Schrobenhausen
Energiepolitik für das Gemeinwohl

Online-Meeting mit der Bundestagsabgeordneten Lisa Badum von den Grünen und BEG-Fachleuten

16.03.2021 | Stand 20.03.2021, 3:34 Uhr
Video-Konferenz der BEG mit der Bundestagsabgeordneten Lisa Badun. −Foto: Budke

Schrobenhausen - Am 11. März jährt sich die Reaktorkatastrophe in Fukushima zum zehnten Mal.

Dieses Ereignis nahm die Bürger-Energie-Genossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt eG (BEG) zum Anlass, zu einer Online-Veranstaltung einzuladen. So trafen sich 30 Personen digital, um Vorträge von Lisa Badum, Bundestagsabgeordnete und klimapolitische Sprecherin der Grünen, sowie Fachleuten der BEG zu hören und darüber zu diskutieren.

Pünktlich um 18.30 Uhr wurden die interessierten Besucher aus dem digitalen Warteraum in das Zoom-Meeting eingelassen. Hier warteten bereits Lisa Badum sowie die drei Mitglieder der BEG, Peter Mießl, Matthias Haile und Maxi-Paula Schwarzbauer. Als Moderatorin der Veranstaltung erklärte sie, worum es an dem Abend gehen solle: Nachdem die Katastrophe von Fukushima zehn Jahre zurückliege, habe man sich bezüglich Atomausstieg und Energiepolitik gefragt: "Wo stehen wir aktuell und wo müssen wir hin? " So nahm Lisa Badum als erste Referentin zunächst Bezug auf die Atomenergie: "Es sind noch nicht alle Argumente für Atomenergie verstummt", stellte sie fest. In Deutschland sei zwar der Atomausstieg beschlossen, aber weltweit seien noch viele alte Meiler in Betrieb und es gebe oftmals kein Abrücken von der veralteten Technologie: "Es gibt keine so alte technische Erfindung wie Atomkraft, die noch in Betrieb ist", sagte sie. In der EU würden sich die Positionen gegenüber stehen: Während zwölf Länder keine Atomkraft haben, stiegen mit Deutschland drei weitere aus (Belgien, Schweiz, Spanien), dagegen steige Polen gerade erst ein, Länder wie Tschechien und Ungarn bauen bestehende Anlagen aus. Dabei sei die Atomkraft keine Lösung aus der Klimakrise: "Es wäre ein Weiterlaufen der fossilen Energieerzeugung", so Badum. Außerdem könne Atomkraft keinen relevanten Beitrag zur Deckung des Energiebedarfes liefern und sei eine Luxus-Technologie. Deutschland müsse den Atomausstieg vollenden und eindeutig Stellung gegen Neubauten und Laufzeitverlängerungen in Nachbarländern beziehen. Anschließend skizzierte Badum den Stromsektor in Deutschland anhand Stromeinspeisung durch konventionelle und erneuerbare Energieträger. Hier habe Windkraft bei den erneuerbaren Energien mit knapp 35 Prozent den größten Anteil, während bei den konventionellen Kohlekraft mit 22 Prozent vorn liege. Der endgültige Kohleausstieg sei zwar von der aktuellen Bundesregierung geplant, Badum betonte allerdings: "Der Kohle-Ausstieg bis 2038 ist für uns eher eine Kohle-Verlängerungsvertrag. " Sie forderte dagegen den Ausstieg bis 2030. Mit Hinblick auf den Klimaschutz müsse eine "Wärmewende" eingeleitet werden. So sei eine Forderung der Grünen, dass alle Gebäude bis 2040 so ausgestattet seien, dass sie CO2 speichern, statt auszustoßen. Um dies erreichen zu können, müsse es eine massive Ausbauoffensive geben etwa im Bereich der Solar- und der Windenergie: "Die Bürger sind im Boot und wir müssen die Industrie ins Boot holen, denn der Industriestandort lässt sich nur mit erneuerbaren Energien sichern", betonte Badum. Matthias Haile verdeutlichte in seinem Vortrag, dass es bei BEG eben genau darum geht, die Energiewende in Bürgerhand umzusetzen, denn dort "ist ein wahnsinniges Potenzial, das man nutzen und voranbringen muss. " Dabei seien die Aktivitäten nicht auf bestimmte Felder festgelegt: "Kein Sektor der erneuerbaren Energien ist vor uns sicher", konstatierte er. Insgesamt sah er als wichtig an, dass "nicht alle herumwurschteln, sondern sich möglichst viele zusammenschließen", denn es gehe um das Gemeinwohl. Dies werde anschaulich, wenn man nicht nur eine monetäre, sondern auch eine soziale Bilanz ziehe: "Es darf nicht sein, dass Geld nur um des Geldes willen verdient wird. Das Gemeinwohl muss Vorrang haben. "

Über die Chatfunktion waren während der Vorträge einige Fragen eingegangen, die Maxi-Paula Schwarzbauer an die Referenten weitergab. Auf mögliche Koalitionen angesprochen, stellte Lisa Badum fest: "Niemand strebt Schwarz/Grün an, aber wir müssen die Wahlen abwarten. " Sie sprach in diesem Zusammenhang von einer "Klimawahl." Es gab aber auch konkrete Fragen zu regionalen Besonderheiten. Etwa, ob die Firma Leinfelder in die lokale Klimapolitik bei PV-Anlagen miteingerechnet sei, ob PV-Freiflächen auf der Moorlandschaft sinnvoll seien, wie die Windenergie weiterentwickelt werden soll und ob Rotorblätter von Windrädern recycelt werden können. Haile und Peter Mießl beantworteten die Fragen und gaben letztlich Lisa Badum Aufgaben mit nach Berlin auf den Weg. So wäre es für die BEG wichtig, Bürokratie abzubauen und Ausschreibungsverfahren zu vereinfachen. Insgesamt fanden sich zum Abschluss in der Chat viele Lob-Kommentare zu der gelungenen Veranstaltung.

SZ