Schrobenhausen
Das Demokratiebewusstsein stärken

Auch das Schrobenhausener Gymnasium läuft nun wieder neunstufig - 2025 gibt es einen Jahrgang fast ohne Abiturienten

20.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:09 Uhr
Abiprüfungen wird es im Jahr 2025 auch in Schrobenhausen faktisch nicht geben. Die Umstellung auf das G9 sorgt dafür. −Foto: Archiv

Schrobenhausen (SZ) Wie an allen bayerischen Gymnasien gilt auch in Schrobenhausen seit diesem Schuljahr: zurück zum G9!

Wobei - so ganz stimmt das nicht. Denn im Vergleich zum Stand vor 15 Jahren gab es einiges an Änderungen. Schulleiter Markus Köhler (kleines Bild) erklärt, was die für seine Schule bedeuten.

Insgesamt 132 Kinder werden am Schrobenhausener Gymnasium in diesem Schuljahr in fünf fünften Klassen unterrichtet, eine davon musisch, die anderen können sich später für den sprachlichen beziehungsweise mathematischen Zweig entscheiden. Wobei auch die diesjährigen Sechstklässler von den Neuerungen betroffen sind. Zwar hätten die im vorigen Jahr formaljuristisch noch das G8 besucht, de facto seien sie mit diesem Schuljahr aber im neunstufigen Gymnasium, berichtet Markus Köhler.

Konkret ändert sich durch das neue G9 einiges: Mit das Wichtigste sei, "dass wir einen neuen LehrplanPlus haben, der deutlich mehr auf Kompetenzen setzt, der auch Inhalte anders verteilt", erzählt Köhler. Informatik werde zum Pflichtfach, auch wolle man die politische Bildung und das Demokratiebewusstsein der Schüler verstärkt in den Fokus rücken. Zusätzliche Schwerpunkte sind Digitales, Persönlichkeitsbildung, Studien- und Berufsorientierung, "Mint" - also die Ausrichtung auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik - sowie außerschulische Lernorte.

Herrschte diesbezüglich bei Schülern wie Eltern in der Vergangenheit oft Unsicherheit, weil es dabei auf Noten ankam, erreichen die Schüler nun mit Bestehen der zehnten Klasse automatisch den mittleren Schulabschluss - und das prüfungsfrei. Eine besondere Bedeutung kommt künftig der elften Klasse zu, berichtet Markus Köhler: "Hier soll stärker als bisher vorwissenschaftliches Arbeiten geübt werden. " Das P-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung bleibt in der elften Jahrgangsstufe, wird also nicht in die Abiturprüfung eingerechnet. "Auch Auslandsaufenthalte bieten sich dann an", so Köhler. Alles in allem ergäbe sich in der elften Klasse ein stärkerer Bezug auf die berufliche Orientierung, die auch in der neunten Klasse verstärkt werde, so Köhler.

Sport, Musik, vielleicht auch mal sich ehrenamtlich zu engagieren - dass dafür kaum Raum sei, war einer der am häufigsten geäußerten Kritikpunkte am G8, auch Schrobenhausener Eltern ärgerten sich darüber. Darauf wurde nun reagiert: In der Unter- und Mittelstufe werde der Nachmittagsunterricht deutlich reduziert, erzählt der Schulleiter des Gymnasiums. "Die Stundenausstattung eines jeden Fachs entspricht mindestens der im G8 - kein Fach wird schlechter gestellt -, die Intensivierungsstunden bleiben erhalten - allerdings in einem reduzierten Umfang", so Köhler.

Nun ist es ja so, dass Schüler, die jetzt die siebte Klasse besuchen - also der letzte G8-Jahrgang -, 2024 Abitur machen werden, die ersten aus dem G9 dann im Jahr 2026. Dazwischen, also 2025, werde es damit einen Jahrgang fast ohne Abiturienten geben, bestehend aus den Durchfallern des letzten G8-Jahrgangs, so Köhler. Wobei die Schulen an dieser Schnittstelle zusätzliche Stunden bekommen haben. Will heißen, man beginne jetzt schon damit, Kindern, die in der siebten Klasse hängen, mit zusätzlichen Fördermaßnahmen unter die Arme zu greifen, "damit die eben nicht, wenn sie wiederholen würden, zwei Jahre verlieren", so Köhler. Ganz vom Tisch ist die Möglichkeit, nach acht Jahren Abi zu machen, übrigens auch jetzt noch nicht. "Besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler können ihre Lernzeit um ein Jahr verkürzen, indem sie in den Jahrgangsstufen neun und zehn Zusatzmodule am Nachmittag belegen", berichtet Köhler. Auch diese Schüler können damit bis zur zehnten Jahrgangsstufe in ihren Klassen bleiben, überspringen dann allerdings die elfte Jahrgangsstufe. Das Ganze habe noch einen weiteren Pluspunkt, findet Köhler: "Auch die Vorbereitung eines Auslandsjahres in der Jahrgangsstufe elf lässt sich durch diese Module erleichtern. " Schüler, die diese Option wählten, würden nach dem Auslandsjahr in die zwölfte Jahrgangsstufe eintreten. Nicht gerüttelt werde dagegen am Konzept des Fünf-Fächer-Abiturs.

Noch nicht bis ins letzte Detail ausgetüftelt ist, wie genau die Oberstufe aussehen wird. Aber bis dahin ist auch noch Zeit. "Das müssen wir in fünf Jahren wissen, in vier Jahren bereiten wir die Kinder darauf vor", blickt Köhler voraus.

Und wie sieht es an seiner Schule bezüglich eines derzeit immer wieder diskutierten Themas aus - Stichwort Lehrermangel? "Wir sind sehr zufrieden, haben auch genau die Fächerverbindungen bekommen, die wir gebraucht haben", sagt Markus Köhler. Damit könne am Schrobenhausener Gymnasium der gesamte Pflichtunterricht abgedeckt werden.

Ute De Pascale