Schrobenhausen
Jetzt reden Englert und Bickel

Am Dienstag soll der Finanzausschuss die vhs-Zuschusserhöhung auf 180000 Euro absegnen - diesmal nichtöffentlich

10.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:04 Uhr
Die neue Einrichtung im Anmeldezimmer des vhs-Hauses sorgt für Gesprächsstoff. Klaus Englert, Vorsitzender des Vereins "Volkshochschule Schrobenhausen" wehrt sich gegen den Vorwurf, dass nach der Schimmelsanierung eine "Schicki-Micki-Geschäftsstelle" eingerichtet worden sei. −Foto: Wöhrle

Schrobenhausen (SZ) Der Wechsel in der Leitung der Schrobenhausener Volkshochschule verlief doch nicht so harmonisch, wie es zunächst den Anschein hatte. Seit die neue Leiterin Jana Gerstmair in der jüngsten Hauptausschusssitzung vom schlechten Zustand des vhs-Gebäudes in der Lenbachstraße berichtet und ihr Vorgänger Benno Bickel in einem Leserbrief geantwortet hat, ist das Thema in aller Munde. Mittlerweile kursieren so viele Gerüchte, dass die SZ nachgefragt hat.

In den vergangenen acht Jahren bekam die Schrobenhausener Volkshochschule einen unverändert hohen Defizitausgleich von jährlich 115000 Euro. Heuer legt die Stadt zusätzlich 85000 Euro drauf, so dass 2018 insgesamt 200000 Euro in die Erwachsenenbildungseinrichtung in der Lenbachstraße fließen. Jana Gerstmair, seit Beginn dieses Jahres neue vhs-Leiterin, hat die zusätzliche Summe in der Haupt- und Finanzausschusssitzung am 20. November genehmigt bekommen (wir berichteten). Seither schießen die Gerüchte darüber ins Kraut, wie das Minus zustandekam. Gerstmairs Vorgänger, der langjährige vhs-Geschäftsführer Benno Bickel (kleines Foto), warf ihr öffentlich vor, "eine sündteure Schicki-Micki-Geschäftsstelle aus Steuergeldern einzurichten und einen Raum, in dem früher zwei Leute arbeiteten, in ein exklusives Chefbüro zu verwandeln". Darüber hinaus zog er in Zweifel, dass bei der Neubesetzung der Leitungsposition alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Wie wurde bei der Neubesetzung der Leiterposition vorgangen?

"Das Auswahlverfahren ist transparent und in Abstimmung mit Benno Bickel verlaufen", betont Klaus Englert, als Vorsitzender des Vereins "Volkshochschule Schrobenhausen" der Arbeitgeber der vhs-Beschäftigten. Insgesamt seien auf die öffentliche Ausschreibung hin 19 Bewerbungen eingegangen. Ein Großteil der Interessenten an der Stelle sei jedoch nicht infrage gekommen. Dennoch habe der Vorstand, bestehend aus ihm selbst und seinem Stellvertreter Roland Schneidt als den beiden Vorsitzenden sowie dem Beirat, einen Nachmittag lang alle Bewerbungen gesichtet und vier Kandidaten in die engere Wahl genommen. Da drei dieser vier Kandidaten den Vorstandsmitgliedern persönlich bekannt gewesen seien, habe man auf eine Vorstellungsrunde komplett verzichtet. Am Ende der Nachmittagssitzung sei eine einstimmige Entscheidung für Jana Gerstmair als neue vhs-Leiterin gefallen. Diese habe als langjährige Beirätin selbstverständlich nicht an der Sitzung teilgenommen.

Ganz anders hat der frühere vhs-Geschäftsführer Bickel die Sache erlebt. Er habe die eingehenden 19 Bewerbungen - darunter nach seiner Beurteilung sechs bis sieben hochqualifizierte Kandidaten passenden Alters mit Ausbildungen im Bereich der Erwachsenenpädagogik und mit Leitungserfahrung - gesammelt und für ein Auswahlverfahren vorbereitet, das jedoch nie stattgefunden habe. In der entscheidenden Vorstandssitzung habe der Vorsitzende eine weitere Bewerbung auf den Tisch gelegt, mit der Bemerkung, die ideale Kandidatin gefunden zu haben.

Was hat die neue Büroeinrichtung gekostet?

Im mit vier Arbeitsplätzen ausgestatteten Großraumbüro sei hinter einem Schrank massiver Schimmelbefall entdeckt worden, so Englert. Daraufhin wurde die Wand saniert - auf Kosten der Stadt, die für den Gebäudeunterhalt zuständig ist. Außerdem wurde bei dieser Gelegenheit der Fußboden erneuert und der Raum mit neuen Büromöbeln ausgestattet. Die Gesamtkosten dafür lagen laut Englert bei 18000 Euro. Bei der Auswahl der Raumausstattung, die in Abstimmung mit dem Bürgermeister und dem Kämmerer erfolgt sei, habe man das "bestmögliche Billige" ausgesucht und keineswegs die Luxusvariante. Beim Büro, das sich die neue vhs-Leiterin eingerichtet hat, seien ausschließlich gebrauchte Möbel verwendet worden, so Englert, von einem "exklusiven Chefbüro" könne keine Rede sein.

Benno Bickel dagegen kann die Notwendigkeit einer Rundumerneuerung des Großraumbüros nicht nachvollziehen. "Die Einrichtung war voll funktionsfähig, sie war auch nicht schäbig oder abgenutzt", betont er. "Der einzige Fehler war, dass bei einem Schreibtisch eine Leiste heruntergebrochen war, die man aber leicht wieder hätte anbringen können." Der Schimmelbefall an einer Zwischenmauer sei schon vor fünf Jahren entdeckt worden und seither jährlich an die Stadt gemeldet worden, so Bickel. Einmal habe ein Mitarbeiter des Bauamts die Wand begutachtet und daraufhin erklärt, dass es sich dabei gar nicht um Schimmel handle. Vor diesem Hintergrund ärgert es Bickel ganz besonders, "dass plötzlich Dinge, die an der Verweigerung der Stadt gescheitert sind, als Versäumnis der vhs dargestellt werden".

Wieso musste die gesamte EDV erneuert werden? Was hat die Neuausstattung gekostet?

Für die neue EDV wurden 42000 Euro ausgegeben, hinzu kommen 22000 Euro für die Rückführung des Servers und die Einrichtung der IT mit Hardware sowie 5000 Euro für einen Relaunch und Zusatzbausteine - insgesamt also 69000 Euro. Die EDV-Anlage war nicht mehr zeitgemäß, so Englert. Aufgrund der vielen Ausfälle hätten die vhs-Beschäftigten zeitweise nicht arbeiten können.

"Stimmt nicht", sagt Benno Bickel. Bis zum 31. Dezember 2017, seinem letzten Arbeitstag, habe es keine schwerwiegenden Beeinträchtigungen gegeben. Zudem sei die Computerausstattung voll auf der Höhe der Zeit gewesen. "Das war ein voll einsatzfähiges, auf dem Stand der Technik befindliches EDV-System", unterstreicht er. "Da habe ich auch EDV-Dozenten als Zeugen." Die Rechner waren fünf bis sechs Jahre alt, die Laptops etwa vier Jahre. "Alle Geräte waren von der Leistungsfähigkeit her weit über dem, was im Kursbetrieb oder in der Verwaltung erforderlich wäre", erklärt Bickel. "Sie waren halt nicht so schick - das ist alles." Tatsächlich habe die Internetgeschwindigkeit durch die Auslagerung des Servers in eine Schrobenhausener Fachfirma manchmal zu wünschen übrig gelassen, räumt er ein. Das habe aber nicht an den Computern gelegen, sondern an der Leitung, und habe sich mit der Rückführung des Servers erledigt, so Bickel.

Ist der städtische Zuschuss von 115000 Euro im Jahr ausreichend oder nicht?

"Nein", erklärt Englert und fordert: "Wir brauchen 180000 Euro." Zudem will er darauf hinwirken, dass der Betriebsvertrag, der zwischen seinem Verein und der Stadt Schrobenhausen besteht, geändert wird. So soll die Stadt als Eigentümerin des vhs-Gebäudes künftig die laufenden Reinigungs- und Heizungskosten übernehmen. "Da geht es um größere Summen", betont Englert.

Nein, der Zuschuss reiche nicht mehr ganz aus, sagt auch der frühere vhs-Leiter Bickel: "Wenn ich noch weitergemacht hätte, hätte ich vielleicht nächstes oder übernächstes Jahr die Stadt um eine kleine Erhöhung gebeten. Meine Vorstellung lag bei 10000 bis 15000 Euro - mehr hätte ich nicht gebraucht."