Schrobenhausen
Der Baum ist weg - haarscharf vor dem Jubiläum

18.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr
Der Beweis: Der Baum am Westring ist nach bald einem Jahr abtransportiert worden. −Foto: Foto: Rischer

Schrobenhausen (SZ) Man möchte es ja kaum glauben: Der Baum ist weg. So kurz vor dem Jubiläum. Am Sonntag nach Pfingsten des Jahres 2017 war es passiert: Da war ein Stadtwallbaum umgestürzt. Zum Glück wurde niemand verletzt, aber der gerade erst liebevoll restaurierte Turm gegenüber nahm schweren Schaden.

Inzwischen ist es so, dass der Baum am Stück beim Bauhof eingelagert wurde, für den Fall, dass er noch als Beweisstück im immer noch andauernden Versicherungsstreit benötigt wird. Zersägt werden darf er nicht, aber er muss auch nicht mehr als Dokument öffentlich im Weg herumliegen. Er war halt im Weg, Elektrorollstühle kamen hier nicht durch.

Wie es nun weitergeht? Der geschädigte Turmbesitzer teilte bei einer Bürgerversammlung mit, dass laut eines Gutachtens eine Sicherungsmaßnahme nicht sachgemäß ausgeführt worden war. Und dieselbe Methode sei bei einem der benachbarten Bäume angewendet worden; er rate deshalb an, das Wurzelwerk des Nachbarbaums genauestens unter die Lupe zu nehmen. Das will die Stadt nun auch tun.

Was aber tun, mit dem Jubiläumstext, den der frühere Schrobenhausener Stadtkämmerer Hans Hammer schon verfasst hatte - aus der Sicht des Baums. Er hätte einiges zu erzählen gehabt, der tote Baum. Wenigstens ein paar Auszüge aus dem Text seien an dieser Stelle gestattet:

"Am Anfang war ein riesen Aufruhr. Polizei und Feuerwehr waren sofort an der Unfallstelle. Sogar der Stadtwall und die Aufgänge und damit die Zugänge zur Innenstadt wurden in diesem Bereich komplett gesperrt. Mehrere Gutachter haben mich zwischenzeitlich bereits besichtigt und ihre Meinungen und Theorien über meinen Sturz aktenkundig gemacht. Für mich ist es auch nicht schön, dass ich seit dieser langen Zeit die Fußgänger, die auf ihrem gewohnten Weg in die Altstadt um mich herumschleichen müssen, erheblich behindere. In der Stadt hieß es ja schon, dass der Weißwurststand am Wochenmarkt bald Konkurs anmelden muss, weil die Mitarbeiter der Firma Bauer in ihrer Mittagspause durch meine Behinderung nicht mehr so schnell zum Weißwurstessen kommen können.

Lastzüge oder Busse auf Autobahnen sind nach einigen Stunden weggeräumt und die Autobahn ist wieder frei. Aber ich armer Baum liege, und liege, und liege am Ort meines Sturzes. Einige Handwerker haben schon Interesse an meinem sehr alten Holz angemeldet. Aber wenn ich noch lange hier liege, verrotte ich noch. " Nun verrottet er also am Bauhof weiter.