Schrobenhausen
Fast ein Viertel in den Nachprüfungen

Gymnasiums-Schulleiter widerspricht Behauptungen, 15 Schüler hätten das Abi heuer nicht geschafft

25.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:33 Uhr
Markus Köhler −Foto: Foto: Spindler

Schrobenhausen (SZ) 15 Schüler seien heuer durchs Abi gerasselt - dieses Thema machte in den vergangenen Tagen im Dunstkreis des Schrobenhausener Gymnasiums - und darüber hinaus - die Runde. Schulleiter Markus Köhler will davon allerdings nichts gehört haben.

Vielmehr hätten von den 101 diesjährigen Abiturienten elf die Nachprüfung verpflichtend abgelegt, plus jenes weitere Dutzend an Schülern, die damit ihre Noten verbessern wollten - lediglich vier hätten das Abi letztlich nicht gepackt. Der Gesamtnotendurchschnitt liege bei 2,26. Wenngleich eine Durchfallquote von vier Prozent "eher viel" sei - im Prinzip ganz normale Zahlen, die sich auch mit dem bayernweiten Durchschnitt decken, so Köhler. Zum Vergleich: An seiner früheren Wirkungsstätte Hof hätten im vorigen Jahr zehn Prozent das Abi nicht geschafft, so Köhler, "dafür aber wiederum drei Jahre lang alle".

Zahlenmaterial hin oder her - für den, der durchfällt, ist das erst mal nicht so erfreulich. Wie genau läuft das eigentlich - wo und wann erfahren diejenigen, dass es mit der allgemeinen Hochschulreife nicht geklappt hat? "In Fällen des Nichtbestehens wird eine sehr starke persönliche individuelle Betreuung vorgenommen", sagt Markus Köhler (Foto). Wie die genau aussieht, hänge stark vom Einzelfall ab, auch von den Familienverhältnissen. "Beispielsweise ein junger Mann, der damit rechnet, und der sehr stabil ist, der vielleicht schon im Vorfeld sagt, ,dann mach ich's halt nochmal' - dem sagt man es halt einfach." Doch es gibt auch andere Fälle: "Bei denjenigen, bei denen es kritisch ist, ruft man erst zu Hause an oder informiert erst die Eltern. Das wird von Fall zu Fall unterschiedlich gehandhabt."

Nicht anders sei das heuer abgelaufen: Wenngleich zwar durchaus die eine oder andere Träne geflossen sei, sei niemand komplett aus den Wolken gefallen. "Es ist keiner dabei gewesen, der gesagt hätte, er habe nicht damit gerechnet oder es wäre irgendeine Überraschung passiert", versichert Köhler.

Wenn wer scheitert - woran liegt's: zu faul, zu unmotiviert, zu sorglos oder doch andere Ursachen? Die Gründe seien vielfältig, findet der Schulleiter. Einer davon: "Es gibt immer wieder Abiturienten, bei denen die Anwesenheit in den letzten Schulwochen drastisch zurückgeht." Das führe natürlich dazu, dass die Schüler vieles vom Stoff einfach nicht mehr mitbekommen, auch in bestimmten Kolloquiumsfächern gewisse Dinge nicht gehört haben. Grade wenn die Herrschaften schon 18 Jahre alt seien, treffe das auf gar nicht so wenige Schüler zu. "Es sind schon einige dabei, die dann eine Attestpflicht kriegen, wo man dann auch wirklich nachtelefoniert, die dann auch zu mir hereinzitiert werden", so Köhler. "Da sagt man dann: 'Das kann nicht sein, dass du jede Woche am Mittwoch in der fünften Stunde Bauchweh kriegst.'"

Und wie geht es einem Schulleiter eigentlich persönlich damit, wenn man jemandem die unerfreuliche Nachricht mitteilen muss - spielt da mitunter auch Mitleid mit rein? "Für mich ist es sicherlich in der Hinsicht schlimm, dass man sich wünscht, dass es alle schaffen", sagt Markus Köhler. Vor allem bei Leuten, denen er vorher nochmal explizit ins Gewissen geredet habe, "jetzt strengt's euch an, es könnte klappen - da ist es sicherlich keine der angenehmsten Dienstpflichten, die aber andererseits trotzdem mit Professionalität wiedergegeben werden muss." Und: "Ich glaube, es wird in einigen Jahren, wenn ich die Kinder von den unteren Klassen ab kennengelernt habe, noch schlimmer", sagt Köhler, für den es ja der erste Abiturjahrgang als Schulleiter am Schrobenhausener Gymnasium ist. Schließlich kenne man dann die persönlichen Schicksale noch besser, habe sie länger verfolgen können. Und er versichert: Falle jemand durch, treffe das vor allem die Kursleiter sehr.

Bei jenen, die verpflichtend in der mündlichen Zusatzprüfung waren, habe die gymnasiale Schulfamilie "nach bestem Wissen und Gewissen und voller Power unterstützt", so Köhler, beispielsweise durch das Zur-Verfügung-Stellen von Skripten anderer Prüfungen. Auch die übrigen Abiturienten hätte man dazu bewegt, mitzuhelfen. "Wir sagten: 'Du bist in Mathe gut, du in Englisch, setz dich einen Nachmittag lang hin und lern mit dem nochmal gscheit!'" Derlei Motivationsschub habe auch prima funktioniert, findet Köhler, sodass letztendlich eben lediglich 4 der 101 diesjährigen Abiturienten ohne das begehrte Zeugnis heimgehen müssen.

 

Ute De Pascale