Eulenried
Erfolgreicher Tüftler mit künstlerischem Talent

Alois Moll aus Eulenried hat Kirchen in ganz Bayern mit elektronischen Liedanzeigetafeln ausgestattet

19.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:38 Uhr
Ganz schön kompliziert: Alois Moll hat in seiner Werkstatt rund 2000 elektronische Liedanzeigetafeln gebaut (oben). Der Eulenrieder, der jahrezehntelang auch als Hochzeitsfilmer in der Region unterwegs war, bewahrt noch immer Hunderte selbstgedrehter Streifen auf (unten r.). Besonders stolz ist er auf die Anbetungsgruppe, die er bis ins Detail nachgeschnitzt hat (unten l.). −Foto: Wöhrle

Eulenried (SZ) Noch heute findet man Alois Moll oft in seiner großen Werkstatt im Keller seines Hauses in Eulenried. Der 80-Jährige hat einen großen Teil seines Berufslebens dort verbracht. Seine elektronischen Liedanzeigetafeln, die er dort angefertigt hat, sind in Kirchen in ganz Bayern zu finden - sogar in der Frauenkirche in München.

Alois Moll ist nicht weit von Eulenried entfernt aufgewachsen. Er verbrachte seine Kindheit zusammen mit elf Geschwistern auf dem elterlichen Hof in Vieth. Nach dem Schulunterricht half er in der Landwirtschaft mit, so wie es damals üblich war. Schon früh zeigte sich, dass ein kreativer Tüftler in ihm steckt. Einmal beispielsweise fand er im Sperrmüll neben Drähten und Leitungen auch verschiedene Kopfhörerteile, die er reparierte und neu zusammenbaute. Damit konnte er das elterliche Radio anzapfen und abends im Kinderzimmer noch mithören, erzählt er.

Nach seiner Schulzeit arbeitete er für einige Jahre als Maler im Kloster Scheyern. Nach seiner Hochzeit mit seiner Frau Gertrud schulte er um. 1975 legte er in seinem neu erlernten Beruf noch die Prüfung zum Elektroinstallationsmeister ab. Im selben Jahr folgte der Umzug der Familie Moll ins eigene Haus nach Eulenried, in dem auch Platz für eine eigene Werkstatt vorhanden war.

Diese Werkstatt war auch dringend nötig, denn Alois Moll machte sich selbstständig und spezialisierte sich auf den Bau, den Aufbau und die Wartung von elektrischen Liedanzeigeanlagen für Kirchen. Die Idee dazu kam ihm bei einem Gottesdienst in der Tegernbacher Pfarrkirche. Das dortige Gotteshaus besaß bereits eine Liedanzeige - allerdings mit einem Haken. Immer wenn ein neues Lied angezeigt werden sollte und deshalb die Zahlen gewechselt wurden, ratterte es deutlich hörbar. Alois Moll störte sich daran. "Da kann man doch was auf elektronische Weise machen", sagte er sich. "Da hört man dann absolut nichts."

Der frischgebackene Elektromeister machte sich ans Werk und baute seine erste elektronische Liedanzeigeanlage - jedoch nicht für die Kirche in Tegernbach, sondern für die Klosterkirche in Scheyern, die damals gerade renoviert wurde. Als er sie eingebaut hatte, war der ausführende Architekt so begeistert von der Arbeit, dass er sich einige Zeit später wieder an Moll wandte. So kam der Eulenrieder an seine nächsten Aufträge. Er stattete die Kirche in Anzing bei München und eine Kirche in Unterföhring, das zu München gehört, ebenfalls mit seinen selbst entwickelten und gebauten Anlagen aus. Insgesamt rund 2000 elektronische Liedertafeln hat er im Lauf seines Berufslebens gebaut, schätzt Moll. Viele befinden sich im Münchner Umland und in der Dachauer Gegend, so auch in St. Jakob, der Hauptkirche der Stadt Dachau.

Molls größte und aufwendigste Anlage kann man heute noch in der Frauenkirche in München besichtigen. Sie besteht aus 13 einzelnen Anzeigetafeln, bei deren Anfertigung ihm sein Sohn Wolfgang, der in seiner Jugend ebenfalls ein begeisterter Bastler war, geholfen hat. Noch immer voll funktionstüchtig, zeigt sie den Gottesdienstbesuchern im Dom im München bis heute an, welche Lieder während der Messe gesungen werden.

Sogar bis in den Fernen Osten hat Moll eine Anlage geliefert. Ein Geistlicher aus Korea, der zeitweise in Bayern Dienst tat, war von den elektronischen Liedanzeigern so angetan, dass er ein Exemplar bei Moll in Auftrag gab und mit zurück in seine Heimat nahm. Später sei der Pfarrer Bischof von Seoul geworden, hat Moll erfahren.

Mit seinen elektronischen Anzeigetafeln verdiente sich Alois Moll den Lebensunterhalt. Viele kennen ihn zudem im Zusammenhang mit einer anderen Tätigkeit. Jahrzehntelang war er auch als Hochzeitsfilmer in der Region unterwegs und dabei fast immer ausgebucht. Noch heute befindet sich im Keller seines Hauses ein großer Schrank, in dem er Hunderte selbstgedrehter Filme aufbewahrt.

Neben seinem handwerklichen Geschick verfügt der Eulenrieder auch über erstaunliche künstlerische Fähigkeiten. In der örtlichen Pfarrkirche gibt es ein mittelalterliches Kunstwerk, das die Anbetung des Jesuskinds durch die Heiligen Drei Könige zeigt. Alois Moll hat es in Originalgröße meisterhaft nachgeschnitzt, bemalt und vergoldet. Es schmückt die Wand in seinem Wohnzimmer, in dem er sich besonders gerne aufhält, wenn er nicht gerade in seinem großen Garten oder in seiner geliebten Werkstatt arbeitet.