Schrobenhausen
Vier für das Kreiskrankenhaus

Landratskandidaten präsentierten sich bei der Podiumsdiskussion unserer Zeitung vor 300 Besuchern

14.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Viele Informationen, viele Meinungen, aber keine persönlichen Angriffe: Bei der Podiumsdiskussion im Pfarrsaal wurde sachlich debattiert. V.l.: Peter von der Grün, Jürgen Spindler, Werner Widuckel, Norbert Mages, Mathias Petry und Fridolin Gössl. −Foto: M. Schalk

Schrobenhausen (SZ) Einen hitzigen Schlagabtausch haben sie sich nicht geliefert, eine eifrige Diskussion aber sehr wohl: Bei der Podiumsdiskussion der Schrobenhausener Zeitung am Montagabend zeigten die vier Landratskandidaten deutlich mehr Einvernehmen als Konfliktpotenzial. Man könnte sie sich auch gemeinsam an der Bar vorstellen, bei Bierchen oder Holunderschorle über Politik diskutierend.

Natürlich, bei Themen wie Windrädern oder Umgehungsstraßen gehen die Meinungen schon auseinander - da bleibt dem Landratskandidaten der Grünen, Norbert Mages, ja gar nichts anderes übrig, als sich für eine Abschaffung der 10-H-Regelung auszusprechen und das Goachat vor einem Asphaltband bewahren zu wollen. Und Werner Widuckel, der für die SPD ins Landratsamt einziehen möchte, ist als Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft ja direkt in das Projekt eingebunden. Peter von der Grün, der Kandidat der Freien Wähler, zeigt sich der Windenergie im Landkreis gegenüber dagegen "sehr, sehr skeptisch". Und Fridolin Gößl, der CSU-Bürgermeister von Oberhausen, der ebenfalls auf den Chefsessel im Landratsamt wechseln möchte, legt sich nicht fest und betont, dass hier "intensive Diskussionen" mit den Kommunen und Bürgern notwendig seien.

Schnell merkt man, wo die vier Kandidaten ihre Fanclubs unter den rund 300 Besuchern im vollen Pfarrsaal haben. Da gibt's dann schon mal Applaus, auch wenn der favorisierte Bewerber grade mal eigentlich gar nichts gesagt hat. Was allerdings nicht so oft vorkommt: Alle vier wirken gut vorbereitet, man merkt, dass sie schon seit Langem kommunalpolitisch aktiv sind, ob nun als langjähriger Bürgermeister (Gößl), Ortsverbandsvorsitzender (Mages) oder Kreisrat (von der Grün, Widuckel).

Und so kennen sie sich auch alle ganz gut mit dem Schrobenhausener Kreiskrankenhaus aus. Dass es erhalten werden muss, darüber besteht sowieso Konsens; dass investiert werden muss und dass eine solche Einrichtung wohl immer ein Zuschussbetrieb bleiben wird, ist aber auch allen klar. Fridolin Gößl schlägt eine Vernetzung mit den Allgemeinärzten vor, Norbert Mages einen Regionalverbund mit Kliniken wie Aichach, Pfaffenhofen und Donauwörth, in dem jeder seine eigenen Spezialisierungen ausspielen könne. Hier könne sich das Schrobenhausener Kreiskrankenhaus mit der Ausrichtung auf die Akutgeriatrie einbringen, ergänzt Widuckel, während von der Grün mahnt, das Defizit im Blick zu haben. In Situationen wie diesen hat man als Zuhörer der Podiumsdiskussion das Gefühl, diese vier Herren könnten in manchem ein wunderbares Team bilden - und sollten sich den Job des Landrats einfach teilen?

Das geht natürlich nicht. Und damit sich die Wähler ein besseres Bild von den vier Kandidaten machen können, kitzeln die SZ-Redakteure Mathias Petry und Jürgen Spindler, die die Diskussion moderieren, auch ein paar private Informationen aus den Politikern heraus. So erfährt man, dass die größte Schwäche von Peter von der Grün Schokolade ist und der Freie Wähler außerdem aus dem selben Jahrgang ist wie der Landkreis, den er demnächst leiten möchte. Fridolin Gößl fährt gerne nach Südtirol in den Urlaub ("einfach die Natur genießen - und gutes Essen") und ist als Club-Fan fast so leidensfähig wie ein Sechz'ger. Werner Widuckel hat es da als BVB-Fan derzeit einfacher (wenn er auch für dieses Outing die wohl einzigen Buh-Rufe des Abends erntet) und ist außerdem "ein wahrer Cineast". Norbert Mages schaut vornehmlich Arte und ist ansonsten eine echte Leseratte.

Schließlich sollen die Kandidaten mit dem Daumen nach oben oder unten die Frage beantworten, ob es eine Stichwahl geben wird oder nicht. Schnell sind drei Daumen oben - nur Fridolin Gößl mag sich nicht so recht entscheiden, senkt dann aber schließlich den Daumen. Am kommenden Sonntagabend ist alles entschieden, meint er damit. (Weiterer Bericht folgt.)

Bernd Hofmann