Weichering
"Die Leute schmeißen so viel weg"

Der achtjährige Paul Selbmann sammelt Müll am Leitner Weiher - Seine großer Bruder Niklas hilft ihm

14.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:08 Uhr
  −Foto: Selbmann

Weichering - Unvermittelt hat der achtjährige Paul aus Lichtenau vergangene Woche seinen Vater Ralf Selbmann gebeten: "Bring mir so einen Zwicker mit.

" Gemeint war eine Greifzange. Er wollte am Leitner Weiher bei Weichering Müll sammeln gehen. Gesagt, getan: Am Sonntagvormittag räumte er zusammen mit seiner Mutter Michaela Selbmann und seinem zwei Jahre älteren Bruder Niklas an einem Stück des Weihers auf.

"Ich weiß gar nicht genau, wie er jetzt darauf gekommen ist", bemerkt Michaela Selbmann über ihren Sohn Paul. Ihre beiden Buben habe es wohl einfach gestört, immer den vielen Müll am Leitner Weiher zu sehen. Die Familie fährt gerne zusammen Fahrrad und kommt dabei öfter an dem Gewässer vorbei. "Diese Pommesteller liegen in der letzten Ecke, die ganzen leeren Flaschen", so Michaela Selbmann. Auch kleine Abfälle wie Bonbonpapiere, Kronkorken und Zigarettenschachteln fänden sich dort zuhauf.

"Ich habe gedacht, am Leitner liegt so viel Müll. Die Leute schmeißen so viel weg. Das gefällt mir nicht", erklärt Paul, wie er auf die Idee kam. Sein zehnjähriger Bruder Niklas sagt: "An manchen Plätzen kann man sich nicht mal mehr hinlegen. " Die beiden Buben gehen selbst gerne schwimmen, aber heuer fuhren sie dazu nicht wie sonst an den Leitner, sondern an einen anderen Weiher, berichtet Niklas. "Es ist so viel los und die Leute halten nicht mal Abstand. " Seine Mutter bemerkt: "Das hat die Kinder gestört, weil weniger Rücksicht genommen wird. " Auch Paul weiß: "Da sind viele Leute. Wegen Corona gehen die meisten an den Weiher. "

Er und sein Bruder sind sehr gerne draußen aktiv. Sie sind im Fußballverein. Paul erklärt, er würde zudem gerne Basketball spielen. Und bei den Pfadfindern mischen die zwei auch mit. Mit denen haben sie schon öfter bei solchen Aufräumaktionen mitgemacht. Zudem haben sie ihrem Vater geholfen, der im Rahmen einer Aktion der örtlichen SPD Müll gesammelt hat, so Michaela Selbmann. Wie sie selbst es als Kind erlernt hat, vermittelte sie auch ihren Buben: Müll lässt man nicht einfach liegen.

Die Mutter berichtet stolz, für das Aufräumen habe Paul am Sonntag dann trotz des strahlenden Sonnenscheins und der warmen Temperaturen darauf bestanden, eine lange Hose zu tragen, weil er gesagt habe: So was mache man mit einer Arbeitshose. Der zehnjährige Niklas unterstützte seinen kleinen Bruder nach Kräften. "Der Große nahm seinen Anhänger mit. " Den hängte Niklas an sein Fahrrad, um den Müllsack darin abtransportieren zu können. Etwa zwei Stunden haben sie zusammen auf der Lichtenauer Seite des Weihers Abfälle gesammelt. Einen großen blauen Sack haben die Brüder "gut halb voll" bekommen, so ihre Mutter. Menschen, die sie beim Sammeln sahen, hätten sie auch angesprochen und gesagt, dass sie die Aktion toll finden, berichtet Selbmann. Einige hätten gleich versichert, dass sie ihren Müll nicht liegen lassen würden, erinnert sie sich lachend.

"Ich freue mich auch auf die Flaschen, da krieg ich ein paar Cent", sagt Paul. Sechs davon habe er am Sonntag gefunden. Das Pfand behalten die Buben als Belohnung. Ob sie das jetzt öfter machen wollen? "Ja, das macht doch Spaß", sagt Paul begeistert. Aber er wolle "schon einen dabeihaben". Alleine gefalle es ihm nicht. Der Achtjährige klingt dabei sehr motiviert. Niklas pflichtet ihm bei und verspricht, er werde seinem kleinen Bruder weiterhin beim Müllsammeln helfen.

SZ

Christine Zinner