sind auch hundert Jahre später dabei; das derzeit jüngste Vereinsmitglied ist um die 30, das älteste 87 Jahre alt. Bis vor gar nicht langer Zeit führten die Vereinsmitglieder ihr Protokollbuch immer weiter fort, der letzte Eintrag beschäftigt sich mit dem Rechnungsjahr 2010. Eine Unterbrechung habe es allerdings gegeben, erzählt Vorsitzender Jakob Schlittenbauer: "Unterm Krieg war der Verein stillgelegt." Und zwar bis 8. Februar 1953, als eine Wiedergründung stattfand.

Zusammen mit seinen Mitstreitern vom Festausschuss steckt Jakob Schlittenbauer bereits seit Monaten in den Vorbereitungen auf das große Ereignis. Dazu gehört beispielsweise auch, die Vereinsfahne auf Vordermann bringen zu lassen. Denn mit der besitzen die Weichenrieder gleich noch ein ehrfurchtgebietendes Schmuckstück. Das ist derart prächtig, dass man eigentlich meinte, als täte es eine gründliche Reinigung. Fachleute waren da anderer Meinung. Dass das auf den ersten Blick hübsch anzusehende, durchschimmernde Blau nichts anderes bedeutet, als dass sich die Stickerei langsam auflöst, ist für den Laien kaum erkennbar. Unbedingt solle man das teure Stück deshalb restaurieren lassen, meinten die Fachleute nach genauer Inspektion.

Womit dann auch die Überlegungen, die Fahne gegen eine neue zu tauschen, schnell verworfen waren. "Die Spezialisten haben gesagt, dass das eine kostbare Fahne ist, die wir unbedingt erhalten sollen", erzählt Jakob Schlittenbauer. Wollte man etwas Vergleichbares heute anschaffen, müsste man dazu einen gepflegten fünfstelligen Eurobetrag berappen. Nur ein Detail, das das 1920 in den klösterlichen Werkstätten in Hohenwart hergestellte Stück besonders wertvoll macht, auch ideell: "Der Grundstoff der Fahne ist aus einem alten Pfarrergewand und damit sehr hochwertig", erzählt Manuela Schlittenbauer, ebenfalls Mitglied im Festausschuss.

Zu besonderen Anlässen ist die Fahne des Krieger- und Kameradenvereins Weichenried im Einsatz, an Fronleichnam oder am Volkstrauertag zum Beispiel. Neben diversen Umzügen zählen heute ein Weißwurstfrühstück im Sommer, die Teilnahme an Beerdigungen oder Fahnenweihen, die Vorstandssitzungen sowie die Jahreshauptversammlung zu den Aktivitäten rund ums Jahr.

Das läuft heuer und vor allem dann im nächsten Jahr freilich etwas anders. Denn zur Vorbereitung auf das große Festwochenende im Juli ist noch einiges zu tun. Beispielsweise mehr als 30 Festmädchen und -damen einzukleiden; auch eine Festschrift ist in Arbeit. Wie viele Leute denn insgesamt in die Vorbereitungen involviert sind? "Da hilft die ganze Ortschaft zusammen", glaubt Jakob Schlittenbauer fest an den Zusammenhalt in Weichenried.

Ihre ganz eigenen Überlegungen, warum sie sich im Festausschuss einbringt, hat sich Manuela Schlittenbauer gemacht: Sie tue das zu Ehren der Menschen, auf deren Schicksalen der Krieger- und Kameradenverein Weichenried gründet. "Von ihnen wurde damals keiner gefragt wie heutzutage unsereiner - die mussten funktionieren!"

Ute De Pascale