Schrobenhausen
Ein Zuhause für Kinder in Not

St. Josef feiert sein 126-jähriges Bestehen - Was es mit dem Jubiläum auf sich hat

27.09.2019 | Stand 02.12.2020, 12:57 Uhr
In Feierlaune: Kinderheim-Leiter Peter Schönherr und Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler (oben v.l.) sowie der ehemalige Leiter von St. Josef, Herbert Reim (unten l.). Der Festakt am Freitag im Garten der Einrichtung wurde von einer Jazzband musikalisch begleitet (unten r.). Jugendliche aus dem Kinderheim boten selbstgemachte Pralinen an (unten l.). −Foto: Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef kann auf eine über 125-jährige Geschichte zurückblicken.

Am 18. Dezember 1893 wurde es vom damaligen Schrobenhausener Stadtpfarrer Josef Linsenmeyer gegründet. Und weil der Dezember ein schlechter Monat für eine Jubiläumsfeier ist, wurde der Festakt kurzerhand verlegt. Am Freitag nun fanden sich zahlreiche Gäste im Garten des Kinderheims am Schleifmühlweg 4 ein, wo ein Festzelt für die Besucher bereitstand - und da wurden dann nicht mehr 125 Jahre, sondern schon 126 Jahre St. Josef gefeiert.

Es war ein langer Weg vom damaligen Waisenhaus, in dem in erster Linie elternlose Kinder untergebracht waren, bis zur heutigen Einrichtung, in der derzeit ausschließlich Kinder und Jugendliche aus belasteten Familien leben. Darauf wies zu Beginn der Feier Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler hin. Der Kuratoriumsvorsitzende der Katholischen Waisenhausstiftung zelebrierte einen Wortgottesdienst, in dem er an die wichtigsten Stationen in der Geschichte der Betreuungseinrichtung erinnerte.

In seiner Predigt sprach Bühler von einem bunten Netz, das alle miteinander verbindet. "Wir knüpfen jeden Tag an diesem Netz und fügen weitere bunte Fäden ein", sagte er. Der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Josef wünschte er noch viele erfolgreiche Jahre und Jahrzehnte und weiterhin ein schützendes Netz, das verbindet. "Es wäre schön, wenn diese Verbundenheit weiter bestehen, ja vielleicht sogar noch wachsen würde", betonte der Stadtpfarrer.

Vizebürgermeisterin Inge Eberle (CSU), die zugleich Kuratoriumsmitglied der Katholischen Waisenhausstiftung ist, erinnerte in ihrer Ansprache an die Mallersdorfer Schwestern, die viele Jahre lang das Kinderheim leiteten. "Für dieses Lebenswerk ein herzliches Vergelt's Gott", sagte sie. Eberle bedankte sich zudem beim früheren Heimleiter Herbert Reim, der es sich nicht nehmen ließ, bei der Jubiläumsfeier dabei zu sein.

Auch der frühere Stadtpfarrer Josef Beyrer wurde von Eberle für seine Verdienste um St. Josef mit Dankesworten bedacht. In den vergangenen 20 Jahren sei viel passiert, so die Vizebürgermeisterin, die in diesem Zusammenhang vor allem die Öffnung der Einrichtung nach außen erwähnte. Zudem gebe es neue Therapieansätze, einen integrativen Hort und eine Kooperation mit dem Gymnasium. Die Mitarbeiterzahl sei im Lauf der Jahre von 30 auf über 90 gestiegen. Viele neue Projekte kamen dazu. "Seit vielen Jahren hat sich der Josefslauf in Schrobenhausen etabliert", sagte Eberle. Ein Meilenstein in der Geschichte des Hauses sei außerdem die Verbundenheit der Bevölkerung mit St. Josef, was sich in der großen Spendenbereitschaft zeige.

Vizelandrat Alois Rauscher (CSU) wies darauf hin, dass die Kinder- und Jugendhilfe für den Landkreis eine herausragende Rolle spiele. Die Ausgaben dafür würden im nächsten Haushalt einen großen Block einnehmen. "Die Zahlen steigen immer wieder, aber maßvoll", sagte Rauscher, der insbesondere den Einsatz des Kinderheims bei der Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge hervorhob. "Sie leisten hier eine sehr wertvolle Arbeit für unsere Gesellschaft", betonte Rauscher.

Kinderheimleiter Peter Schönherr wies die Gäste auf eine aktuelle Baumaßnahme hin. Derzeit wird die frühere Kapelle in einen sogenannten Multifunktionsraum umgebaut. Für die Zukunft sieht er große Herausforderungen auf sein Haus zukommen, vor allem im pädagogischen Bereich. "Die Problematik wird intensiver und sie wird vielfältiger", erklärte Schönherr. "Immer jüngere Kinder benötigen immer mehr Hilfe. "

Die Jubiläumsfeier des Kinderheims St. Josef wird an diesem Sonntag, 29. September, mit einem Tag der offenen Tür fortgesetzt. Neben interessanten Einblicken in die Geschichte der Einrichtung und in die tägliche Arbeit gibt es dabei ein buntes Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie. Auch das Kulinarische kommt nicht zu kurz. Um 11 Uhr begrüßen Heimleiter Schönherr und Stadtpfarrer Georg Leonhard Bühler die Gäste. Im Anschluss wird den Besuchern im Gebäude des Kinderheims sowie auf dem Freigelände und im Festzelt bis 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit vielen verschiedenen Stationen geboten.