Pfaffenhofen
Enkel wollte Opas Konto anzapfen

Unterschrift auf dem Überweisungsformular gefälscht - 500 Euro Strafe

19.07.2018 | Stand 25.10.2023, 10:30 Uhr

Pfaffenhofen (SZ) Man kann's ja mal versuchen: Weil er nicht so recht Lust hatte, die Rechnung seines Fitness-Studios über 117,98 Euro aus eigener Tasche zu bezahlen, benutzte Stefan P.

, 20, (Name geändert) die Kontonummer seines Opas und fälschte auf dem Sparkassen-Überweisungsformular dessen Unterschrift. Das kam teuer: 500 Euro Bußgeld brummte ihm das Amtsgericht jetzt wegen Urkundenfälschung auf.

Stefan hat sich für seinen Gerichtstermin herausgeputzt: In schwarzer Jeans, schwarzem Sakko mit weißem Einstecktuch und schwarzem Hut marschiert er zielstrebig zur Anklagebank. Er kennt sich aus: Vier Vorstrafen hat er schon auf dem Kerbholz, zwar alles kleinere Betrügereien, aber immerhin hat er auch schon mal Jugendarrest abgesessen. "Ist's kalt hier drinnen? ", begrüßt ihn Amtsrichter Ulrich Klose. Stefan nimmt artig den Hut ab. Er macht es kurz: "Ich geb' alles zu. " Trotzdem will Klose wissen: "Was sollte der Schmarrn? " "Es tut mir leid", entgegnet Stefan - was nicht unbedingt eine Antwort auf Kloses Frage ist. Deshalb schiebt er nach: "Ich sag es mal so - ich hab' nicht nachgedacht. " Hätte er das getan, wäre er möglichweise auf die Idee gekommen, dass der Betrug dem Opa ohnehin irgendwann auf seinen Kontoauszügen aufgefallen wäre.

Aber soweit ist es erst gar nicht gekommen. Die Sparkasse hatte den richtigen Riecher und hat die Überweisung nicht ausgeführt.

Das Nachdenken ist offenbar nicht unbedingt Stefans Ding. Die Schule hat er irgendwie geschafft, zwei Ausbildungen schon nach wenigen Wochen abgebrochen, jetzt macht er eine Lehre am Bau. Daheim hat er Stress. Er wohnt mit Eltern und Großeltern unter einem Dach, "so wie's früher war", erklärt er fröhlich dem Richter. Wie denn das Verhältnis so sei? , fragt Klose. "Zur Mutter super", strahlt Stefan. Und zum Vater? "Der red' gar net mehr mit mir", sagt Stefan, "dem bin i wurscht. " Der Papa fühlt sich von ihm genervt, der wolle, dass er endlich den Führerschein mache, aber "des hab' i noch net g'schafft". "Lass mich in Ruhe", habe der Vater ihm gesagt, "du kannst gehen, wohin du willst, kommen, wann du willst, und tun, was du möchtest. Ist mir wurscht. " Letzteres hat Stefan - ohne groß nachzudenken - offenbar allzu wörtlich genommen, als er Opas Konto anzapfen wollte.

Die Staatsanwältin attestiert in ihrem Plädoyer Stefan eine "Reifeverzögerung" und fordert als Jugendstrafe für "die völlig sinnlose Tat" eine Geldauflage von 500 Euro. Dem folgt das Gericht. Ob er das Urteil annimmt, fragt der Richter. "Ja", entgegnet Stefan, erhebt sich und setzt seinen Hut auf. Im Gehen dreht er sich noch mal um, lupft elegant den Hut, deutet eine Verbeugung an und sagt freundlich "Auf Wiedersehen". So viel Etikette muss nach diesem Auftritt schon noch sein.

Albert Herchenbach