Schrobenhausen
Ernst ist das Leben, heiter die Kunst

Klangvoller Auftakt der 28. Pavillonkonzerte mit dem Serenus-Quintett

14.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:39 Uhr
Stilsicher von Mozart bis Tango Nuevo: das Serenus-Quintett mit Teresa Novák und Thurid Pribbernow (Violine), Martina Fladerer (Klarinette), Anna Hoffmann (Viola) und Martin Matos Mendoza (Cello). −Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) Von den Barocktagen zu den Pavillonkonzerten - auch im Herbst ist Schrobenhausen für die Freunde klassischer Musik die richtige Adresse, wie der Eröffnungsabend mit dem jungen "Serenus-Quintett" bewies.

Nach der Begrüßung aller Ehrengäste und ehrenwerten Sponsoren der städtischen Konzertreihe durch Musikschulreferent Klaus Englert im sommerlich temperierten Anbau der Musikschule stellte sich mit dem Serenus-Quintett ein junges, erst vor zwei Jahren von Absolventen der Nürnberger Musikhochschule gegründetes Kammermusikensemble erstmals dem Schrobenhausener Abonnentenpublikum vor. Die erste Konzerthälfte blieb zunächst dem Streichquartett vorbehalten. Und war nach der Bedeutung des Ensemble-Namens "serenus" ein heiterer Abend zu erwarten, so ist ein recht viel heiterer Konzert-Auftakt als mit einem der schwungvollen frühen Streicher-Divertimento von Wolfgang Amadeus Mozart schwer vorstellbar. Klanglich äußerst delikat, fein abgestuft und durchweg, nicht nur in den Dialogen etwa der beiden Violinstimmen von Teresa Novák und Thurid Pribbernow oder den überraschenden Fugato-Stellen, hörbar sehr überlegt ausgearbeitet, boten die Musiker im D-Dur Divertimento KV 136 einen Mozart nach Maß.

Es folgte ein großer Sprung über 220 Jahre Musikgeschichte, von Salzburg nach New York: Philip Glass, einer der Väter der Minimal Music, komponierte sein fünftes Streichquartett 1991 im Auftrag des renommierten Kronos Quartetts. Etwaige Befürchtungen, damit über 20 Minuten lediglich der Wiederholung ähnlicher Rhythmus-Muster ausgesetzt zu sein, zerstreut dieses Werk schon in der kurzen Einleitung.

Bei allem typischen Glass-Stil in durchaus traditioneller Form gehalten, ließe sich fast "von einem romantischen Quartett" sprechen, das klangvoll und häufig rhythmisch bewegt mit vielfachen Gegensätzen, Steigerungen, beinahe einem echten Tanzsatz und sogar mit leicht liedhaften Wendungen jegliche Gleichförmigkeit erfolgreich meidet; kurz und gut: modern, aber trotzdem schön.

Kam vor allem dem Cello im Mozart-Divertimento vielfach nur die weniger dankbare Grundierung zu, konnte Martin Matos Mendoza hier bei der Vorgabe der rhythmischen Grundmuster und in teilweise energischen Solopassagen seine Qualitäten unter Beweis stellen. Besonders hervorzuheben ist die große Einheitlichkeit der vier Musiker in Phrasierung und Gestaltung, ohne die solche Musik eines Großteils ihrer Wirkung beraubt wäre.

Nach der Pause ergänzte Klarinettistin Martina Fladerer, derzeit am Salzburger Mozarteum, das Ensemble für das Klarinettenquintett h-moll op. 115 von Johannes Brahms zur Vollbesetzung. Dieses für einen damaligen Klarinetten-Virtuosen komponierte Spätwerk stellt in seiner Mischung aus Melancholie und Temperament, die viel auf Klangwirkungen und viel weniger auf Effekte setzt, hohe Anforderungen.

Die geforderte klangliche Einheitlichkeit und Ausgewogenheit wurde bestens erfüllt, auch die dramatischen Steigerungen gelangen sehr gut; manche Stellen hätten vielleicht durch extremere Gegensätze noch etwas gewonnen.

Das innige Adagio mit seinen improvisatorischen Passagen gibt schließlich auch dem Klarinettisten Gelegenheit, zu glänzen, und Martina Fladerer glänzte in den ungarischen Zymbal-Imitationen wie im sanften Verklingen am Ende des Satzes. In der zugegebenen "Balada para un loco" von Astor Piazzolla kamen die Qualitäten des Serenus-Quintetts dann noch einmal konzentriert zur Geltung: rhythmische Präzision, kantabler Dialog und ein prägnanter Klarinettenton. Der berechtigte Applaus fiel so stürmisch aus wie die stürmische Zugabe.
 

Florian Erdle