Hohenwart
Es geht auch ohne

Weg mit dem ganzen Müll - Hohenwarter Schüler präsentieren an ihrem Projekttag plastikfreie Alternativen

31.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:14 Uhr
Alles außer Plastik: Mit Wachstüchern statt Alufolien und einer selbstgemachten Zahnpasta präsentierten die Kinder ihre Ideen für eine saubere Umwelt. In ihren Projektwochen konnten sie damit ihre Abfälle auf ein Minimum reduzieren. −Foto: Hausmann

Hohenwart (SZ) Umweltschutz kann so leicht sein: Das zeigten die Mädchen und Jungen der Grund- und Mittelschule Hohenwart.

In den vergangenen Wochen verzichteten sie auf Plastikverpackungen, stellten umweltfreundliche Kosmetik her und informierten sich über die Folgen für die Umwelt. Bei ihrem Projekttag präsentierten sie am Freitag die Ergebnisse ihrer verzichtsfreien Wochen. Das Motto: "Plastik frei - sei mit dabei! "

Gelbe Restmüllsäcke häufen sich in der Aula, ein Haufen Zigarettenstummel liegt dahinter. Mitten im Müllchaos beugt sich ein Mädchen herab zu den Plastikverpackungen am Boden. Heute sind es reine Anschauungsmaterialien, denn die Grund- und Mittelschüler haben diesem Abfall den Kampf angesagt. In den Gängen riecht es nach Zahnpasta. Sonst mit Mikroplastik versehen, ist diese Alternative kein Problem für die Umwelt. In kleinen Tiegeln rühren drei Mädchen die weiße Paste zusammen: drei Teelöffel Kokosöl, ein Teelöffel Xylit, einen Halben Teelöffel Natron und 20 Tropfen Pfefferminzöl, diktiert Mia. "Ich bin von meiner bisherigen Zahnpasta umgestiegen. Die nehme ich mittlerweile jeden Tag her. " Sie rührt noch ein letztes Mal kräftig im Tiegel und schabt die Creme in ein kleines Gläschen - natürlich aus Glas.

Schräg gegenüber von ihr befindet sich der Infostand der neunten Klasse. "In fast jedem Haushaltsmittel ist Plastik drin", erklärt Schülerin Katja. "Die braucht man alle nicht, wenn man weiß, was man stattdessen verwenden kann. " Sie reicht einer interessierten Mutter einen Teller aus Palmblättern. Der baut sich, im Vergleich zu seinem Verwandten aus Plastik, von selbst ab. Der Tisch vor Katja ist voll von Strohhalmen aus Edelstahl, Glas und Bambus. Seife ist hier in Pappe gewickelt. Und der Clou: "Selbst bei Zahnbürsten können wir auf eine plastikfreie Alternative zurückgreifen", sagt sie lächelnd. In ihrer Hand: eine Zahnbürste aus Holz. "Politisch ist das Thema brandaktuell, deshalb wollten wir daraus ein sinnvolles Schulprojekt gestalten", erklärt Schulleiterin Doris Nouchkioui-Schwarz die Idee hinter dem Projekttag. Im Lehrplan sei die Thematik in jeglicher Weise vertreten. Nur die praktische Umsetzung an den Schulen fehlte - bis jetzt.

Am nächsten Stand versprechen Plakate blubbernde Badekugeln. Lehrerin Sonja Kuhn mixt mit ihren Schülern die Bestandteile der Kugeln zusammen: Magermilchpulver (zum Blubbern), Zitronensäure, Öl und Lebensmittelfarbe. "Mikroplastik in Kosmetika können wir ganz einfach ersetzen. " Und das geht nicht nur bei Badekugeln: Am Stand daneben bieten Siebtklässler ein selbstgemachtes Peeling an, mit Zucker und Babyöl. Ein paar Spritzer Lebensmittelfarbe verleihen dem ganzen einen pastellfarbenen Ton. "Selbst mit so einer Kleinigkeit kann man ganz leicht auf die Zukunft achten", meint Schüler Nico. Vorbei an selbstgemachten Seifen und bunten Bienenwachs-Tüchern, die in den Küchen die Alufolie ersetzen sollen. In einem Eck raschelt laut Zeitungspapier: Larissa und Franziska aus der vierten Klasse falten gemeinsam abbaubare Mülltüten. "Die kann man im Bad hernehmen oder auch einfach etwas aufbewahren. Die Zeitung ist ja nach dem Lesen trotzdem noch da, wir machen einfach etwas Neues daraus", meint Franziska während des Faltens. Wie sehr Plastik das ganze Leben beeinflusst, machen die Schüler auch den Besuchern der Regens-Wagner Schule und aus Waidhofen bewusst. Beim Einkauf zum Beispiel scheint der Griff zur Plastiktüte unvermeidlich. "Stattdessen sollte man einfach eine Jutetasche mitnehmen", sagt Pia. In einem Workshop können an ihrem Stand andere Kinder ihre eigenen Taschen bemalen. "Bei mir hat es anfänglich gedauert, aber man kommt immer mehr rein und achtet auch beim Einkaufen mit der Familie darauf ", so Pia.

Denn auch die Eltern waren Adressaten an diesem Tag. "Wir achten da schon seit einigen Jahren darauf, umweltfreundliche Materialien zu verwenden. Aber es ist so schön zu sehen, dass Kinder da auch Denkanstöße geben können", meint Mutter Monika Mulock. Genau das war auch Ziel an dem Tag, wie Bettina Lauermann als Umweltbeauftragte der Schule erklärte: "Auch die Kleinsten in der ersten Klasse merken, dass sie etwas bewegen können können. In den Pausen entsteht seitdem viel weniger Müll. " Es sind kleine Schritte zu einem plastikfreien Leben. "Ich würde mir wünschen, dass in den Schulen das nicht nur ein Ehrenamt ist. Man kann so viel erreichen, nur leider bräuchte man mehr Zeit dafür. " Mittlerweile sind die etwa 280 Schüler aus Hohenwart Experten in eigener Sache geworden. Schülerin Hanna findet: "Es geht darum, einen kleinen Anfang zu machen, das wird dann automatisch mehr. " Die richtigen Ideen haben die Kinder bereits.

Anna Hausmann