Gerolsbach
Der Lahnhof hat die Gigabit-Zukunft erreicht

In der Gemeinde Gerolsbach bekommen derzeit auch Einödhöfe einen Glasfaseranschluss

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:42 Uhr
  −Foto: Hofmann

Gerolsbach (SZ) Um diese Internetversorgung dürfte sie so mancher Großstädter beneiden: Familie Gall hat auf dem Lahnhof jetzt eine Gigabitleitung. Gebucht hat sie erst einmal nur 30 Megabit. Die kann sie aber voll ausschöpfen, denn sie hat eine Glasfaserverbindung bis ins Haus.

Nicht nur für Wolfgang und Julia Gall, die auf dem Lahnhof eine Garten- und Landschaftsbaufirma betreiben, ist das ein großer Tag, sondern auch für die Vertreter des Netzbetreibers Altonetz und für den Gerolsbacher Bürgermeister Martin Seitz. Der hatte zusammen mit seinen Gemeinderäten erst möglich gemacht, dass alle Bürger Zugang zu schnellem Internet bekommen können - und das in einer Gemeinde mit 77 Ortsteilen, von denen viele nur aus einem einzigen Einödhof bestehen. Nicht nur, dass sie aus der Gemeindekasse die nötigen Mittel bereitstellten (rund 600000 Euro beträgt der Anteil der Gemeinde), um die Finanzierungslücke beim Breitbandausbau zu schließen - Seitz hat auch noch einen besonderen Fördertopf angezapft. Über den Landtagsabgeordneten Karl Straub kam vor zwei Jahren der Kontakt mit dem damals von Markus Söder geführten bayerischen Finanzministerium zustande, das an einem so genannten Höfebonus für die Breitbanderschließung von Einöden bastelte. Und noch bevor die entsprechende Förderung beschlossen war, stand Gerolsbach schon ganz oben auf der Liste der Empfänger. Bei einer Bewilligungsrunde von Zuschüssen für den Breitbandausbau im Juli 2017 war Gerolsbach dann die Gemeinde im Freistaat mit der höchsten Fördersumme: 1,2 Millionen Euro.

Seit einem Jahr nun arbeitet die Altomünsterer Firma Altonetz am Breitbandausbau in Gerolsbach. Junkenhofen wurde als erstes erschlossen, sagt Altonetz-Geschäftsführer Leonhard Asam, dort steht der Hauptverteiler, "und von dort aus geht's sternförmig zu den kleineren Ortsteilen und Weilern". Und eben auch zum Lahnhof, ganz in der Südwestecke des Gerolsbacher Gemeindegebiets. "Wir von der Gemeinde sind froh, dass wir Unternehmern wie Wolfgang Gall jetzt Glasfaser anbieten können", sagt Bürgermeister Martin Seitz.

Bisher hatte man am Lahnhof 400 Kilobit. Schon E-Mails abzurufen sei eine Katastrophe gewesen, erzählt Wolfgang Gall, "ich bin dann meistens mit dem Handy reingegangen". Nicht, weil der Mobilfunkempfang hier so gut wäre - im Gegenteil, der ist im Grunde nicht vorhanden -, sondern weil das Smartphone weniger Daten abrufe als ein PC. Wobei man sich natürlich ein Wlan-Netz, das von einer 400-Kilobit-Leitung gespeist wird, auch nicht als Muster an Schnelligkeit vorstellen darf.

Diese Zeiten sind aber nun auf dem Lahnhof vorbei. 30 Megabit haben die Galls gebucht, und die hätten sie auch zu 100 Prozent zur Verfügung, sagt Leonhard Asam, denn schließlich wurde die Glasfaserleitung bis ins Haus verlegt. Die Galls könnten also theoretisch auch ein Gigabit haben - allerdings ist das natürlich auch eine Frage des Preises.

Die Erschließung anderer Gemeindeteile geht nun weiter. Rund um Junkenhofen werden weitere Einödhöfe folgen, auch in Strobenried wird erschlossen. Bald, freut sich Seitz, hätten in Gerolsbach fast alle Bürger Zugang zu den gleichen hohen Übertragungsraten. Abstriche gebe es nur in Klenau und Alberzell: Beide Ortschaften hätten schon jetzt gute Bandbreiten, weswegen sie auch nicht durch das aktuelle Förderprogramm abgedeckt würden. Dort werde vorerst nicht weiter aufgestockt. Das gilt zwar auch für Gerolsbach, doch hier will nun Altonetz tätig werden und auch die bereits jetzt mit 30 Megabit oder mehr versorgten Bereiche mit Glasfaserkabeln erschließen. In Altomünster hat man das durchgerechnet und ist der Ansicht, dass sich das auch ohne staatliche Fördergelder lohnt. Und in Alberzell will die Gemeinde im Zuge der Dorferneuerung Leitungen verlegen lassen. In Gerolsbach soll es am 17. Januar eine Infoveranstaltung zum Breitbandausbau geben.

Bis im Herbst kommenden Jahres sollen alle Arbeiten - auch im Hauptort - abgeschlossen sein. Bis dahin werden noch einige weitere Einöden eine geradezu großstädtische Internetanbindung erhalten. Die vom damaligen Finanzminister Markus Söder im vergangenen Jahr ausgerufene Zukunft Bayerns mit Gigabit in jedem Haus - Gerolsbach hätte sie dann schon erreicht.

Bernd Hofmann