Schrobenhausen
Der Wald im Klimawandel

Der Schrobenhausener Ortsverband von Bündnis90/Die Grünen lud zu einem informativen Ausflug

30.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:50 Uhr
Heute ist das Ziel der Forstwirtschaft, den Anteil der Nadelbäume zu reduzieren und den Laubholzanteil zu erhöhen. Das erfahren die Teilnehmer unter anderem von Revierförster Wolfgang Haller und Georg Dischner, stellvertretender Forstbetriebsleiter bei Bayerische Staatsforsten. −Foto: Drexler

Schrobenhausen - Viele Fragen rund um den Wald musste Georg Dischner, stellvertretender Forstbereichsleiter bei den Bayerischen Staatsforsten, am Freitag beantworten.

Organisiert vom Ortsverband Schrobenhausener Land von Bündnis90/Die Grünen machte er mit knapp 30 Interessierten eine zweistündige Führung durch den Hagenauer Forst. Mit Auto und Schirm wegen des Wetters.

Ein leises Grollen des abziehenden Gewitters ist noch zu hören, als sich die Teilnehmer am Parkplatz des Kolping-Naturlehrpfades treffen. Obwohl es beständig regnet, sind fast alle der 30 Angemeldeten gekommen. "Das Interesse war riesengroß", freut sich Organisatorin Anne Horend. Aufgrund der Corona-Auflagen war die Zahl der Teilnehmer begrenzt. Horend hatte deshalb einigen Interessierten absagen müssen.

Das Anliegen der Grünen, auf den Zustand des Waldes aufmerksam zu machen, war bei der Bayerische Staatsforsten auf offene Ohren gestoßen. Der Hagenauer Forst ist eines von zehn Revieren, das der Forstbetrieb Kaisheim (Landkreis Donau-Ries) betreut. Den ursprünglichen Gedanken, zum Thema "Der Wald im Klimawandel" einen rund eineinhalbstündigen Rundgang durch den Forst zu machen, verwirft Dirschner aus Sicherheitsgründen aufgrund des Wetters. Die Teilnehmer werden zwei Stationen mit den Autos anfahren.

Unterstützt wird Dischner von Wolfgang Haller, der seit 36 Jahren Revierleiter im Hagenauer Forst ist. Sein Ziel sei es, den Wald möglichst lange zu begleiten, sagt Haller. "Für mich als Förster ist es schön, die Früchte der Arbeit zu sehen. " Drei Viertel des Forstes sind Nadel-, der Rest Laubbäume. Haller erzählt, dass die Weltkriege der Grund seien, dass im Hagenauer Forst überwiegend Fichten und Kiefern stehen, die 70 und teilweise sogar bis zu 100 Jahre alt sind. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei für die Reparationszahlungen an die Siegermächte viel Holz geschlagen worden. "Es ist ein Riesenkahlschlag entstanden, der in kürzester Zeit wieder aufgeforstet werden musste. " Für die Leute sei das damals eine Wahnsinnsaufgabe gewesen, betont Haller. "Damals hat kein Mensch an Klimawandel gedacht. "

Heute ist das Ziel der Forstwirtschaft, den Anteil der Nadelbäume zu reduzieren und den Laubholzanteil zu erhöhen. Der zehnjährige Wirtschaftsplan sehe vor, den Anteil um mindestens 12 bis 15 Prozent nach oben zu bringen, nennt Dischner als Ziel. An der ersten Station ist der Mischwald schon im Wachsen. Mindestens sechs bis sieben Baumarten würden auf der Fläche stehen, zeigt der stellvertretende Forstbereichsleiter.

Unter anderem wachsen hier Tannen, Douglasien, Eichen, Ahornbäume und Kiefern. Douglasien sollen die Fichten ersetzen. Die Baumart sei klimatolerant, sturmresistent und halte die Niederschläge aus, die mit dem Klimawandel prognostiziert worden seien, erklärt Dischner. Er betont: "Der Nadelbaum ist nicht per se etwas Schlechtes, sondern die Mischung macht es. "

Alois Forster, Ko-Vorsitzender des Ortsverbandes, möchte wissen, warum so viele Kiefern krumm wachsen. Der Boden und die Nährstoffe seien entscheidend dafür, wie lange eine Kiefer hoch wachse, erklärt Dischner. "Sie hangelt sich in einem Lichtkanal hoch, wenn sie sonst absterben würde. "

Die Teilnehmer wollen unter anderem wissen, warum es nicht mehr den dichten Blaubeerbestand wie früher gebe und warum man im Wald kaum noch Pfifferlinge finde. Für beides sei unter anderem der Stickstoffgehalt im Boden verantwortlich, sagt Dischner. Drei Plätze mit Pfifferlingen kenne er noch, sagt Förster Haller. Wo die sind, will er aber nicht verraten.

Wichtigste Aufgabe der Forstbetriebe sei es, immer einen funktionierenden Wald zu erhalten, sagt Dischner. "Nutzen und schützen auf gleicher Fläche ist unser Credo. "

SZ


Gerlinde Drexler