Schrobenhausen
Ein Geschenk ans Publikum

Wundervolles Jubiläumskonzert zu 30 Jahre Arsatius-Consort im Pfarrsaal mit Hans und Afra Kriss und rund 100 Zuhörern

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
Das Arsatius-Consort (oben) beschenkte zum 30. Geburtstag sich und das Publikum mit einem bemerkenswerten Konzert. Zwei Damen, von denen man noch hören wird, waren ebenfalls dabei: die Sopranistinnen Kristýna Krustková und Nikola Uramová (unten l.). Hans und Afra Kriss (unten r.) sorgten für die (literarischen) Katzen zur barocken Musik. −Foto: Erdle

Schrobenhausen (SZ) Wenn man wie das Arsatius-Consort die Kunst schon seit drei Jahrzehnten im Namen führt, kann im Jubiläumskonzert ohnehin nichts schiefgehen. Hat man dann noch zwei sängerische Ausnahmetalente im Gepäck, ist das Zuhörerglück endgültig perfekt.

Längst vorbei sind die Zeiten, da auf Originalinstrumenten musizierende Ensembles bei einem Abend mit dem Titel "Von Liebe, Katzen und Musik" wegen der damals ungewohnten Verwendung von Darmsaiten und der Nichtverwendung breitwandtauglichen Streichervibratos Wortspiele mit "Katzenmusik" hätten befürchten müssen.

1988 gegründet und benannt nach dem Patron der Pfarrkirche von Ilmmünster, wo das erste Arsatius-Konzert stattfand, widmet sich die Gruppe um Georg Brunner noch immer vornehmlich der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und bewegt sich dabei auch jenseits konventioneller Wege, wie etwa CD-Aufnahmen mit "Raritäten aus dem Kloster Scheyern" zeigen.

Zum 30-jährigen Jubiläum setzte das Consort nun keine Raritäten, sondern zur Erbauung des Publikums ein wahres "Best of Baroque" von Monteverdi, Vivaldi und Händel auf das prunkvolle Programm. Zum außergewöhnlichen Erlebnis wurde der Abend insbesondere durch die beiden fulminanten Gesangssolistinnen, die mit anderen musikalischen Wegbegleitern des Ensembles aus Tschechien angereist waren.

Nikola Uramová und Kristýna K?stková, beide knapp 25-jährig und Siegerinnen in diversen Gesangswettbewerben, hielten die Zuhörer, solistisch wie im Duett, im Bann. Ein früher Höhepunkt war schon zu Beginn der Schluss aus der letzten Oper von Claudio Monteverdis; wie Uramová und K?stková die sich sozusagen umschlingenden Gesangslinien dieses "Pur ti miro" bis zum zarten Verhauchen gestalteten, lässt sich nur als berückend bezeichnen.

Nicht weniger kunstvoll K?stkovás Dialog mit der Barocktrompete in Händels "Let the bright Seraphim" oder Uramovás zarte Trauer in einer der schönsten Melodien Händels, dem "Lascia ch'io pianga" - nur eine kleine Seite Noten in F-Dur, aber was für eine! Erfüllt die Sopranistin etwa im Lamento der Dido aus Purcells "Dido and Aeneas" den Saal mit vollem Ton, nimmt man das nicht als größere Lautstärke wahr, sondern als gesteigerten Ausdruck.

Das mit drei ersten und zwei zweiten Geigen besetzte Arsatius-Consort war den beiden Künstlerinnen stets eine äußerst flexible wie tragende Begleitung, auf deren souveräner Grundlage sich sicher singen ließ. In den reinen Orchester-Stücken, etwa von Henry Purcell oder einer knappen Streicher-Sinfonia von Vivaldi, wusste das Consort sowohl mit chromatischer Ausdrucksschärfe wie mit präzise vorwärtsdrängendem Schwung zu überzeugen; nirgends interpretatorischer Selbstzweck, immer im Dienst am jeweiligen Werk.

Afra und Hans Kriss setzten zu so viel barocker Hochkultur einen zeitgenössischen literarischen Kontrapunkt: Ihre komplexe Beziehungsgeschichte aus dem Reich der Stadtkatzen inklusive toter Ratten und durchlöcherter Ohren wies darauf hin, dass Liebesleid und Liebesfreud nicht allein der Opernwelt vorbehalten sein sollte. Schwungvoll vorgetragen und mit einigem pfiffigem Wortwitz ausgestattet, lieferte die Saga der Feliden Bruno und Alba gleichzeitig zahlreiche Überleitungen nach dem Motto: "weil wir gerade zufällig von ?Rinaldo' sprechen".

Die knapp 100 Besucher im Pfarrsaal beklatschten zum Ende mit Vivaldis "Gloria" begeistert einen Jubiläumsabend zugunsten des Publikums und zwei Sängerinnen, von denen man - nicht nur in Schrobenhausen - noch mehr zu hören erwartet.

Florian Erdle