Schrobenhausen
Dieter Kreisle wechselt zur CSU

Im Schrobenhausener Stadtrat werden die Karten kurz nach der Wahl neu gemischt

16.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Demnächst CSUler: Stadtrat Dieter Kreisle ist am Dienstag aus der DU ausgetreten. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen - Gut einen Monat nach der konstituierenden Sitzung steht beim Schrobenhausener Stadtrat eine erste Veränderung an: Wie am Dienstag bekannt wurde, verlässt Kulturreferent Dieter Kreisle die DU und schließt sich der CSU an. Als Grund dafür nennt Kreisle atmosphärische Störungen.

Dass die Verbindung von Dieter Kreisle und der DU mehr eine Zweckehe als eine große Liebe war, zeichnete sich schon im Wahlkampf ab. Kreisle war der Bürgermeisterkandidat der DU, eroberte als jemand, der erst seit wenigen Jahren in der Stadt lebt, auf Anhieb Platz drei unter sechs Kandidaten und sorgte damit auch für ein zusätzliches DU-Stadtratsmandat. Fast die ganze Zeit über wurde aber in der örtlichen Politszene immer wieder gemunkelt, dass die ältere DU-Mitglieder und Kreisle mehr nebeneinander als miteinander marschierten. "Wir wollten ja eigentlich gar keinen Bürgermeisterkandidaten", sagte ein führendes DU-Mitglied in der heißen Phase kurz vorm Urnengang.

Auch nach der Wahl scheinen sich die Beziehungen nicht wesentlich gebessert zu haben. "Meine Entscheidung für einen Wechsel ergab sich nach eingehender Prüfung der politischen Verhältnisse in der DU und in der Fraktion", teilt Dieter Kreisle gegenüber unserer Zeitung mit. "In beiden Organisationen musste ich die Erfahrung machen, dass dort in einer Weise gehandelt und gesprochen wird, die nicht meinen Vorstellungen von politischer Arbeit entspricht." Daraus habe er nun die Konsequenz gezogen.

Vor einigen Tagen wandte sich Kreisle an die CSU - und offenbar entdeckte man viele inhaltliche Gemeinsamkeiten. Wie Ortsvorsitzender Peter Banzhaf auf Anfrage bestätigt, habe es am Montagabend innerhalb der CSU eine Besprechung gegeben, an deren Ende ein einstimmiges Votum stand, Kulturreferent Dieter Kreisle aufzunehmen. "Wir sind offen, er muss nun die weiteren Schritte tun", sagte Banzhaf.

Und das ist inzwischen wohl auch passiert. Kreisle hat die DU und auch den Fraktionspartner, nämlich der Bürgervereinigung Sandizell, mittlerweile über seinen Austritt informiert. Seine Initiativen seien innerhalb der DU ständig infrage gestellt worden. Zahlreiche Versuche, zu einer gemeinsamen Linie zu kommen, seien gescheitert. Statt sich nun jahrelang innerhalb einer Konstellation, in der es knirscht, aufzureiben, entschied sich Kreisle nun für ein schnelles Ende.

Das hat Folgen für die Zusammensetzung des Stadtrats. Denn die beiden DUler Kreisle und Josef Dietenhauser hatten sich mit Franz Mühlpointner (BVS) zu einer Fraktion zusammengeschlossen. Die Geschäftsordnung ist zwar noch nicht verabschiedet, aber bereits verhandelt. Und die sieht vor, dass drei Stadträte nötig sind, um eine Fraktion zu bilden. Heißt: DU und BVS sind keine Fraktion mehr - damit dürften die Besetzungen der Ausschüsse neu berechnet werden müssen. Eine Folge wäre, dass Mühlpointner seine Sitze im Kommunalunternehmen Stadtwerke und im Sparkassenzweckverband verlieren könnte.

Bürgermeister Harald Reisner (FW) bestätigt, dass eine Neuberechnung der Ausschussbesetzung tatsächlich ein Thema werden dürfte. Er war am Dienstagvormittag von Dieter Kreisle über dessen Austritt aus der Fraktion informiert worden. Wie er diesen Schritt bewertet? "Das steht mir nicht zu. Ich nehme an, dass er seine Gründe dafür hat", sagt Reisner. Und es sei ja nicht das erste Mal, dass sich jemand in seiner Fraktion nicht mehr wohlfühlt und wechselt. Um konkret über die neue Konstellation der Ausschüsse zu reden, sei es zum jetzigen Zeitpunkt aber zu früh.

Und was sagt die DU? Vorsitzender Gerhard Beck war leider am Dienstag telefonisch nicht erreichbar.

SZ