Schrobenhausen
Ein Urologe geht, aber die Abteilung bleibt

Veränderung am Kreiskrankenhaus: Es gibt einen Nachfolger für Ulrich Anger

23.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:42 Uhr
Abschiedstreffen im Kreiskrankenhaus: (v.l.) Eckhard Reineke, der neue Urologe Andriy Burdash, Ärztlicher Direktor Martin Schreiber, der scheidende Ulrich Anger, der langjährige Geschäftsführer Norbert Andritschke und der frühere Schrobenhausener Urologe Wolfgang Müller. −Foto: mbs

Schrobenhausen (SZ) Händeringend wird in diesen Monaten nach Ärzten auf dem Land gesucht.

Da kann die Nachricht, dass ein Arzt das Schrobenhausener Kreiskrankenhaus verlässt, fast schon brenzlig sein. Nach fast 25 Jahren verlässt nun der Arzt Ulrich Anger die urologische Praxis Schrobenhausen und die Belegabteilung im Kreiskrankenhaus, er begibt sich in den Ruhestand. Aber: Es gibt einen Nachfolger.

Der neue Arzt in der urologischen Praxis heißt Andriy Burdash, stammt aus der Ukraine, kam 2003 nach Deutschland und absolvierte sein medizinisches Studium in Kiel. An Kliniken in Nordrhein-Westfalen und in Österreich entwickelte er seine Kenntnisse weiter, zuletzt war er in einem Krankenhaus in Neubrandenburg tätig.

Als Ulrich Anger, in Schrobenhausen eine Instanz, jetzt am Krankenhaus verabschiedet wurde, war der Neue noch nicht da. "Die Zeit im Gesundheitswesen ist stürmisch! " Mit diesen Worten wandte sich Anger zum Abschied an die zahlreichen Kollegen und Mitarbeiter aus den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten.

In der Runde war auch Wolfgang Müller, der 1973 die Urologie in Schrobenhausen begründet hat, in jener Praxis, die dann von Eckhard Reineke und Ulrich Anger fortgeführt wurde. Vor gut 60 Gästen sprach Anger alle Schwestern und das gesamte medizinische Personal an: "Die Ärzte geben zwar den Takt vor, aber das Umfeld sorgt dafür, dass jede einzelne Behandlung und Operation zum Erfolg führt. " Er erinnerte auch an den Wandel der Strukturen in so langer Zeit mit vielen räumlichen Veränderungen im Haus. Unter den Ärzten habe sich das gute Miteinander im Kreiskrankenhaus als ein unschätzbarer Wert erwiesen. Im eigenen Fach habe er, so Anger, in Eckhard Reineke einen hervorragenden Kollegen gehabt; eine so stabile Gemeinschaftspraxis sei beim Blick ins Umfeld nicht selbstverständlich. Angers Fazit zum Abschied: "Alles richtig gemacht, ich würde es wieder so machen! "

Eckhard Reineke reflektierte in der Runde zur immer wieder kontrovers diskutierten Lage der kleinen Krankenhäuser. Im Urlaub an der Ostsee habe ihn im Sommer die Bertelsmann-Studie erreicht, die im ganzen Land für Aufsehen gesorgt hat: Für ein effizientes Gesundheitssystem müssten die Kliniken in der Bundesrepublik von 1400 auf 600 reduziert werden, dies steigere auch die Qualität. Mit offener Kritik verfolgte Reineke dann diesen Gedanken: Wie unabhängig eine Bertelsmann-Studie zum Krankenhauswesen sei, wenn die hinter Bertelsmann stehende Unternehmerfamilie Mohn im Aufsichtsrat der Rhönkliniken vertreten ist? Und diese Aktiengesellschaft sei über die Bundesrepublik hinaus bekannt für die Übernahme vieler, auch kleiner, Krankenhäuser und das dann zweifelhafte Bestreben, jede Klinik auf Gewinnmaximierung zu trimmen. Reineke beschwor den Sinn und die hohe Bedeutung des Belegsystems, gerade für die urologische Praxis mit Blick in die Zukunft. Neben dem "Mutterschiff Kreiskrankenhaus" sei das "Beiboot Praxis" immer bestens mitgelaufen.

Ärztlicher Direktor Martin Schreiber, der den Geschäfts-führer des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen, Jürgen Schopf, vertrat, dankte Ulrich Anger für die gute kollegiale Zusammenarbeit und hob hervor, wie sich die verschiedenen Qualifikationen gegenseitig immer halfen und ergänzten. Er betonte das erfreuliche Zusammenspiel von Innerer Medizin, Chirurgie und Anästhesie bis hin zu den Urologen, dazu den effizienten und menschlich guten Umgang untereinander.
 

Franz-Josef Mayer