Schrobenhausen
Der nächste Versuch

Bürgerenergiegenossenschaft hält an abgelehnten Windkraftanlagen im Hagenauer Forst fest

18.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
Planen die Neuauflage ihres Windkraftprojektes im Hagenauer Forst: (v.l.) BEG-Geschäftsführer Matthias Haile, stellvertretender BEG-Vorsitzender Manfred Rößle und BEG-Vorsitzender Peter Mießl. −Foto: Spindler

Sandizell (SZ) Die Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen lässt nicht locker: Obwohl ihr Windkraftprojekt im Hagenauer Forst vor zehn Monaten im Schrobenhausener Stadtrat durchgefallen ist, soll es nun eine Neuauflage geben. Bevor das Thema erneut die Kommunalpolitiker beschäftigt, werden die Bürger eingebunden.

Wenn Peter Mießl, Vorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg-Schrobenhausen-Aichach-Eichstätt (BEG) an die Stadtratssitzung im Januar denkt (wir berichteten), huscht ein vielsagendes Lächeln über sein Gesicht. Seine ehemaligen Stadtratskollegen hatten im Januar das Projekt der BEG, fünf Windkraftanlagen im Westen und Südwesten des Hagenauer Forstes aufbauen zu wollen, mit 13:7 Stimmen durchfallen lassen. Danach seien viele auf ihn zugekommen, erinnert sich Mießl heute noch, und hätten ihm gesagt, sie seien eigentlich nicht gegen Windkraft. Daraus schöpft Mießl mit der BEG offensichtlich die Kraft, das Projekt nicht sterben zu lassen.

Der Wiederbelebungsversuch zieht sich hinter den Kulissen bereits seit einiger Zeit hin. Es habe Gespräche mit dem Bürgermeister gegeben und bei einigen Fraktionssprecherrunden im Rathaus sei das Thema auch besprochen worden. Dabei, so Mießl optimistisch, habe es keine nennenswerten Widerstände von den Fraktionen gegen die Neuauflage des Windkraftprojektes gegeben. Darum ist sich Mießl auch sicher, dass entweder noch in der Stadtratssitzung im Dezember, spätestens aber in der Sitzung im Januar ein Grundsatzbeschluss pro Windkraft im Forst zwischen Schrobenhausen, Sandizell und Hörzhausen fallen könnte.

Geplant sind aktuell zwei Windkraftanlagen im südlichen Hagenauer Forst, erklärt Mießl. Jede der Anlagen könne pro Jahr etwa zehn Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Das sei so viel Strom, wie etwa 2500 Vier-Personen-Haushalte pro Jahr verbrauchten. Darin unterscheiden sich die Anlagen nicht vom ersten Plan. Die Nabenhöhe liegt heute wie vor zehn Monaten bei etwa 165 Metern. Lediglich die Gesamthöhe von 245 Metern ist bei den neuen Anlagen fünf Meter höher als beim ersten Versuch.

Für die beiden ersten Anlagen gibt es laut Mießl schon eine Zusage des Luftfahrtbundesamtes mit einer Option für zwei weitere Windräder. Diese Option würde die BEG gerne ziehen, damit es am Ende insgesamt vier Windräder im Forst werden könnten. Auch die Untere Naturschutzbehörde am Neuburger Landratsamt habe bereits Zustimmung signalisiert, genauso wie die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz oder der Denkmalschutz. Und auch die benachbarte MBDA stehe noch immer zu ihrer Zusage, der BEG einen Großteil des Windstroms abkaufen zu wollen.

Der Weg bis zur Realisierung des Vorhabens ist lang, das wissen Mießl, sein Stellvertreter Manfred Rößle und BEG-Geschäftsführer Matthias Haile ganz genau. Der Beginn werde mit einer Bürgerwerkstatt zu dem Projekt gemacht, die am 30. November von 15 bis 18 Uhr in Sandizell stattfinden soll. Die Ergebnisse dieses Treffens sollen dem Stadtrat präsentiert werden, der dann einen Grundsatzbeschluss pro oder contra Windkraft im Hagenauer Forst fällen muss. Sollten die Stadträte dem Vorhaben positiv gewogen sein, könnte die BEG ihre Verträge für die Windrad-Standorte mit den Bayerischen Staatsforsten abschließen. Und das Planungsverfahren könnte beginnen. Dazu gehören laut Mießl eine Änderung des geltenden Flächennutzungsplanes sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans. Übriges: Für Mießl nach eigenen Worten die demokratischste Form der Bürgerbeteiligung, weil jeder Bürger dann zu dem Vorhaben seine Meinung bei der Stadt kundtun dürfe. Mit diesem Verfahren wäre aus Mießls Sicht dann auch das leidige Diskussionsthema 10-H-Regelung vom Tisch.

Die südlichste der beiden geplanten Anlagen liegt etwa 1100 Meter von Mießls privatem Wohnhaus entfernt. Infraschall sei da definitiv nicht mehr zu hören und zu messen, so Mießl. Mießl selber freut sich bereits, dass er ab voraussichtlich 2021, wenn der Bau der Anlage beginnen könnte, das Windrad sieht: "Dann weiß ich, wo mein Ökostrom herkommt." Denn jedes Windrad sei aus seiner Sicht weit ungefährlicher als ein Atomkraftwerk. Wenn im nahegelegenen Reaktor - in Gundremmingen - der größte anzunehmende Unfall (GAU) geschehe, dann müsste er mindestens bis nach Italien umziehen, um sicher zu sein, sagt Mießl. Und einen Umzug plant er nicht.

Darum setzen Mießl und die BEG auch auf einen Mix aus erneuerbaren Energien, wollen Sonne, Wind und Biomasse gleichermaßen bei den Projekten der Zukunft berücksichtigen. Neben der lokalen Produktion von Ökostrom steht für die BEG auch im Blickfeld, dass die sich an der Genossenschaft beteiligenden Bürger neben Strom aus erneuerbaren Energiequellen auch noch Geld damit verdienen könnten.

Jürgen Spindler