Schrobenhausen
Energiezentrale wird erweitert

Kläranlage versorgt Fernwärmenetz der Stadtwerke Schrobenhausen in der Altstadt: Bauarbeiten beginnen im Sommer

14.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:22 Uhr
So sieht ein Teil der Fernwärmeleitung aus, die vom neuen Standort eines weiteren Blockheizkraftwerkes auf dem Gelände der Schrobenhausener Zentralkläranlage über eine Länge von rund 1,9 Kilometern in die Altstadt gelegt werden soll, wie Verwaltungsratsvorsitzender Harald Reisner (l.) und Stadtwerkevorstand Thomas Schneider (r.) erklären. −Foto: Spindler, Jürgen, Schrobenhausen

Schrobenhausen - Auf einer der vielbefahrenen Straßen in Schrobenhausen wird es eng: In der zweiten Jahreshälfte soll es Bauarbeiten in der Regensburger Straße geben.

Die Stadtwerke wollen nach eigenen Angaben dann den ersten Teil der Fernwärmeleitung von der Altstadt zu ihrer Zentralkläranlage errichten.

Dort, wo die Abwässer der Stadt Schrobenhausen sowie der Gemeinden Brunnen und Aresing gereinigt werden, soll in Zukunft die Wärme produziert werden, die die Stadtwerke in insgesamt rund 80 Gebäude leiten wollen. Etwa 55 Häuser - darunter auch das Schrobenhausener Rathaus - sind bereits in der Altstadt an das neue Fernwärmenetz der Stadtwerke angeschlossen oder werden es im letzten Schritt der Bauarbeiten für die Altstadtumgestaltung noch, erklärt Stadtwerke-Chef Thomas Schneider. Im Mühlrieder Weg liefen die Arbeiten zur Erweiterung des neuen Leitungsnetzes über die Altstadt hinaus bereits. Dort und in der Regensburger Straße rechnet Schneider mit weiteren 25 potenziellen Anschlusswilligen.

Rund 1,9 Kilometer lang werde die neue Fernwärmetrasse, so Schneider weiter. Im ersten Bauabschnitt soll die Leitung von der Altstadt durch die Regensburger Straße geführt werden. Von dort wird es dann entlang des Rollgrabens und der Paar direkt zur Zentralkläranlage in der Hanfröste weitergehen. In der Nähe der Paar wird die Wärme, die aus der bei der Abwasserreinigung entstehenden Abwärme anfällt, dann ins Netz geleitet.

Die Wärme, mit der Häuser in den kommenden Jahren peu à peu versorgt werden, entsteht letztendlich in der Energiezentrale der Kläranlage, wie Schneider erklärt. Dort stehen bereits zwei Blockheizkraftwerke, die leise in einem Betonbau auf dem Gelände vor sich hinsäuseln. Dabei sorgen sie unter anderem dafür, die beiden Faultürme auf Temperatur zu bringen. Das ist nötig, weil in den Faultürmen der Klärschlamm durch Vergären gereinigt wird. Im dann entstehenden Faulschlamm lösen sich unter anderem Gase wie Methan. Auch wegen seines starken Treibhauspotenzials wird das Gas aufgefangen und energetisch verwertet, um Strom in einem Blockheizkraftwerk zu erzeugen.

Die bisherigen beiden Blockheizkraftwerke in der Zentralkläranlage werden laut Schneider derzeit durch drei Gasquellen gespeist. Zum einen aus Biogas, das in einer benachbarten Anlage produziert wird, zum anderen aus den Faulgasen der Kläranlage und durch zugekauftes Erdgas. Die Energiezentrale der Kläranlage wird für die Fernwärmeproduktion um ein weiteres Blockheizkraftwerk erweitert. Das soll auf der grünen Wiese hinter dem bisherigen Gebäude entstehen. Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2022 abgeschlossen sein, so Schneider. Pro Jahr könnte dann ein Wärmebedarf bis zu 4,5 Megawatt und 9000 Megawattstunden abgedeckt werden, was laut Schneider ausreiche, um alle im Endstadium angeschlossenen Gebäude zu versorgen.

Eigentlich hätte alles das in Zusammenarbeit mit der Firma Leinfelder im Süden der Altstadt über die Bühne gehen sollen. So war es bereits im Jahr 2017 in einer Absichtserklärung vorgesehen (wir berichteten). Das ist nun passé. "Wir haben die gemeinsam angedachte Kooperation beendet", sagt Schneider dazu. Mit einem Brief sei Leinfelder-Führung darüber informiert worden. Damit sei die Tür aber nicht komplett zugeschlagen, wie Schneider und Harald Reisner (FW), Bürgermeister und Verwaltungsratschef der Stadtwerke, unisono betonen. Es wäre ein schönes Projekt geworden, sagt Reisner, doch die genehmigungsrechtlichen Probleme für das neue Erdgaskraftwerk bei Leinfelder seien wohl nicht in so absehbarer Zeit zu lösen, wie es die Stadtwerke für ihr Fernwärmeprojekt benötigten.

Für die Stadtwerke läuft die Zeit. Für die mit einem Gesamtvolumen von rund drei Millionen Euro vorgesehenen Investitionen sollen Zuschüsse fließen und sind zum Teil schon geflossen. Laut Schneider werden 40 Prozent der Leitungsbaukosten sowie weitere 40 Prozent der Kosten für den Technikgebäudebau gefördert. Doch dafür müsse bis Ende 2022 das Projekt laufen, so Schneider.

Andernfalls müssten bereits gezahlte Zuschüsse wieder zurücküberwiesen werden. Schneider rührt auch die Werbetrommel bei privaten Hausbesitzern, die sich für die Fernwärme interessieren. Ab Juli bekämen auch sie für den Anschluss an eine Fernwärmeleitung mindestens 30 Prozent staatliche Förderung für die Verrohrungen und die Wärmeübergabestation.

Über eines sind sich Reisner und Schneider ebenfalls einig. Das Geld, das die Stadtwerke in die Fernwärme investieren werden, sei nicht dazu gedacht, kurzfristig Gewinne für das Kommunalunternehmen zu generieren. Vielmehr gehe es zunächst um Klima- und Umweltschutz. Bis sich die Fernwärme wirtschaftlich für die Stadtwerke amortisiere, werde es wohl etwa 25 Jahre dauern, schätzt Schneider.

SZ

Jürgen Spindler