Die Schrecken des Ersten Weltkriegs

Geschichte: Ausstellung "14/18 - Mitten in Europa" wurde in Pöttmes mit einem Podiumsgespräch im Rathaus eröffnet

17.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:41 Uhr
Andreas Dengler
Zum Auftakt der Ausstellung "14/18 - Mitten in Europa" in Pöttmes kamen (v.l.)Sebastian Weilbach, Kulturreferentin Ludwiga Baronin von Herman, der Regierungspräsident von Schwaben, Erwin Lohner, und Bürgermeister Franz Schindele. −Foto: Andreas Dengler

Pöttmes (SZ)"Arbeit für den Frieden" ist der Leitspruch des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert.

Ein Teil dieser Friedensarbeit ist die aktuelle Ausstellung "14/18 - Mitten in Europa", die zurzeit im Pöttmeser Rathaus gastiert. In der Schau werden die Schicksalsjahre 1914 bis 1918 aufgearbeitet. Am vergangenen Mittwoch eröffnete Bürgermeister Franz Schindele die Ausstellung. Im Anschluss fand ein Podiumsgespräch über Kriegsschuld und Ursachen des Ersten Weltkriegs mit Pöttmes' Kulturreferentin, Ludwiga Baronin von Herman, und dem Bezirksgeschäftsführer des Volksbunds und Politologen, Sebastian Weilbach, statt.

Zwar war die Besucherzahl sehr überschaubar, aber umso bedeutender waren die Anwesenden: Unter den Gästen war der Regierungspräsident von Schwaben Erwin Lohner, der Stellvertretende Bezirksvorsitzende des Reservistenverbands, Oberstleutnant Wolfgang Bockhold, und der Bezirksvorsitzende der Bayerischen Kameraden- und Soldatenvereinigung Otmar Krumpholz. Außerdem waren einige Vertreter der örtlichen Kameraden- und Soldatenvereine anwesend.

"Wir müssen wachsam sein und aus der Geschichte lernen", betonte Bürgermeister Franz Schindele in seiner Eröffnungsrede. Seinen besonderen Dank sprach der Rathauschef der Kulturreferentin aus: "Sie ist unsere aktivste Friedensbotschafterin. " Der Regierungspräsident würdigte die Arbeit des Volksbunds, dessen Bezirksvorsitz er mit seiner Ernennung zum Regierungspräsident übernahm. Die Geschichte an die Jüngeren weiterzugeben sei heute notwendiger denn je, sagte Lohner. "Das friedliche Europa wurde auf den Toten der Weltkriege aufgebaut. " Zum Abschluss seiner Ansprache appellierte Lohner auch daran, sich bei der anstehenden Europawahl für eine pro-europäische Partei zu entscheiden.

Nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung ging es in den Kultursaal. Dort beleuchteten die Kulturreferentin gemeinsam mit dem Bezirksgeschäftsführer des Volksbunds die Ursachen und die Schuldfrage des Ersten Weltkriegs. Das Podiumsgespräch war wie ein Interview aufgebaut. Die Grundlage für den informativen Dialog war das Werk "Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog" von Historiker Christopher Clark. Das Sachbuch gilt als umfassendes Standardwerk zum Ersten Weltkrieg.

In dem Gespräch wurden das Warum ebenso wie die Schuldfrage und deren Bedeutung geklärt. Eine Schuldzuweisung trage nicht nur dazu bei, dass das Grauen dadurch erklärt werde, sondern auch, dass wieder Ordnung und Gerechtigkeit einkehre, schilderte Weilbach. Es sei auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass stets der Kriegsverlierer der Schuldige sei. Diese Logik wurde nicht nur nach dem Ersten Weltkrieg angewendet, sondern auch bereits nach dem Deutsch-Französischen Krieg knapp 40 Jahre zuvor. Die Ursachen für den Weltkrieg hingegen seien sehr vielschichtig und kompliziert. Die Angst vor einer militärischen oder wirtschaftlichen Unterlegenheit haben jedoch den Kriegsausbruch in allen Ländern befeuert.

An der Diskussion konnten sich auch die Zuhörer beteiligen. Ein Besucher wollte wissen, inwiefern der Zar und die beiden Kaiser für den Kriegsausbruch verantwortlich waren. Ähnlich wie heute waren in den Regierungen Berater, die das politische Geschehen stark beeinflussten, erklärte der Politologe.

Der Zar und der Kaiser von Österreich kamen bei Weilbach noch besser davon, weniger hingegen der deutsche Kaiser Wilhelm II. "Er war der Donald Trump von damals", sagte Weilbach und spielte dabei auf die politische Unerfahrenheit und den Wechselmut des Staatsoberhaupts an.

Neben der Ausstellung im Rathaus feiert die Marktgemeinde Pöttmes das 100-jährige Bestehen des Volksbunds auch mit einem Benefizkonzert. Im Schorner Feldstadl gibt das Musikkorps der Bundeswehr am Donnerstag, 13. Juni, ein Konzert. Die Tickets kosten 20 Euro, der Erlös kommt dem Volksbund zugute. Karten sind im Bürgerbüro der Marktgemeinde oder im Schreibwarengeschäft Schlaegel erhältlich.

Andreas Dengler