Ehekirchen
"Das Universum einfach machen lassen"

<DK-XY_trifft>SZ TRIFFT</DK-XY_trifft> Franz Männling, dessen Vielseitigkeit einen Grund hat

19.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
An der Rückwand seiner Garage hat Franz Männling sie "zwischengeparkt", die überdimensionale Kette, der er vor rund vier Jahren aus Holz gefertigt hat. Inzwischen beginnt das Kunstwerk, ein wenig zu verrotten, hat aber noch immer beeindruckende Dimensionen. −Foto: Foto: Budke

Ehekirchen (SZ) Wer durch Ehekirchen fährt, der hat sie sicher schon des Öfteren gesehen, die Metallskulptur des Hochzeitsfest-Paares: Sie macht den Kreisverkehr an der Ortsdurchfahrt zwischen Pöttmes und Rohrenfels unverwechselbar. Unter den Bäumen steht das mehrere Meter große Kunstwerk und begrüßt jeden Vorbeifahrenden freundlich. Geschaffen wurde das metallene Paar von Franz Männling, einem Ehekirchener, dessen Name manchem in ganz anderen Zusammenhängen ein Begriff ist.

"Ach, der ist doch im Gemeinderat" oder "War der nicht mal Pilot bei der Bundeswehr?" oder "Macht der nicht eigentlich so Holzkunstwerke?". Es scheint überraschend, aber alle Vermutungen sind richtig. Männling ist ein auf den ersten Blick vielseitiger Mensch, und doch hängen all diese Tätigkeiten irgendwie zusammen - mit einer Grundsteinlegung in der Kindheit und einer zuversichtlichen Lebenseinstellung.

Aufgewachsen ist er in Knetzgau am Main auf einem Bauernhof. Seine Mutter trägt zumindest für eine seiner Betätigungen ganz direkt die Verantwortung: Der damals ortsansässige Metzger sei ein wichtiger Mann, habe seine Mutter gesagt, denn der sei im Gemeinderat und könne viel entscheiden. Die Idee setzte sich bei dem Jungen irgendwie im Kopf fest, und als er Jahrzehnte später in Ehekirchen gefragt wurde, ob er sich eine Mitarbeit im Gemeinderat vorstellen könnte, da sagte Männling nicht Nein. "Die Zeit im Rat ist sehr intensiv", stellt er heute fest, "aber so viel wie in dieser Periode ist in den letzten 30 Jahren nicht angeschoben worden." Er zählt nicht ohne Stolz einige Beispiele auf, wie etwa die Schaffung neuer Baugebiete, den Ausbau der Krippen und der Mittagsbetreuung, die Erweiterung des Gewerbegebietes bis hin zu den Planungen für den Sportplatzneubau. Die Gelegenheit, mit zu entscheiden, hat er sich nicht entgehen lassen.

Bei ihm ist das meistens so: "Etwas kommt auf mich zu, es fühlt sich gut an und ich mache es", sagt Franz Männling. Geplant hatte er es nicht, in den Gemeinderat zu gehen, ebenso wenig, wie er ursprünglich Pilot werden wollte. Zwar hatten die Starfighter, die in seiner Kindheit über Knetzgau hinweg donnerten, eine große Faszination auf ihn ausgeübt, aber er wollte Kunst studieren. Doch der Leistungskurs im Internat des Bischöflichen Studienseminars kam nicht zustande. Männling malte zu der Zeit unter anderem Plakate. Als er 1981 zur Musterung ging und mit "1" bewertet wurde, sagte ein Schulfreund: "Mensch, da kannst du ja Pilot werden" - und schon war auch diese Entscheidung getroffen. Er bekam die Zusage, dass er als Luftfahrzeugführer oder Waffensystemoffizier - so die offiziellen, etwas sperrigen Bezeichnungen bei der Bundeswehr - ausgebildet werden würde und absolvierte den üblichen Weg. Letztlich kam er nach Neuburg, diente dort 13 Jahre als Pilot und schaffte es bis zum Staffelkapitän.

Die letzten dreieinhalb Jahre seiner Dienstzeit ging er mit der ganzen Familie - Ehefrau und drei Söhne - auf die Sheppard Air Force Base in Wichita Falls. Auch jetzt noch, 14 Jahre nach dem Ende seiner Zeit als Berufssoldat, arbeitet er als "Site-Manager" für die Bundeswehr, nun wieder in Neuburg, am Eurofighter-Simulator. Die Faszination Fliegen hält an, das ist offensichtlich.

Was ist das Besondere daran? Der Überschallflug sei es nicht, sagt Männling, der sei eher langweilig, weil man das kaum spüre, sondern nur an den Instrumenten sehe. "Aber wenn man aus dem Donaumoos-Nebel durch die Wolken herauskommt in die Sonne, und man sieht auf das Grau unter einem. Oder wenn man durch ein Flusstalbett fliegt oder ein Regenbogen ist unter einem - das ist grandios! Das kann man nicht erklären!"

In den Dienstjahren ruhte die künstlerische Tätigkeit weitgehend. Das Logo des Ausbildungsstandortes in Wichita Falls gestaltete er mit, aber zur Kunst kam er erst richtig vor sechs Jahren, als er in der Neuburger Sommerakademie bei Ilona Herreiner den Holzbildhauer-Kurs belegte. Seitdem hat er einiges geschaffen.

Was ihn an der Arbeit mit Holz fasziniert, hat durchaus eine Parallele zum Fliegen: "Man kommt in einen Flow", sagt Männling und man arbeite sehr fokussiert. Das ein oder andere Werk ist öffentlich ausgestellt, zum Beispiel "Der Tanz der befreiten Seelen" in der Aussegnungshalle in Ehekirchen oder eben das Hochzeitsfestpaar auf dem Kreisverkehr.

Ideen hat Männling viele und jede wird früher oder später umgesetzt. Meistens zögert er nicht lange, wie etwa bei der Organisation den Ehekirchener Kunstsommers. "Ich bin kein Oberbedenkenträger. Ich bin bereit, Risiken und Verantwortung zu übernehmen." Franz Männling ist überzeugt, "man schafft sich seine Wirklichkeit selbst: Sagt man gleich, das kann ich nicht, dann geht es auch nicht. Besser ist es, das Universum einfach machen zu lassen."

Heidrun Budke