Schrobenhausen
Er kam im Schlauchboot übers Mittelmeer

Schrobenhausener wollen Abschiebung eines Senegalesen verhindern

27.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Er ist beliebt bei vielen Menschen in Schrobenhausen: Der Senegalese Mamadou Ba soll in sein Heimatland abgeschoben werden. Doch damit sind nicht alle einverstanden. −Foto: privat

Schrobenhausen (SZ) Wir wissen, dass Mamadou uns hier fehlen würde, sagen seine Freunde.

Mit einer Unterschriftenliste setzen sie sich gemeinsam mit rund 400 weiteren Unterzeichnern gegen die Abschiebung des Senegalesen Mamadou Ba ein. Am Sonntag steigt im Kinderhaus Dreilinden eine „Mamadou-soll-bleiben“-Party.

Seit fast zwei Jahren ist Mamadou Ba aus dem Senegal in Schrobenhausen, das zu seinem Lebensmittelpunkt geworden ist. Er sei toll integriert, lerne eifrig Deutsch, erzählen die, die Mamadou Ba kennen. Trotz all seiner schlimmen Erlebnisse sei Mamadou Ba „ein aufgeschlossener, ehrlicher, hilfsbereiter Mensch geblieben“. Einzig aufgrund seiner Herkunft Senegal, das als sicheres Herkunftsland gilt, erhalte er keine Arbeitserlaubnis, echauffieren sie sich. Und das, obwohl sogar schon eine Lehrstelle als Beikoch organisiert war, für die es vom Ausländeramt dann allerdings kein grünes Licht gab.

Dabei würde Mamadou Ba gerne richtig arbeiten. So wie im Dreilindener Awo-Kinderhaus, wo er seit über einem halben Jahr als „Junge für alles“ gemeinnützig, also für 80 Cent pro Stunde, jobbt – eine Unterstützung, die den Erzieherinnen nur allzu willkommen ist, auch des guten männlichen Vorbilds wegen, das er den Kindern mit auf ihren Lebensweg gibt. Die Kleinen indes setzen ganz andere Prioritäten: Sie schätzen Mamadou in erster Linie als super Spielpartner und lieben es, mit ihm Musik zu machen. „Mamadou ist den Kindern des Kinderhauses Dreilinden, deren Eltern und seinen Kolleginnen so sehr ans Herz gewachsen“, erzählt Renate Schwäricke, die sich gemeinsam mit Mitstreitern für Mamadou Ba einsetzt. „Egal ob Krötenzaun aufbauen, Kindergruppe begleiten, Ramadama, Stadtlauf oder Französisch-Konversation mit den aktiven Senioren: Mamadou sagt ja“, schwärmt Renate Schwäricke. Er trommle auf Veranstaltungen, spiele Fußball und bekoche seine Mitbewohner in der Unterkunft, sei kontaktfreudig, tolerant, großherzig – allesamt Charaktereigenschaften, die es ihm ermöglichten, trotz sprachlicher Hürden einen eigenen Freundeskreis aufzubauen. Dass er nun zurück soll in ein korruptes Land, in dem ihm für seinen Einsatz für die Demokratie eine Strafe droht, wollen seine Unterstützer nicht hinnehmen. Mit einer Unterschriftenliste – wegen des negativ beschiedenen Asylantrags liegt die Zuständigkeit mittlerweile bei der Ausländerbehörde der Regierung von Oberbayern, wo Schwäricke am 7. Juli die Liste übergeben möchte – bitten sie darum, die Abschiebung auszusetzen und Mamadou Ba eine Chance zu geben, indem ihm eine Arbeitserlaubnis erteilt oder zumindest befristet gestattet wird, eine Ausbildung in Deutschland zu machen. Auch bei der Benefizparty am Sonntag liegen die Unterschriftenlisten aus. Außerdem wollen die Unterstützer Geld für eine Fachanwältin sammeln, die einen weiteren Asylantrag stellen wird. Und auch ein medizinisches Gutachten ist nötig, dessen Kosten noch nicht feststehen. Schließlich ging Mamadou Bas langer Weg nach Deutschland nicht spurlos an dem 35-Jährigen vorüber, er leidet unter einem Fluchttrauma. Allein die Kurzversion seiner Flucht lässt erahnen, weshalb: Zwei Jahre sei er willkürlich in einem libyschen Gefängnis unter schlimmsten Bedingungen inhaftiert gewesen, erzählt Schwäricke, anschließend ging es im Schlauchboot übers Mittelmeer, um danach in italienischen Auffanglagern zu stranden. Sein Asylverfahren in Deutschland zog sich über eineinhalb Jahre – die Hoffnung hat Mamadou Ba dennoch nie aufgegeben. Vor allem diese Chance hat er jetzt noch: dass sich möglichst viele für ihn einsetzen. Das können die Besucher der Benefizparty am Sonntag ab 15 Uhr tun – und Mamadou Ba damit beweisen, dass er nicht allein ist. Elternbeirat und Awo-Vorstand unterstützen die Aktion, nicht zuletzt, weil Integration ein zentraler Pfeiler im Awo-Kinderhaus-Konzept ist.

Eine bierernste Geschichte wird die Benefizparty übrigens trotz des traurigen Hintergrunds nicht. So dürfte etwa Carola Morgenschweis-Siegl mit ihrer Trommelgruppe Pep in die Veranstaltung bringen. Dann gibt’s den Bücherflohmarkt, dessen Erlös teilweise in die Mamadou-Hilfe einfließt. Und selbstverständlich leisten auch die Kleinen selber einen Beitrag, und zwar kreativer Art: Ihre selbst gemachten Kunstwerke werden versteigert.