Schrobenhausen
"Die Jugendlichen schätzen es wirklich"

In der Augsburger Straße wurde die St. Josef-Außenwohngruppe saniert - Morgen Einweihung

11.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:37 Uhr
Glücklich über den Umbau der Außenwohngruppe des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef an der Augsburger Straße sind Claudia Liebscher (v.l.) und Verena Moser. −Foto: De Pascale

Schrobenhausen (SZ) Neuer Anbau, neue Bäder, neue Möbel: Die Außenwohngruppe des Kinder- und Jugendhilfezentrums St. Josef in der Augsburger Straße ist komplett auf Vordermann gebracht worden. Diese Woche geht eine offizielle Wiedereinweihung über die Bühne.

Aus der Dusche klingen - neben Geplätscher - coole Klänge. Einer der derzeit sieben Bewohner ist bereits daheim. Draußen wartet ein komplett neu gestalteter Wohn- und Essbereich auf ihn. Zusammen mit drei weiteren Jungs und drei Mädels zwischen 16 und 18 Jahren - drei gehn noch zur Schule, vier absolvieren eine Ausbildung - lebt er hier in der Außenwohngruppe.

Deutlich war das Gebäude in der Augsburger Straße in die Jahre gekommen. Ein Esszimmer gabs früher nicht, stattdessen quetschte man sich in der Küche zusammen. Endlich ist nun auch ein anständiges Wohnzimmer entstanden, das zusammen mit dem Esszimmer im neuen Anbau eine Einheit bildet. Denn Wohnzimmer konnte man jenen Raum im Keller - dem einzigen, in dem sich die Jugendlichen zuvor zusammensetzen konnten -, nur mit ganz viel gutem Willen nennen: Dunkel, miefig, vor allem auch mit dem Wasser der nahegelegenen Paar hatte man da immer wieder zu kämpfen. Auch nach dem Umbau wird der Kellerraum noch genutzt, zum Kickern oder - ganz wichtig - um sich am Boxsack auszupowern.

"Was die Jugendlichen sehr stark brauchen, ist Reden, dass einfach jemand da ist, dem man erzählen kann, vom Alltag, von den Problemen", sagt Psychologin Claudia Liebscher. Und das funktioniere natürlich jetzt wesentlich besser, "als wenn sich alle in ihre Zimmer verzupfen". Apropos Zimmer: Auch die kommen jetzt generalüberholt daher: neue Böden, neue Farben, neue Möbel. Und wenn es nicht gerade um die ganz großen Veränderungen ging - schließlich leben die Jugendlichen nur rund zwei Jahre in der Außenwohngruppe -, dann durften sie durchaus ein Wörtchen mitreden, waren teils beim Kauf der Möbel dabei oder suchten die Farben fürs eigene Zimmer aus.

Hier in den ganz privaten Räumen zeigen sich auch eklatante Unterschiede. Sind da einerseits jene, die sich wahnsinnig schwer damit tun, eine gewisse Struktur zu halten, gibt es auch das Gegenbeispiel: ein picobello-aufgeräumtes Zimmer, dessen Bewohnerin die Ordnung Halt gibt. Grundsätzlich seien aber auch "alle Kollegen dahinter, dass das jetzt ordentlich gehalten wird", erzählt Verena Moser (Bachelor Erziehungswissenschaften und Gruppenleiterin), "wenn man schon den Luxus hat, dass jetzt alles neu ist". Und mit den Diensten, zu denen die Jugendlichen eingeteilt sind, klappe es auch ganz gut, versichert Moser.

Übermäßig viel Stress mit dem Aufräumen hat Dennis nicht. Er lebt in einem Mini-Zimmer und ist hier rundum zufrieden. "Ich finde es hier ziemlich modern, finde es auch schön, hier in der Außenwohngruppe zu leben", sagt der 16-Jährige, der derzeit in die neunte Klasse geht und danach gern auf dem M-Zug weitermachen würde.

"Einziehen dürfen hier vor allem Jugendliche, die an sich und ihrer Selbständigkeit arbeiten wollen", erzählt Claudia Liebscher. Die jungen Leute fit zu machen, um später in eine eigene Wohnung wechseln zu können, darum geht es in der Außenwohngruppe. Die sei sozusagen der vorletzte Schritt, denn auch später in den eigenen vier Wänden werden die jungen Leute anfangs noch betreut. Fünf Erzieher kümmern sich um die Jugendlichen. "Wir haben unsere Dienste, wechseln durch, haben auch Nachtbereitschaft", berichtet Verena Moser. Alle haben sie ihre festen Tage - eine für die Jugendlichen verlässliche Größe, die Sicherheit gibt.

Mit dem Angebot, in einer Außenwohngruppe wohnen zu dürfen, gehen die Jugendlichen unterschiedlich um. "Da gibt es welche, die mit 18 meinen: 'Ihr könnt mir gar nichts mehr sagen!'", erzählt Claudia Liebscher. Andererseits seien da aber auch die Erfolgsgeschichten, wie beispielsweise die jenes Jungen, der in St. Josef groß geworden ist, "der so richtig diese Stufen durchgemacht hat, von Kindergruppe über die der Jugendlichen, bis er in die Außenwohngruppe kam und schließlich ins betreute Wohnen ging." Seit rund zwei Jahrzehnten gibt es die Außenwohngruppe. Der Kontakt zur Herkunftsfamilie bleibt bestehen, auch Besuche von Freunden sind erlaubt.

Eine enorme Verbesserung an Lebensqualität bedeutet der Umbau übrigens auch für die Erzieher. Mussten die sich zuvor das Bad mit den Jugendlichen teilen, gibt es jetzt ein eigenes Betreuerbad. Und wie sieht es rund um das Gebäude aus? Momentan fehlt noch der Carport. Dass der Garten früher größer war, sei nicht weiter schlimm, versichern Liebscher und Moser. Denn ein gemütliches Plätzchen zum Chillen - eine von den Jugendlichen selbst gebaute Sitzgruppe aus Holz - und daneben einen Grill, das gibt es auch jetzt noch.

Finanziert wurde der Umbau der Außenwohngruppe durch Spenden, übrigens auch von Handwerkern - allesamt aus Schrobenhausen und Umgebung -, die am Haus arbeiteten. Bereits vor ein paar Monaten zogen die Jugendlichen vom Übergangsdomizil im Haupthaus im Schleifmühlweg wieder zurück in die Augsburger Straße. Dass es jetzt erst zur offiziellen Einweihung für geladene Gäste kommt, ist einem Mitarbeiterwechsel geschuldet - eine Umstellung, die für die Jugendlichen nicht leicht ist. Verena Moser jedenfalls ist überzeugt: "Die Jugendlichen schätzen es wirklich, dass hier umgebaut wurde."

Ute De Pascale