Schrobenhausen
Ein Blick über den Zaun ins Innenleben

Beim Tag der offenen Tür kommen auch Nachbarn und ehemalige Bewohner ins Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef

29.09.2019 | Stand 02.12.2020, 12:57 Uhr
Ziemlich aufgeregt, aber souverän führte die elfjährige Johanna (oben, r.) die Besucher durch die Einrichtung. Die Führungen waren ein Teil des abwechslungsreichen Programms am Tag der offenen Tür. Auch der Lebendkicker (unten l.) oder das Glücksrad (unten r.) kamen gut an. −Foto: Drexler

Schrobenhausen (gdr) "Da hat sich ganz schön was verändert", sagt Maximilian Müller beim Rundgang durch das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef.

Der 27-Jährige wohnte vor viele Jahre selbst hier. Den Tag der offenen Tür gestern nutzte er, um sich mit mehreren Ehemaligen in der Einrichtung zu treffen. Neben Einblicken in die Geschichte des Hauses und die tägliche Arbeit hatten Mitarbeiter und Bewohner ein buntes Unterhaltungsprogramm zusammengestellt.

Ziemlich aufgeregt ist die elfjährige Johanna. Sie führte die Besuchergruppen durch eine der Etagen. Eine Woche lang habe sie dafür geübt, erzählt sie. Die Besucher sind beeindruckt. "Das hatte ich ja noch nie, dass ein so junges Mädchen eine Führung macht", staunt einer. Johanna zeigt eine Tafel, auf der der Tagesablauf festgehalten ist. "Ist die größte Schwierigkeit das Aufstehen? ", fragt eine Besucherin. Johanna muss lachen, als sie die Frage bejaht. Die Frage eines anderen Besuchers, was der Unterschied zwischen der sozial- und der heilpädagogischen Gruppe ist, beantwortet Petra Asam. Sie ist Erzieherin in der Gruppe Franziska und unterstützt Johanna bei der Führung. In der heilpädagogischen Gruppe gebe es die gravierenderen Probleme, sagt sie. Deshalb seien die Gruppen hier auch kleiner.

Petra Jeske aus Wolnzach macht auf eigene Faust einen Rundgang durch die Einrichtung. Ihr Mann arbeite hier und sie wolle seinen Arbeitsplatz mal kennenlernen, sagt sie. Jeske findet, dass die Wohngruppen sehr freundlich wirken. "Wie bei einer Familie", sagt sie. Über den Zaun hat sich Franz Vietzke schon öfter mit Mitarbeitern von St. Josef unterhalten. Er ist ein Nachbar der Einrichtung. Da habe sich schon mancher Ratsch mit den Mitarbeitern ergeben, erzählt er. "Sie sind sehr aufgeschlossen und freundlich", ist sein Eindruck. Beim Tag der offenen Tür wollte er mal "das Innenleben der Einrichtung" kennenlernen. "Ich bin wirklich beeindruckt" , meint er. Die kleinen Wohngruppen findet der Schrobenhausener sehr positiv. Alles wirkt auf ihn "wie in einer etwas größeren Familie". Die Kinder hätten hier eine seriöse Basis.

Vietzke ist schon auf die Ausstellung mit den historischen Fotos gespannt. Die Großmutter seiner Frau habe in dem früheren Waisenhaus genäht. Seine Frau habe deshalb ganz andere Erinnerungen an St. Josef als er. Die Ausstellung kann noch einige Wochen lang besichtigt werden. Interessierte sollen einfach anrufen, sagt Peter Schönherr, Leiter von St. Josef.

Etwas Besonderes ist der Rundgang für Maximilian Müller und Melanie Geitner. Beide haben früher in der Einrichtung gelebt. Es habe sich sehr viel verändert, meinen sie nach einem Blick in die Zimmer. Seit rund sieben Jahren waren sie nicht mehr hier. Zum Tag der offenen Tür haben sie sich über die sozialen Medien mit anderen Ehemaligen verabredet. Der 27-jährige Maximilian wird fast ein bisschen sentimental, während er sich umsieht. "Schrobenhausen war mir mehr Heimat als meine eigene Heimatstadt", sagt er. Hier sei er zur Schule gegangen und hier würden seine Freunde leben. "Ich habe hier die meiste Zeit meines Lebens verbracht und verknüpfe damit schöne Erinnerungen. "

Im Garten von St. Josef ist ein Lebendkicker-Spiel aufgebaut. Immer wieder neu gemischte Mannschaften messen sich hier. Ein paar Meter weiter steht ein Glücksrad. Für die musikalische Unterhaltung der Besucher sorgen eine Band des Gymnasiums, eine Singgruppe und ein Projektchor.