Schrobenhausen
Ein Zufallsfund

20.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
Was man nicht alles auf der Suche nach Sowosamma-Motiven entdeckt: Bei Kemnat befindet sich dieses Pestkreuz. −Foto: Fotos: M. Schalk

Schrobenhausen (DK) Auf der Suche nach Motiven für die Serie Sowosamma sind unsere Fotografen und Reporter immer wieder im Schrobenhausener Land und manchmal auch etwas darüber hinaus unterwegs. Das Schöne daran: Man lernt die Gegend mit anderen Augen kennen und schätzen. Für den einen oder anderen Tipp von unseren Lesern für ein Fotomotiv ist die Redaktion immer dankbar. So kam es auch zu dieser Entdeckung in Kemnat.

Kemnat ist ein kleines Dorf ganz am östlichen Ende des Wittelsbacher Landes, eingebettet von gleich vier Landkreisen: Aichach-Friedberg, Dachau, Pfaffenhofen und Neuburg-Schrobenhausen. Ein Ort abseits der Hauptstraßen. Kemnat gehört zur Gemeinde Schiltberg. Dort soll es noch schöne Totenbretter an einer Kapelle geben, haben wir erfahren. Diese Bretter sind im Voralpenland relativ häufig anzutreffen, bei uns sind sie eher selten.

Der Weg führt von Weilach-Sattelberg zunächst geteert, später nur noch geschottert und leicht ansteigend durch den Wald hinauf zum Dorf. An der Kapelle gibt es aber weit und breit keine Bretter. Beim nächsten Haus fragen wir nach. Die Breitsameters am Ende des Dorfes könnten vielleicht etwas wissen, erfahren wir. Wir läuten, stellen uns vor und erfahren, dass die Bretter schon vor langer Zeit eingelagert wurden, um sie vor Verwitterung und Diebstahl zu schützen. Schade, dann also kein Motiv. Aber halt! "Waren Sie schon mal hinten beim Pestkreuz?"

Pestkreuz? Nie gehört. "Sie dürfen ruhig hinter fahren, der Weg führt durch den Hof hinter zu einer Scheune." Also gut. An den verwitterten Brettern hängt ein verblasstes Schild mit einem Pfeil zum Pestkreuz. Ein Trampelpfad führt quer durch ein Feld hinüber zu einem kleinen Waldstück, das mit einem Aluminiumtürchen abgegrenzt ist.

Es ist still, und das dichte Laubdach der Bäume lässt die Abenddämmerung noch dunkler erscheinen. Dann tauchen eine vermooste Holzbank und ein herausgeputztes Kreuz auf. Wunderbar verziert steht es am Hang. Die Ruhe ist beruhigend und unheimlich zugleich. Die angebrachte Eisenuhr, sie steht. Zeigt sie den Todeszeitpunkt an? Wer weiß.

Es gibt eine Inschrift: "Im Jahre 1632 zur Zeit des 30-jährigen Krieges, ist Kemnat durch die Pest bis auf einen Mann, den Dorfhirten, völlig ausgestorben. Die Bewohner der oberen drei Höfe wurden wegen der Ansteckungsgefahr nicht ich ihren Familiengräbern in Metzenried, sondern hier im Wald beerdigt. Vor Pest, Hunger + Krieg bewahre uns o Herr".

Manfred Schalk