Mühlried
"Da geht man nicht von Bord"

Barbara Stamm und Josef Mederer sprachen über ihr Leben als Politiker

14.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:05 Uhr
Lockere Gesprächsrunde: Barbara Stamm (r.) und Josef Mederer beantworteten Fragen, die ihnen unter anderem die Gachenbacher CSU-Ortsvorsitzende Martina Fischer (Mitte) stellte. −Foto: Hofmann

Mühlried (SZ) Große Politiker im kleinen Rahmen, nicht im Bierzelt, sondern in einem Café in Mühlried - diese Idee der CSU hat sich offenbar bewährt. Die Präsidenten des Landtags, Barbara Stamm, und des Bezirkstags, Josef Mederer, hatten am Donnerstagabend offenbar auch ihren Spaß an der lockeren Gesprächsrunde vor rund 40 Besuchern.

Dass Barbara Stamm eine erfahrene Wahlkämpferin ist, wird an diesem Abend schnell klar: Sie schafft es immer wieder, ihre Antworten auf die recht weichen Fragen, die ihr gestellt werden, um ein paar Gedankenecken zu den Themen zu bringen, die man in Wahlkampfzeiten nun mal anspricht. Zum Beispiel und gerne immer wieder die Flüchtlingspolitik. Auch Josef Mederer kriegt die Kurve zumeist, bei ihm geht es dann ums Soziale. Klar, denn: "Der Bezirkstag ist das Sozialparlament, das soziale Gewissen von Bayern", sagt er. Allerdings erfahren die Besucher der Veranstaltung auch, dass der aus Altomünster stammende Mederer in Weilach zur Schule ging und in Schrobenhausen gefirmt wurde.

Generell geht es in den Fragen, die die Gachenbacher CSU-Ortsvorsitzende Martina Fischer und die Schrobenhausener Frauen-Union-Chefin Renate Gampl vorbereitet haben, auch weniger um Politik als um die Menschen Stamm und Mederer. Wie sie in die Politik gekommen sind, wollen die beiden CSU-Damen da zum Beispiel von ihren Gästen wissen. "Ich habe mich nie entschlossen: Ich gehe jetzt in die Politik", sagt Josef Mederer. "Das muss sich entwickeln, das muss sich aufbauen." Bei ihm habe das mit der Arbeit in der Gemeindeverwaltung von Schwabhausen begonnen, wo er dann Bürgermeister wurde. Seit zehn Jahren ist er nun Präsident des Oberbayerischen Bezirkstags.

Barbara Stamm, seit 1969 CSU-Mitglied, engagierte sich schon zu einer Zeit politisch, wo das für Frauen noch nicht selbstverständlich war. 1972 erstmals in den Würzburger Stadtrat gewählt, ist sie nun seit 2008 Landtagspräsidentin. Warum sie heute, mit 73 Jahren, immer noch dabei ist? "In schwierigen Zeiten geht man nicht von Bord", antwortet sie. Damit bezieht sie sich natürlich auch auf die am Vorabend veröffentlichten Umfragewerte, die einen weiteren Absturz der CSU zeigen. "Seit gestern Abend verstehe ich vieles nicht mehr", sagt sie. Sie räumt aber auch ein, dass sich die Kandidaten der Grünen gut präsentieren - "den Hofreiter aber verstecken sie, der ist nicht unbedingt ein Aushängeschild".

Offenbar sei es schwer, die Erfolge der CSU den Wählern zu vermitteln, meint Barbara Stamm: "Was können wir denn für die Sicherheit noch tun", fragt sie fast verzweifelt, und betont im Hinblick auf die G20-Krawalle des vergangenen Jahres: "In Bayern hätte es ein Hamburg nicht gegeben." Im Hinblick auf das Hoch der Linken in Bayern ermahnt sie aber auch die eigenen Leute: Wer den rechten Rand stärke, stärke auch den linken - "wir müssen die Mitte stärken!" Bei Josef Mederer läuft das alles offenbar schon etwas ruhiger ab: "Im Bezirkstag kooperieren wir erfolgreich mit der SPD."

Ein Thema des von CSU Gachenbach und Frauen-Union gemeinsam veranstalteten Abends ist auch das Thema "Frauen in der Politik". In der CSU-Fraktion im Bezirkstag seien 15 Männer und 15 Frauen, sagt Mederer, und das ganz ohne Quote. Ganz allgemein, da war man sich einig, könnten aber durchaus noch mehr Frauen in der Politik gebraucht werden, gerade auf kommunaler Ebene. Wie das zu erreichen ist? "Ein Patentrezept habe ich auch nicht", sagt Stamm. Auch wenn es noch viele Baustellen gebe wie "gleichen Lohn für gleiche Arbeit", sei schon viel erreicht worden: "Frauen sind heute in allen Gesellschaftsbereichen höchst qualifiziert."

Als schließlich die Besucher der Veranstaltung die Möglichkeit haben, sich direkt an Stamm und Mederer zu wenden, kommen nicht viele Fragen. Es geht dann, natürlich, um die Flüchtlingspolitik und um die wachsende Zahl psychisch Kranker (es gebe wohl gar nicht mehr psychisch Kranke als früher, meint Mederer, "wir gehen nur mit der psychischen Erkrankung immer offener um", deswegen stiegen die registrierten Fallzahlen). Scharfe Kritik müssen sich die Politiker nur einmal anhören, da geht es um die mangelnde Ausbildungsvergütung in therapeutischen Berufen. Danach kann Barbara Stamm in Ruhe einen Schluck trinken. Das Mineralwasser, das ihr hingestellt wurde, mag die Fränkin allerdings nicht: "Das habe ich heute schon so viel getrunken. Ich hätte gerne eine Weinschorle sauer."

Bernd Hofmann