Schrobenhausen
Ein Einsatz, der alles abverlangte

Am späten Dienstagabend kehrten die Helfer aus dem Katastrophengebiet in Südbayern zurück

16.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:50 Uhr
Mit teils schwerem Gerät rückten die Feuerwehren den Schneemassen in Inzell (Kreis Traunstein) zu Leibe. −Foto: Feuerwehr en Schrobenhausen und Neuburg

Schrobenhausen/Neuburg (SZ) Sie sind wieder da: Gesund, stolz und erleichtert. Insgesamt waren 120 Frauen und Männer aus dem Landkreis im Schneechaos im Kreis Traunstein eingesetzt. In der Nacht zum Mittwoch sind sie zurückgekehrt. Die Schrobenhausener Feuerwehr war am Dienstag gegen 22 Uhr wieder daheim.

Es war die erste Alarmierung des Hilfskontigents für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen seit dessen Aufstellung. Die Einsatzpläne waren nach den Hochwasserkatastrophen Anfang der 2000er-Jahre von der Regierung ausgearbeitet worden. "Im Herbst wollten wir die Verlegung eines Kontingents einmal üben, das sparen wir uns jetzt", so Katastrophenschutz-Beauftragter Matthias Hentschel: "Alle haben sehr gut zusammengearbeitet", lobt er die Ehrenamtlichen von THW, Feuerwehr und Rotem Kreuz. Denn: Es hat sich nun bereits im Ernstfall gezeigt, dass alles reibungslos funktioniere. Auch die Zusammenarbeit untereinander sei vorbildlich gewesen. "Das war wirklich toll, wie alle während dieses Einsatz miteinander harmoniert haben." Auch die Löschzüge, die man nicht feuerwehrweise, sondern nach Bedarf und damit "gemischt" zusammengestellt habe: "Da gab es keinerlei Vorbehalte."

Das THW, das als Logistik-Trupp dabei war, habe für die Betankung der Feuerwehrfahrzeuge mit Diesel gesorgt, "und zwar direkt vor Ort". So habe kein Auto eigens an Tankstellen fahren müssen. Auch eine rollende Werkstatt sei dabei gewesen. "Wir haben aber nur Frostschutzmittel und eine Lampe gebraucht." Mehr als 3000 Liter Treibstoff haben die Einsatzkräfte mit mehr als 5000 Arbeitsstunden verbraucht, die im Schneeeinsatz im Landkreis Traunstein etwa 5500 Kilometer mit ihren Fahrzeugen zurückgelegt haben.

 

 


Die letzten Kilometer führten nach Hause. Im Schrobenhausener Gerätehaus an der Hörzhausener Straße wurden die müden Helfer von ihren Kameraden empfangen. Darunter auch Fabian Kress: "Wir sind alle wieder heil daheim und wir sind froh, dass wir dabei waren." Mit einem Lächeln fügt er noch hinzu: "Die Verpflegung wurde immer besser." Gestern wurden Fahrzeuge im Gerätehaus wieder einsatzklar gemacht, danach war Ausspannen angesagt: "Wir hatten alle noch einen Tag frei."

Als am Freitagmorgen die Anforderung durch die Regierung von Oberbayern kam, im Kreis Traunstein im Schneechaos zu helfen, sei die Maschinerie wie in den Plänen vorgesehen angelaufen, so Hentschel. "Ich habe auch sofort zugesagt", er habe keinerlei Bedenken gehabt, dass das nicht funktioniere. Die Feuerwehrkommandanten vor Ort hatten wiederum ihre Mannschaften zusammengetrommelt und bereits am Mittag ging es in Kolonne los Richtung Süden.

"Vor Ort hat uns eine gute Organisation erwartet." Es sei "für die Größe des Einsatzes" eine sehr gute Planung gewesen. Die Verpflegung haben die Malteser zentral für den Landkreis organisiert, einmal habe es Hähnchencurry gegeben, ein andermal Nudeln. Zudem habe die Bevölkerung immer wieder einmal Kuchen hereingereicht oder die Hilfskräfte bei sich zu Hause aufwärmen lassen. "Ich habe jetzt in der Zeitung gelesen, dass Inzell ein recht schönes Eck sein soll", sagt Hentschel. Von den Bergen beispielsweise habe er während des Einsatzes aber nichts gesehen: "Entweder hat es geschneit, es war diesig oder hat geregnet." Das sei letztlich auch dann das Problem in den vergangenen Tagen gewesen - Regen auf Schnee. Daher habe man viele Dächer von der gefährlichen Last befreit. Fuhrunternehmer und Bauern seien dann im Dauereinsatz gewesen und hätten den abgeräumten Schnee auf 40-Tonner geladen, die ihn dann aus den Orten transportiert hätten.

Kann man sich nach diesem Einsatz überhaupt noch über Schnee freuen, wenn er denn vielleicht jetzt auch bei uns einmal kommt? "Ja schon. Am Dienstag habe ich gedacht: Jetzt reicht's erst mal wieder. Aber mittlerweile freue ich mich schon wieder aufs Skifahren", sagt Hentschel und lacht. Das Landratsamt ist froh, dass alle wieder gesund heimgekehrt sind: "Einen Dank wird es noch geben, da werden wir uns sicher eine Aufmerksamkeit überlegen", sagt Abteilungsleiter Klaus Ferstl. Den gab es auch schon vor Ort: Der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch zollte den Helfern bei einer Ansprache in der Berufsschule, wo alle untergebracht waren, seinen Respekt: "Wir sind unglaublich froh, dass ihr da seid." Er bedankte sich in einer emotionalen Ansprache bei den Kameraden für die Solidariät, die sie gezeigt hätten: "Ihr seid ja jetzt keine direkten Nachbarn." Das verdiene "allerhöchsten Respekt". Der Landrat hatte dann auch ein Geschenk dabei: Für die Feuerwehrler gab es Bier "als kleines Zeichen unserer Dankbarkeit".

 

 

EINGESETZTE EINHEITEN

Aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen waren nach Angaben des Landratsamtes folgende Feuerwehren im Hilfskontigent eingesetzt: Weichering mit drei Helfern, Waidhofen mit neun, Neuburg mit elf Einsatzkräften und Ehekirchen mit 15. Aus Neuburg-Heinrichsheim beteiligten sich 13 Feuerwehrleute, aus Karlshuld neun, aus Karlskron sechs, aus Grasheim neun, aus Schrobenhausen elf, aus Mühlried vier, aus Burgheim neun, aus Rennertshofen fünf und aus Sinning drei.

Vom Roten Kreuz waren sechs Ehrenamtliche mit dabei, das Technische Hilfswerk entsandte vier Leute in die Krisenregion in Südbayern. Die Koordination für die örtliche Einsatzleitung übernahmen Stefanie Leiprecht und Alexander Bauer: "Sie haben ganze Arbeit geleistet", lobt Katastrophenschutz-Beauftragter Matthias Hentschel gestern. smo