Schrobenhausen
Ein Blick hinter die Kulissen der Sauermann-Firmengruppe

"Wir möchten weiter wachsen"

09.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:39 Uhr
Ein Teil der Spritzgussfertigung mit Industrieanlagen und Maschinen mit einer Schließkraft in der Bandbreite zwischen 75 und 2700 Tonnen. So etwas findet man unter anderem am Schrobenhausener Standort der Sauermann-Firmengruppe. −Foto: T. Floerecke

Schrobenhausen / Freinhausen - 400 Mitarbeiter hat die Firmengruppe Sauermann inzwischen an ihren beiden Standorten in Schrobenhausen und Freinhausen. Dabei soll es nicht bleiben. Das Kunststofftechnik-Unternehmen, das über Dutzende Patente verfügt, will weiter wachsen. Entsprechend sind heuer millionenteure Investitionen geplant. Ein Blick hinter die Kulissen.

Morgens kurz nach acht auf dem Betriebsgelände der Firma Franz Sauermann Kunststofftechnik in Schrobenhausen. Zahlreiche Lkws halten im Anfahrtsbereich. Die Fahrer sind zu Fuß in Richtung Pforte unterwegs, zwei Mitarbeiterinnen prüfen ihre Frachtpapiere. Es wird überwiegend englisch gesprochen. Kurz drauf geht es weiter zum Beladen. Die hier produzierten Waren gelangen über verschiedene Transportfirmen zu den Kunden wie MAN, Mercedes-Benz, Caterpillar oder Fendt. Dort werden die Kunststoff-Fertigteile der Firma Sauermann wie Kotflügel und Kraftstofftanks weiter verbaut; sie finden sich schließlich in Lkws, Traktoren, Mähdreschern oder Anhängern und Aufliegern wieder.

Auf dem Weg ins Büro von Franz Sauermann gelangt man vom Eingangsbereich aus durch die Glastür ins Treppenhaus, von da aus geht es in den ersten Stock. Im Büro des geschäftsführenden Gesellschafters bietet die große Glasfront gute Sicht auf das Betriebsgelände, auf Mühlried und die Bundesstraße. Sein Sohn, der auch Franz heißt, kommt dazu. Seit 2017 ist der 28-Jährige im familiengeführten Unternehmen in verantwortungsvoller Position als Betriebsleiter tätig.

Vor knapp 20 Jahren, 2003, wurde der Firmensitz in Schrobenhausen aufgebaut. Der andere befindet sich schon lange im Hohenwarter Ortsteil Freinhausen. Dort gründete der Vorfahre der Familie, Hans Sauermann, 1935 den Betrieb. Heute sind beide Standorte nach Mitarbeitern in etwa gleich groß. Beide laufen unter eigener Firmierung, zentrale Unternehmensbereiche wie Entwicklung, Einkauf, Produktion, Qualitätsmanagement und Vertrieb sind jeweils dezentral und eigenständig vorhanden. Laufende Buchhaltung, Berichtswesen und Personalangelegenheiten beispielsweise werden hingegen zentral organisiert.

In Freinhausen dreht sich alles um Metall. Anhängesysteme für Nutzfahrzeuge und Traktoren fertigt Sauermann hier. Wie auch in Schrobenhausen ist die Produktion von Fertigteilen der Kernprozess des Unternehmens. Die Standortwahl für das zweite Werk Anfang der 2000er-Jahre, erzählt Franz Sauermann senior, habe man auch dem Engagement des damaligen Schrobenhausener Bürgermeisters Josef Plöckl zu verdanken, der sich für die Ansiedlung in Schrobenhausen stark gemacht habe. Mit der Lage direkt an der B300, sagt Sauermann, sei man aufgrund der guten Anbindung zu den Autobahnen mit direkten Transportwegen für Zulieferer und Kunden sehr zufrieden.

25000 Einzelteile pro Tag im Drei-Schicht-Betrieb

Aktuell beschäftigt die Sauermann-Firmengruppe insgesamt um die 400 Mitarbeiter. Im Dreischichtbetrieb entstehen von Montag bis Samstag Einzelteile aus Kunststoff und Metall. Franz Sauermann junior nennt die genaue Zahl: 25000 durchschnittlich pro Tag. Der Großteil davon verlässt binnen weniger Stunden die beiden Werke. Zukaufteile gibt es kaum.

Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften

Wenngleich der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit in der Kunststoff- und Metallproduktion liegt, mit der es über Dreiviertel der Mitarbeiter mittelbar oder unmittelbar zu tun haben, treiben die Sauermanns auch die Entwicklung und Weiterentwicklung ihrer Produkte und der dafür notwendigen Verfahrenstechnik voran. Mehrere Dutzend Patente laufen unter dem Namen Sauermann.

Bei den Sauermanns deutet ohne Zweifel vieles darauf hin, dass neben Effizienzsteigerung bei den Fertigungsprozessen auch nachhaltiges Wirtschaften zur Leitmaxime für die Zukunft gilt. Darum kümmert sich der Chef persönlich, der betont, dass ökologische Unternehmensführung und langfristige strategische Ausrichtung fest im Unternehmen verankert seien. Dieser Ansatz zeige sich beispielsweise in den vorhandenen Photovoltaik-Anlagen, in dem "ein beträchtlicher Anteil" der benötigten Energie selbst produziert werde. Und sein Sohn fügt hinzu: "Wir versuchen, Ressourcen zu schonen, Energie so weit wie möglich zu sparen, dadurch ökonomische und ökologische Ziele in Einklang zu bringen und so schnell wie möglich CO2-neutral zu produzieren."

Diese strategische Ausrichtung fällt beim Rundgang durchaus auf. Denn auf dem Weg dahin investierte die Firmengruppe in Technologien, die über den gewöhnlichen Standard hinausgehen, um den Energieverbrauch in Bürogebäuden, Produktions- und Lagerhallen für Licht, Heizung, Kühlung, Warm- und Kaltwasser zu senken.

Hohe Marktanteile auf internationaler Ebene

Die Produkte von Sauermann werden weltweit vertrieben und ausgeliefert. In ihren Segmenten verfügt das Unternehmen über hohe Marktanteile, im Kunststoffbereich gehört es längst zu einem der führenden Marktteilnehmer, bei den Anhängesystemen ist es Marktführer in Europa. Franz Sauermann senior ist dann doch ein wenig stolz, wenn er das hier erwähnt: "Rund 75 Prozent aller Kotflügel und Werkzeugkästen bei allen fahrenden Lkw-Anhängern und -Aufliegern in Europa stammen heutzutage von uns, sogar jeder Lkw von MAN fährt Sauermann-Kotflügel auf der Hinterachse." Anders ausgedrückt, wie es sein Vater Hans Sauermann früher gesagt hat und heute noch sagt: "Mit Sauermann hinten dran fährt man immer vorneweg."

Hohe Investitionen geplant

Auf einer Gesamtfläche von 145000 Quadratmetern, vergleichbar mit rund 20 Fußballfeldern, werden in Schrobenhausen und Freinhausen an etlichen Industrieanlagen und Maschinen im Schnitt pro Jahr 17500 Tonnen Kunststoff und 14000 Tonnen Metall verarbeitet. "Unser Unternehmen entwickelt sich positiv, wir möchten aber auch weiter wachsen", sagt Franz Sauermann senior beim Rundgang durch die Fertigungshallen.

Um die Produktionskapazitäten zu erhöhen und Durchlaufzeiten zu reduzieren, die Fertigung außerdem technologisch zu verbessern und das Produktportfolio zu erweitern, geht die Sauermann-Firmengruppe im laufenden Geschäftsjahr 2022 von Netto-Investitionen in neue Anlagen und Maschinen in Höhe von mehreren Millionen Euro aus. Denn schließlich "sagen wir ja zu unseren Standorten in Freinhausen und Schrobenhausen und investieren in beide weiter", unterstreicht der Unternehmer.

SZ

Thomas Floerecke