Schrobenhausen
Ein Kümmerer soll für frischen Wind sorgen

Peter Beermann wird in den kommenden zwei Jahren die Stadt Schrobenhausen beraten

18.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:31 Uhr
Windräder sind für Schrobenhausens Bürgermeister Harald Reisner ein wichtiger Teil des zukünftigen Energiemixes der Stadt. Darum sollen solche Anlagen - wie die bei Wiesenbach - auch auf dem Schrobenhausener Stadtgebiet entstehen. Helfen soll dabei ein sogenannter Windkümmerer. −Foto: M.Schalk

Schrobenhausen - Windräder sind sein Metier - Peter Beermann ist der Windkümmerer für Schrobenhausen. Im Interimsrathaus über der Bäckerei stellte sich der Münchner Ingenieur nun Bürgermeister Harald Reisner (FW) vor. Zwei Jahre soll Beermann die Stadt in Sachen Windenergie beratend zur Seite stehen.

In Schrobenhausen sei der Weg zur Windenergie prinzipiell bereitet, sagt Peter Beermann. Dabei blickt er auf die Bürgerenergiegenossenschaft, die auch für eine Beteiligung der Bevölkerung an Windenergieprojekten sorgen könnte. Aber er schaut auch auf die vorbereitenden Untersuchungen für mögliche Windkraftstandorte im Stadtgebiet und den Ortsteilen. Gleichzeitig sagt Beermann, dass das zwar ein Anfang sei, aber die Daten stammten aus Zeiten, in denen sich mittlerweile einiges geändert habe.

Dazu zählt für den Ingenieur auch die Technik. Inzwischen sei der technologische Fortschritt in dem Metier so gravierend, dass eventuell die bisherige Datenlage ein falsches Bild vermittele. So wie damals würde heute das Windrad auf dem Müllberg bei München, an dem auch das Ingenieurbüro Beermann mitgewirkt hat, wohl nicht mehr gebaut werden. Sondern viel besser.

Beermann und das von seinem Vater Günter gegründete Ingenieurbüro, dass im Auftrag des bayerischen Wirtschaftsministeriums in den kommenden zwei Jahren in Oberbayern fünf Kommunen beraten wird, kennen sich in Sachen Windkraft aus. Seit 1994 projektiert das Büro Windenergieanlagen. Natürlich stehen Beermann und Co. Kommunen seitdem auch mit Rat zur Seite.

Und genau das ist es, wovon sich die Stadt Schrobenhausen neuen Schwung erwarte. Klimaschutzbeauftragte Tanja Jenter verweist auf die gesetzliche Verpflichtung in Bayern, dass alle Kommunen bis 2030 klimaneutral zu sein haben. Dazu könnte der Windkümmerer einen Beitrag leisten. Externe Beratung könnte hilfreich sein, denn so Jenter weiter: "Der Prophet im eigenen Land gilt ja nichts."

Für Harald Reisner führt an der Windenergie in Schrobenhausen ebenfalls kein Weg vorbei. Es werde in der Stadt ein Energiemix benötigt. Und der könne nicht auf Windkraft verzichten. Darum müsste das Thema Windenergieanlagen auch in Schrobenhausen dringend wieder auf das Tapet kommen. Denn "wir müssen die Energiewende schaffen, auch in Schrobenhausen", fügt Reisner noch hinzu. Dabei ist sich Reisner sicher, dass es - wie schon in der Vergangenheit - deutlichen Gegenwind geben werde.

Davon kann auch Beermann aus seiner beruflichen Erfahrung ein Lied singen. Die Windkraftgegner seien meist eine kleine Gruppe, die sich sehr laut zu Wort melde. Die entschiedenen Gegner werde auch er als Externer nicht zur Windenergie bekehren können, sagt Beermann. Aber er könne die schweigende Mehrheit mit Informationen versorgen. Denn, davon ist Beermann felsenfest überzeugt, "die Windkraft ist sehr akzeptiert". Etwa 75 Prozent der Bevölkerung stünden der Windenergie aufgeschlossen gegenüber, zeigt laut Beermann Befragungen auf.

Darum will Beermann im ersten Schritt die vorhandenen Daten genau unter die Lupe nehmen. Möglicherweise müsse die Datenbasis durch neue Untersuchungen und Bewertungen auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Daraus ergebe sich dann auch die Antwort auf die Frage, ob und wo Windenergieanlagen baulich sinnvoll und machbar seien. In einem zweiten Schritt müsste dann die Bevölkerung mit auf den Weg genommen werden.

Auch die Kommune werde Rat bekommen. Schon alleine, weil auch das Abstandsthema 10H etwas sei, was die Kommunen nicht alleine bewerkstelligen könnten. Schließlich gebe es durchaus baurechtliche Möglichkeiten 10H ganz legal zu umschiffen. Doch eines ist auch ganz klar: "Zwei Jahre reichen nicht aus, um drehende Windräder zu bauen." Das brauche deutlich mehr Zeit.

Dessen sind sich Reisner und Jenter durchaus im Klaren. Das Wirtschaftsministerium übernehme für das Windkümmerer-Modellprojekt in den zwei Jahren für die ausgewählten Kommunen die Beratungskosten. Umsetzen müssten die Kommunen die Windkraftvorhaben dann schon in Eigenregie.

SZ

Jürgen Spindler