Schrobenhausen
Die Wanderschaft beginnt

Frösche, Kröten und Molche sind jetzt unterwegs zu ihren Laichgründen

05.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Mit Schildern, wie hier an der Straße zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen, werden Autofahrer in den betroffenen Gebieten auf die wandernden Amphibien hingewiesen. −Foto: Drexler

Schrobenhausen - Kaum sind die Nachtfröste vorbei, machen sich Frösche, Kröten und Molche auf die Wanderschaft zu ihren Laichgründen.

Seit einigen Tagen sind die Amphibien schon unterwegs. Bald werde die Wanderung abgeschlossen sein, vermutet Günther Krell, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz (BN). Das Corona-Virus ist eine Herausforderung für die Helfer.

Sobald die Temperaturen nachts auf über fünf Grad steigen, erwachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre. Vor den kalten Nächten der vergangenen zwei Wochen waren sie schon unterwegs, sagt Krell. " Wie viele wandern, kann er momentan noch nicht sagen. Der Kreisvorsitzende geht aber davon aus, dass die Zahl gegenüber dem Vorjahr wieder angestiegen ist.

Aufgrund der Trockenheit im Jahr 2018 war der BN im vergangenen Jahr davon ausgegangen, dass weniger Amphibien unterwegs sein würden. "Es war auch so", sagt Krell. Ob es tatsächlich an der Trockenheit lag, sei aber nur eine Vermutung. Er berichtet, dass weltweit ein Rückgang der Amphibien zu beobachten sei. Den Grund dafür vermutet er in verschiedenen Faktoren. Ausschlaggebend sei sicher, dass die Nahrungsgrundlage der Tiere, die Insekten, zurückgegangen ist.

Bei Königslachen zum Beispiel sammelten die Helfer früher Hunderte von Molchen ab und trugen sie zum Weiher. "Es war mal der beste Molch-Wanderweg", sagt Krell. Seit Jahren registriert der BN dort einen deutlichen Rückgang der Tiere. Heuer hätten sie deshalb dort gar keinen Krötenzaun mehr aufgebaut, sagt Brigitte Streber, Vorsitzender der Ortsgruppe Schrobenhausen. Die Gründe für den Rückgang der Amphibien seien vielfältig, vermutet auch sie. Bei Königslachen könnte ein Sandhügel an der Paar mit dafür verantwortlich sein, überlegt Streber. "Ich weiß nicht, was das mit den Tieren macht, wenn sie sich da eingraben. "

An der alten Weilachschleife in Aresing hatten die Helfer die Tiere mit der Hand eingesammelt und zum Laichgewässer getragen. Seit es dort ein Schlamm-Hochwasser gegeben habe, "wandern nicht mehr so viele", sagt Streber. Seit es im Bereich des Waidhofener Sportvereins den Radweg gebe, seien auch von dort keine wandernden Amphibien mehr gemeldet worden, erzählt die Ortsvorsitzende.

Vereinzelte waren Meldungen beim BN eingegangen, dass Tiere zwischen Hörzhausen und Schrobenhausen überfahren worden waren. Das könnten aber auch kurzfristige Wanderungen gewesen sein, also nur ein oder zwei Nächte, in denen die Amphibien unterwegs gewesen waren, vermutet Krell. Gespannt ist er, wie viele Amphibien heuer bei Weichering, wo sie am Auwald entlang unterwegs sind, eingesammelt werden. "Dort sind jedes Jahr über 1000 Kröten und Springfrösche gesammelt worden. " Im vergangenen Jahr seien es ein Fünftel weniger gewesen.

Neu sei in diesem Jahr eine Sperrung einer Straße in Ambach in der Gemeinde Ehekirchen. Dort würden die Tiere nicht nur über die Straße zum Weiher hin wandern, sondern auch auf der Straße selbst, erzählt Krell. "Eher schlecht als recht" würden die Autofahrer sich an diese Sperre halten, sagt Siegfried Geißler, Leiter der Naturschutzbehörde im Landratsamt.

Die aktuellen Ausgangsbeschränkungen gelten auch für die rund 40 ehrenamtlichen Helfern des BN, die während der Krötenwanderung aktiv sind. Krell hat jedem eine Bestätigung zukommen lassen, dass er zu Naturschutzzwecken unterwegs ist. Werden die Rahmenbedingungen, wie der erforderliche Abstand zu anderen Menschen und das Reduzieren der sozialen Kontakte auf ein Minimum eingehalten, könne diese ehrenamtliche Tätigkeit ausgeführt werden, bestätigte Geißler auf Nachfrage.

Ein Problem sieht Krell beim Abbau der Zäune. "Das schafft man alleine nicht. " Er überlegt deshalb, die Krötenzäune abschnittsweise umzulegen, damit sie für die Rückwanderer kein Hindernis darstellen. Mindestens die Hälfte der Amphibien würde wieder zurück in die Richtung wandern, aus der sie kamen, sagt er.

SZ


Gerlinde Drexler